Für Österreichs Davis-Cup-Team wird es zwar erst am 4./5. März ernst, doch schon am (heutigen) Donnerstag ist die ÖTV-Equipe zum wichtigen Auswärts-Länderkampf der Qualifikationsrunde nach Südkorea gereist. Einerseits die Coronamaßnahmen, andererseits den Jetlag gilt es bis zum Beginn in acht Tagen zu überwinden. Kurzfristig aus dem Team von Neo-Kapitän Jürgen Melzer gefallen ist Doppelspezialist Philipp Oswald. Der Vorarlberger testete am Mittwochabend positiv auf Corona.
"Es ist extrem bitter, dass er ausfällt, weil er zum letzten möglichen Zeitpunkt vor der Abreise positiv getestet wurde", erklärte Melzer. "Er wird dem Team fehlen." Auf den über zwölfstündigen Weg nach Seoul begaben sich Dennis Novak, Jurij Rodionov, Lucas Miedler und Alexander Erler. Da wegen Oswalds Erkrankung kurzfristig wegen der Einreisebestimmungen kein Ersatz gefunden werden konnte, hat sich Melzer für den äußersten Notfall selbst auf die Spielerliste gesetzt. Normalerweise sind aber die Kitzbühel-Sieger Miedler/Erler für das Doppel fix eingeplant.
Strenge Vorschriften
Melzer wird wegen des Begräbnisses seines langjährigen Managers Ronald Leitgeb erst am Freitag nach Seoul nachfliegen. In Seoul muss das Team nach einem Coronatest bis zum erhofften negativen Ergebnis in ein Quarantäne-Hotel. Auch danach gibt es eine strenge "Bubble". "Wir dürfen uns nur zwischen Hotel und Anlage bewegen", schilderte der 40-jährige Melzer. Als einziger Frischluftbereich stehe ein Trainingscourt im Freien zur Verfügung. "Umso mehr gilt es die ersten Tage, nur mal locker reinzufinden, den Platz kennenzulernen, mit dem Jetlag zu kämpfen."
Österreichs Rekord-Davis-Cupper Melzer fungiert erstmals als Kapitän. "Ich liebe diesen Bewerb! Ich freue mich darauf, die Jungs drauf vorzubereiten, sie am Wettkampf-Wochenende zu pushen, den Funken von der Bank überspringen zu lassen und Gas zu geben, meine Erfahrung aus dem Bewerb dann auch eins zu eins weitergeben zu können und von der Bank aus auf unsere Spieler wirklich auch einwirken zu können", erklärte der Ex-Weltranglisten-Achte in einer ÖTV-Aussendung.
Chancen laut Melzer bei 50:50
Gespielt wird in Seoul auf schnellem Hartplatz, der Sieger qualifiziert sich für das Finalturnier, das diesmal zunächst an vier Schauplätzen die Gruppenspiele absolviert. Freilich ist es erklärtes Ziel der Österreicher, wieder daran teilzunehmen. Melzer sieht die Chancen bei 50:50. "Ich rechne mit einer ganz, ganz engen Kiste", glaubt Melzer. Das Doppel könnte vorentscheidend sein. Die Form der aufstrebenden Nummer eins der Gastgeber, Soonwoo Kwon (ATP-60.), bereitet Melzer keine Sorgen. "Wir sind sicherlich nicht der Favorit in den Partien gegen ihn, aber er ist auch schlagbar und hat viel Druck. Er führt sein Team an und muss wohl beide Einzel gewinnen."
Insgesamt gibt es in diesem Format am Freitag zwei Einzel, dann am Samstag zunächst das Doppel und weitere zwei Einzel - im best-of-three-Modus. Die Form von Novak und Rodionov, die unter normalen Umständen für das Einzel wohl fix sind, sieht Melzer als gut, beide Spieler würden auf die Einsätze "brennen". Ein Sieg in Seoul wäre für Melzer "extrem wichtig". "Das ist ein riesengroßes Event im September dann, für das wir uns qualifizieren können. Abermals zu den besten 16 Nationen der Welt zu gehören, wäre für Österreichs Tennissport von enorm hoher Bedeutung."