In der Nacht auf Freitag (3 Uhr MEZ) schlägt Österreich in Seoul gegen Südkorea auf. Auf dem Spiel steht die Qualifikation für das Davis-Cup-Finalturnier der besten 16 Nationen der Welt. Angeführt wird das Quartett Dennis Novak, Jurij Rodionov, Alexander Erler und Lucas Miedler von Neo-Kapitän Jürgen Melzer, der nach dem Ausfall von Philipp Oswald (Corona) im Notfall im Doppel sein Arbeitsgerät aus der Tennispension holen würde. Aber nicht nur für Melzer, sondern auch für Martin Ohneberg ist es eine Premiere – nämlich als Präsident des österreichischen Tennisverbandes ÖTV.
Der Vorarlberger hat Ende Jänner die Geschäfte von Magnus Brunner übernommen und erwartet in der Halle des Olympic Parks einen „heißen Kampf. Jürgen Melzer hat seine Leute gut vorbereitet, außerdem fällt für die Gastgeber der Heimvorteil weg, da aufgrund der Pandemie nur 200 Zuschauer zugelassen sind“, sagt der Bregenzer Unternehmer, der gestern Richtung Asien abhob und die Bedeutung eines erhofften Sieges hervorhebt: „Es hätte einen hohen sportlichen Wert, eine Vorbildwirkung und würde sich für Spieler und Verband finanziell extrem bezahlt machen.“
Bei einem Sieg folgt die Bewerbung
2021 stellte man mit Innsbruck einen der Austragungsorte der Finalturniere. „Aufgrund der Pandemie waren keine Zuschauer erlaubt und so schrieb der Verband ein Minus. Sollten wir nun den Aufstieg schaffen, wollen wir uns wieder bewerben. Unser Interesse haben wir bei der ITF bereits deponiert.“ Apropos ITF – der Beschluss, russische und weißrussische Mannschaften von allen Tennis-Bewerben auszuschließen, wird vom ÖTV unterstützt. „Eigentlich soll Sport verbinden, doch in diesem Fall macht es Sinn, sie auszuschließen. Aber es war auch richtig, einzelne Spieler nicht mit einem Berufsverbot zu belegen“, betont Ohneberg.
Dass die ÖTV-Truppe in Seoul nicht vom nach wie vor verletzten Dominic Thiem unterstützt werden kann, bedauert der 51-Jährige: „Der Leidtragendste ist aber er selbst. Hoffentlich klappt es jetzt mit dem Comeback in Indian Wells. Und wenn er wieder fit ist, kann man auch im Davis Cup wieder mit ihm rechnen. Er hat immer gespielt, wenn es sein Terminkalender erlaubt hat. Ein Einsatz kommt ja auch ihm zugute, hilft es ihm doch bei seiner Reputation und seinem Marktwert.“
Ohne Thiem sieht es in Österreichs Herren-Tennis derzeit jedoch nicht so rosig aus. Weder Novak noch Rodionov oder Sebastian Ofner haben es in der Vergangenheit geschafft, sich in den Top 100 zu etablieren bzw. sich hineinzuspielen. Ohneberg: „Natürlich wäre es wünschenswert, mehr Spieler in den Top 50 zu haben. Und wir sind bemüht, in der Spitze besser und breiter zu werden.“
Ohnebergs Säulen des Erfolgs
Wie das funktionieren soll? „Ein Fokus liegt auf der Trainerausbildung, ein weiterer auf dem internationalen Turnierangebot. Derzeit haben wir zwei ATP- und ein WTA-Turnier, drei Challenger und 19 ITF-Events. Da ist uns ein ordentlicher Schritt gelungen, doch wollen wir das noch weiter ausbauen, würde es den heimischen Spielern doch hinsichtlich Wildcards und Reisekosten helfen“, sagt Ohneberg, dem auch das Leistungszentrum Südstadt ein Anliegen ist: „Dort haben wir mit Melzer einen guten Kopf und wollen die Qualität weiter anheben. Auch hinsichtlich Schule wäre es schön, würde man da eine standortunabhängige Lösung finden. Stichwort: Digitalisierung.“
Bleibt zu guter Letzt eine noch intensivere Zusammenarbeit mit den Landesverbänden und Akademien. Ein Wunschdenken? „Natürlich muss man ein bisschen ein Idealist sein, aber wir müssen im Sinne des Tennis die Kräfte bündeln. Und es hat diesbezüglich auch bereits super Gespräche mit Wolfgang Thiem und Günter Bresnik gegeben“, versprüht Ohneberg Optimismus.