Österreichs Davis-Cup-Team bilanziert nach dem ersten Tag des Länderkampfs der Qualifikationsrunde in Südkorea mit einem 1:1. Nachdem Dennis Novak am Freitag in Seoul die erstmals von Jürgen Melzer betreuten Gäste gegen Nam Ji Sung nach nur 56 Minuten mit 6:1,6:4 in Front gebracht hatte, konnte Jurij Rodionov nicht wie erhofft den zweiten Punkt machen. Rodionov musste sich der südkoreanischen Nummer eins, Kwon Soonwoo, nach 98 Minuten mit 5:7,4:6 beugen.
Der Länderkampf wird am Samstag (ab 03.00 Uhr MEZ) zunächst mit dem Doppel und dann den beiden Einzeln fortgesetzt. Der Sieger qualifiziert sich für die Gruppenphase des Finalturniers vom 14. bis 18. September, der Verlierer kämpft am 16./17.9. im Play-off gegen den Abstieg in die Weltgruppe I.
"Es waren zwei unterschiedliche Partien. Dennis ist rausgekommen, hat vom ersten Punkt an Gas gegeben, hat genau seinen Matchplan umgesetzt. Er hat aggressiv gespielt und dem (Gegner) kaum Zeit gegeben, sein Spiel zu spielen", erklärte Neo-Kapitän Melzer in der Zoom-Pressekonferenz der APA. Man habe den Klassenunterschied gesehen. "Das größte Lob, das ich ihm ausspreche, ist, dass er es wirklich vom ersten bis zum letzten (Punkt) durchgezogen hat und nicht ein Hänger drinnen war."
Rodionovs erster Aufschlag gab den Ausschlag
Das zweite Match von Rodionov sei ganz anders verlaufen. "Da hat der Kwon angefangen, wie aus der Pistole geschossen. Das war wirklich unfassbar, was der die ersten drei Games bis zu 2:0, 0:40 gezeigt hat", gestand Österreichs Rekord-Davis-Cup-Spieler. "Dann hat sich Jurij aber reingefightet und das hat mir extrem getaugt. Dann war es ein Match auf Augenhöhe, das wenige Punkte entschieden haben. Kwon hat die wichtigen Punkte besser gespielt." Ein Mitgrund für die Niederlage sei der erste Aufschlag gewesen, der bei Rodionov nicht nach Wunsch funktioniert hat. "Dann ist es ganz schwierig, weil Kwon retourniert super, du bist sofort am hinteren Fuß. Aber er hat gefightet bis zum Ende, das stimmt mich sehr positiv für morgen, dass wir da in den Einzeln wieder sehr gut dastehen."
Novak hatte den Österreichern einen perfekten Auftakt beschert. Der in Abwesenheit des rekonvaleszenten Dominic Thiem als rot-weiß-rote Nummer eins fungierende Novak wurde seiner Favoritenrolle gegen Nam gerecht. Nam liegt im Ranking nur auf Platz 462, Novak ist aktuell 143. Dieser Unterschied war auf dem Platz zu sehen. Schnelle Breaks zum 3:1 und 5:1 und überhaupt sieben Games in Folge nach dem 1:1 im ersten Satz sorgten schnell für klare Verhältnisse für Novak.
"Ich weiß, dass ich gut spielen kann. Ich hab' die Woche sehr gut trainiert, hab auch die letzten Wochen gut gespielt", resümierte Novak. Er habe jede Chance gut genutzt und gut gespielt. "Ich fühle mich da wohl, mir taugt es, da zu spielen."
Rodionov: "Glaube, ich bin bereit für morgen"
Die strengen Sicherheitsvorkehrungen samt "Bubble" wegen Corona stören Novak nicht. "Wir haben ein super Team, deswegen ist es für uns ein Auswärtsspiel wie jedes andere, weil wir uns alle zusammen haben." Novak lobt die tolle Stimmung im Team und schaut positiv in Richtung Entscheidungstag. "Jetzt sind wir eh nicht mehr so lang da in der Bubble, deswegen werden wir da morgen zugreifen und uns verabschieden."
Rodionov konnte den Vorteil der 1:0-Führung im Rücken im Anschluss nicht nutzen. Der Niederösterreicher war gegen die Nummer 65 Kwon allerdings auch als Außenseiter ins Match gegangen. Kwon ist der bestplatzierte Spieler im sehr kühlen Olympic Tennis Park von Seoul, wo Heizstrahler in den Pausen für etwas Wärme sorgten. Rodionov glich zwar ein 0:2,0:40 noch zum 3:3 aus, und wehrte in der Folge bei 4:5 einen Satzball ab, gab aber satzentscheidend zum 5:6 erneut den Aufschlag ab. Nach dem 5:7 startete der zweite Durchgang mit drei Breaks en suite, jenes zum 1:2 gegen Rodionov war für den Weltranglisten-194. aber nicht mehr aufzuholen.
"Ich würde sagen, das war von mir eine sehr gute Vorstellung. Ich hab' um jeden Punkt gekämpft von Anfang bis zum Ende, leider war der Grund, warum ich verloren habe, der Aufschlag. Aber ich glaube, ich bin bereit für morgen." In seinem zweiten Einzel wird Rodionov der Favorit sein.
Gruppenphase in Österreich?
Für Melzer ist es nach 38 Länderkämpfen als aktiver Spieler der erste als Kapitän. Wie er sich in der neuen Rolle fühlt? "Es ist was ganz anderes. Du lebst auf der Bank jeden Punkt mit, du versuchst zu pushen, zu analysieren, du schaust, dass du die nötigen Inputs für die Spieler parat hast, wenn sie kommen. Klar ist es anstrengend, wenn du dort zwei Partien sitzt und im Kopf jeden Punkt selber mitspielst. Aber es hat mir Spaß gemacht und es war auch eine gute Stimmung da", schilderte der ehemalige Weltranglisten-Achte seine neue Aufgabe. Er versuche, das Umfeld zu schaffen, um seine Spieler gut vorzubereiten. "Den Ball rüberspielen müssen sie und das haben sie heute im großen Teil heute sehr gut gemacht."
Auch wenn Österreich noch zwei Punkte vom Sieg trennen, wofür ein erhoffter Doppelpunkt schon vorentscheidend sein könnte: die Gruppenphase ist das große Ziel. Vielleicht sogar ein weiteres Mal in Österreich? "Ja, es liegt nicht ganz an uns, wir brauchen auch einen Veranstalter dazu. Herwig (Straka, Anm.) hat eine Absichtserklärung abgegeben", verriet Melzer, der im ÖTV auch die Funktion des Sportdirektors ausübt. "Ob es wirklich dazukommt, muss man die nächsten Wochen abwarten, jetzt brauchen wir mal einen Sieg, sonst brauchen wir das nicht zu diskutieren."