Für 18.15 Uhr war am heutigen Montagabend eine Online-Pressekonferenz mit Dominic Thiem anberaumt – es sollte der mediale Startschuss für das Comeback des Österreichers beim ATP-Turnier im argentinischen Córdoba sein. Doch zehn Minuten zuvor trudelte ein E-Mail in die Redaktion herein. Der bittere Inhalt: Dominic Thiem muss aufgrund einer Bänderverletzung zwischen zwei Handknöcheln seiner rechten Schlaghand die Rückkehr auf seinen Arbeitsplatz erneut verschieben.

„Bis vor meinem Abflug nach Südamerika konnte ich voll trainieren, dann hat die Hand zu schmerzen begonnen“, schildert der Lichtenwörther das Dilemma. Aber: „Es hat nichts mit meinem Handgelenk zu tun, da passt alles super. Es ist einfach die Folge einer Überbelastung.“ Wie lange sich sein Comeback nun erneut nach hinten verschiebt, kann Thiem, der mittlerweile seit sieben Monaten außer Gefecht ist, noch nicht genau sagen. „Man weiß nicht, wie lange so etwas dauert. Entweder ein paar Tage oder zwei Wochen. In den kommenden Tagen werde ich mehr wissen.“

Antreten bei Argentina Open wackelt

Bis dahin wird der Niederösterreicher, der im ATP-Ranking mittlerweile auf Position 37 abgerutscht ist, entweder in Córdoba bleiben oder nach Buenos Aires weiterfliegen. Dort hat der US-Open-Sieger 2020 für die am 7. Februar startenden Argentina Open genannt. Allerdings ist ein Antreten von Thiem stark zu bezweifeln. So räumte der 17-fache Turniersieger zudem ein, auch etwas Trainingsrückstand zu haben. „Und ich möchte erst dann wieder zurückkehren, wenn ich zu einhundert Prozent ready bin. Und das ist im Moment noch nicht der Fall.“

Dabei will sich Thiem auch an Australian-Open-Sieger Rafael Nadal eine Anleihe nehmen. „Er ist eine Rieseninspiration. Aber seine Vorgeschichte mit der Fußverletzung hat mir eben auch gezeigt, dass es erst dann einen Sinn macht, wieder ein Match auf der Tour zu bestreiten, wenn man vollkommen fit und konkurrenzfähig ist.“ Und konkurrenzfähig fühlt sich der 28-Jährige zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht: „Ich habe noch keine Punkte und auch keine Trainingssätze gespielt. Dafür wäre in Santiago alles angerichtet gewesen – Sparringspartner und Plätze. Doch dann ist eben das neue Problem aufgetaucht und ich musste das Training abbrechen.“ Wann er glaubt, wieder mit den ganz Großen mithalten zu können? „Ich glaube, Mitte März in Indian Wells ist es realistisch, dass ich bis dahin wieder so ziemlich der Alte bin.“

Erfreulich ist zumindest schon jetzt, dass Thiem in sein Handgelenk wieder volles Vertrauen hat. „Das war ungefähr eine Woche vor meiner Abreise nach Südamerika. Da habe ich die Vorhand voll durchgezogen und den Punkt erreicht, dass die Angst, das Handgelenk könnte nicht halten, endlich weg war.“ Und daher würde bis auf diesen außerplanmäßigen Rückfall hinsichtlich Comeback nach wie vor alles auf Schiene sein: „Seitdem mir das mit dem Handgelenk zum zweiten Mal passiert ist, läuft alles wie gewünscht“, betont Thiem. „Dass ich in Abu Dhabi wegen der Verkühlung absagen musste, war nicht wirklich überraschend. Nach den extremen Belastungen der vergangenen Monate war klar, dass mein System irgendwann zusammenbricht. Und auch dieser Rückschlag ist völlig normal. Das Ganze ist eben ein Geduldsspiel.“

„Kann noch nicht um Turniersieg mitspielen“

Und so rechnet der Österreicher vor, dass er sich in puncto Rückkehr momentan bei 95 Prozent befinde. „Es fehlen nur noch fünf Prozent, aber die werden bestimmt noch sehr hart. Es fehlen noch ein paar kleine Schritte. Im Moment sehe ich mich aber definitiv noch nicht so weit, um einen Turniersieg mitspielen zu können.“ Was es dafür noch benötigen würde? „Ich brauche auf alle Fälle vier oder fünf Tage am Stück, wo ich jeweils am Vormittag und am Nachmittag ein paar Trainingssätze spielen kann. Erst, wenn der Körper das zu einhundert Prozent verträgt, kann ich wieder rausgehen und auf der Tour bestehen.“

Das Feuer würde in ihm auf alle Fälle noch brennen. „Ich habe in den vergangenen vier, fünf Monaten viel trainiert und extrem geschuftet. Jetzt will ich aber endlich wieder Matches spielen. Weil dafür macht man das ja alles.“