Bitter, aber wahr: Kein einziger österreichischer Tennisprofi kann bei den am Montag in Melbourne startenden Australian Open im Einzel seiner Arbeit nachgehen. Allerdings ist diese Tatsache nicht etwa einer fehlenden Corona-Impfung geschuldet. Es gibt andere Gründe, warum der sogenannte „Happy Slam“ heuer für Rot-weiß-Rot ein Trauerspiel ist.
Bei den Herren steht und fällt wie längst gewohnt alles mit Dominic Thiem. Hatte der Niederösterreicher 2020 in New York als erst zweiter Österreicher nach Thomas Muster einen Grand-Slam-Titel erobert, schaffte er es 2021 in Melbourne immerhin noch ins Achtelfinale. Heuer muss der 28-Jährige allerdings wegen seiner hartnäckigen Handgelenksverletzung passen. Das angepeilte Comeback soll nun ab 7. Februar bei den Argentina Open in Buenos Aires in Szene gehen.
Auch in der "zweiten Reihe" läuft es nicht
Der Rest vom rot-weiß-roten Herren-Fest? Dennis Novak erkrankte knapp vor dem Abflug nach Australien an Corona und verpasste damit die Qualifikation für Melbourne. Dieser hat sich Jurij Rodionov gestellt, der musste aber in der zweiten Runde die Segel streichen. Der Steirer Sebastian Ofner, der sich im Oktober einer Fuß-Operation unterziehen musste, wird voraussichtlich im März auf die Tour zurückkehren.
Das berichtet sein Trainer Stefan Rettl, der mit Jan Kobierski im Land der Kängurus weilt. Der seit gestern 18-jährige Grazer wird den Junioren-Bewerb der Australian Open bestreiten. Ein Lichtblick für Österreichs Tennis-Zukunft. Inwieweit diese noch Gerald Melzer (ATP-Nr. 292) mitschmieden wird, ist fraglich. Der 31-Jährige servierte nach zweijähriger Verletzungspause zuletzt beim Davis-Cup-Finalturnier in Innsbruck immerhin eine ansprechende Leistung.
Schöne Erinnerungen verblassen
Bei den heimischen Damen, wo die Erinnerungen an einstige Glanzlichter von Barbara Schett, Barbara Schwartz, Sybille Bammer oder Tamira Paszek schon verblasst sind, sieht es noch trister aus. Auch wenn Julia Grabher im Melbourne Park erst in der dritten und damit letzten Qualifikationsrunde knapp scheiterte, bleibt die Tatsache, dass es die Vorarlbergerin auch bei ihrem mittlerweile bereits neunten Anlauf nicht in den Hauptbewerb eines Grand Slams geschafft hat.
Und auch Barbara Haas wurde bisher jenen Vorschusslorbeeren, die sie in jüngeren Jahren gesammelt hat, nicht gerecht. Die Oberösterreicherin (im WTA-Ranking als Nummer 196 acht Plätze hinter Grabher) ist nach einer Arthroskopie im rechten Schlagarm derzeit allerdings außer Gefecht. Geplantes Comeback der 25-Jährigen: Ende Mai in Paris.