Als Felix Auger-Aliassime am 23. Juli 2015 im zarten Alter von 14 Jahren in Granby als jüngster Spieler der Geschichte ein Match auf der ATP-Challenger-Tour gewinnen konnte, war klar: Da wächst ein ganz Großer seiner Zunft heran. Diese Annahme bestätigte der Sohn eines Togolesen und einer Kanadierin noch im selben Jahr, als er mit Platz 749 auch als jüngster Spieler der ATP-Historie in die Top 800 der Weltrangliste einstieg.
Dann ging es in der Karriere von FAA Schlag auf Schlag. 2017 wechselte der Juniorensieger der US Open 2016 endgültig ins Profigeschäft, zog 2019 mit 18 Jahren als jüngster Spieler seit Lleyton Hewitt 1999 in die Top 25 der Weltrangliste ein und löste 2021 als erster Kanadier ein Halbfinal-Ticket für das Grand-Slam-Spektakel in Flushing Meadows. Zu diesem Zeitpunkt hatte Auger-Aliassime, der mittlerweile bereits auf Position neun des ATP-Rankings hinaufgeklettert ist, in seinem Team auch schon einen Erfolgsgaranten mit an Bord: nämlich Toni Nadal, der zuvor seinen Neffen „Rafa“ zum Weltstar geschmiedet hatte.
Noch kein ATP-Titel
So weit liest sich das Tennis-Märchen des Nordamerikaners ganz schön, doch hat die Geschichte einen Makel: Zwar stand der Ausnahmekönner in seiner noch jungen Karriere bereits acht Mal in einem Endspiel eines ATP-Turniers (und das sowohl auf Hartplatz, als auch auf Sand und Rasen), den Sack zumachen konnte er bis dato allerdings noch nie. Spielen FAA im entscheidenden Moment etwa die Nerven einen Streich?
Zumindest auf Teamebene stimmt das nicht, konnte der 21-Jährige doch erst zu Beginn des Jahres an der Seite seines Kumpels Denis Shapovalov erstmals für Kanada den ATP Cup erobern. Aber auch im Einzel ist es höchst an der Zeit für die erste Trophäe. Sollte ihm das ersehnte Meisterstück gleich bei einem Grand Slam gelingen?
Anfängliche Probleme
Zu Beginn der Australian Open sah es nicht zwingend danach aus. Zum Auftakt mühte sich Auger-Aliassime gegen Emil Russuvuori zu einem Fünfsatzsieg, in Runde zwei stand er beim 7:6, 6:7, 7:6, 7:6 gegen Alejandro Davidovich-Fokina viereinhalb Stunden auf dem Platz. Konditionell präsentiert sich der 1,93-Meter-Hüne aus Montreal (mit Wohnsitz Monte Carlo) auf alle Fälle fit wie ein Turnschuh, demontierte er doch nun in Runde drei den Briten Daniel Evans mit 6:4, 6:1, 6:1 (40 Winner inklusive).
„Ich bin sehr glücklich, in drei Sätzen durch zu sein, weil meine ersten beiden Matches wirklich hart waren“, gab der Kanadier noch auf dem Platz zu Protokoll. Damit löste Auger-Aliassime einen Platz im Achtelfinale, wo es in der Nacht auf Montag gegen Marin Cilic geht. Der wiedererstarkte Routinier schickte überraschend Andrej Rublev in vier Sätzen zurück nach Moskau und hält im „Head to head“ mit FAA eine 3:0-Führung.
Herz am rechten Fleck
Gegen Auger-Aliassime darf sich der Kroate aber keine Geschenke erwarten. Die verteilt der Kanadier auf anderer Ebene, wie etwa 2020, als er für jeden gewonnenen Punkt in der Saison fünf Dollar für die Ausbildung für Kinder in Togo spendete. Ein Jungstar mit dem Herz am rechten Fleck.