In den vergangenen zwei Tagen konnten Sie kein Interview geben, weil Sie unter hartnäckigem Stimmverlust gelitten haben. Wie geht es Ihnen jetzt?
Oliver Marach: Danke, es geht mittlerweile wieder. Aber es war schlimm. Nach meinem Flug von Panama nach Österreich war der Hals extrem trocken und die Nase leicht blutig. Aber ich hatte keine Halsschmerzen oder so und es hat mich auch beim Trainieren nicht behindert.
Am Freitag geht es beim Finalturnier in Innsbruck gegen Serbien los, am Sonntag wartet Deutschland. Wie schätzen Sie die Chancen ein?
Wir haben nichts zu verlieren, sind in beiden Partien Außenseiter – vor allem ohne Dominic (Anm. Thiem). Außerdem ist es extrem schade, dass keine Zuschauer dabei sein können. Das wäre unser großer Bonus gewesen. Und ganz ehrlich – jeder Sport ohne Fans ist wertlos.
Sie haben bereits vor rund einem Jahr angekündigt, dass Sie nach dem Davis Cup Ihre Karriere beenden wollen. Bleibt es dabei?
Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Ich spiele noch mit dem Gedanken, zu Beginn des neuen Jahres die Turniere in Australien mitzunehmen.
Wovon hängt das ab?
Erstens davon, ob Dominic beim ATP Cup spielen wird. Da ist am 2. Dezember Nennschluss, dann weiß ich mehr. Und zweitens davon, ob ich für die Australian Open noch einen Partner finde.
Die Zusammenarbeit mit Philipp Oswald ist also beendet.
Ja, wir haben länger miteinander gesprochen und sind zu dem Schluss gekommen, dass es für ihn keinen Sinn macht, länger mit mir zu spielen, weil ich ja in naher Zukunft meine Karriere beenden werde. Er hat mit dem Niederländer Matwe Middelkoop auch bereits einen neuen Partner gefunden.
Warum haben Sie sich dazu entschieden, Ihre erfolgreiche Karriere als ehemalige Nummer zwei der Doppelwelt zu beenden?
Es ist eine Familienentscheidung. Ich habe meine Kinder in diesem Jahr bis Anfang November nur drei Wochen gesehen. Das geht einfach nicht. Außerdem hat es sich für mich in den vergangenen zwei Jahren finanziell nicht mehr rentiert. Mein Ranking ist mittlerweile nicht mehr das beste, ich habe keinen fixen Partner mehr und mein Fitnesslevel ist auch nicht mehr top. Aber ich bin ja auch schon 41 Jahre alt.
Der mittlerweile vierte Lockdown in Österreich verhindert, dass in Innsbruck Zuschauer dabeisein können. Sind Sie eigentlich geimpft?
Ja, seit Juli. Eigentlich bin ich der Impfung skeptisch gegenübergestanden, doch nach ein paar Vorfällen habe ich meine Ansichten geändert.
Darf man fragen, warum?
Zwei meiner besten Freunde wären beinahe an Covid verstorben und die beste Freundin unserer Nanny in Panama ist daran verstorben. Sie waren alle ungeimpft. Mir ist es lieber, ich bin geimpft und erkranke nicht schwer und überlebe. Außerdem ist für uns Tennisprofis eine Impfung wichtig, weil du ansonsten die ganze Zeit nur von einem Test zum nächsten laufen musst. So gesehen bin ich dafür, dass man sich impfen lässt. Auch wenn in der Vergangenheit bezüglich dieses Themas Fehler gemacht wurden.
Welche Fehler?
Meiner Meinung nach wurde das Thema Impfen von den Medien falsch verkauft. Sie haben geschrieben, die Impfung würde Heilung bringen. Das tut sie aber nicht – sie schützt nur vor einem schweren Verlauf. Und das ist ein gravierender Unterschied, der sich auch bei der Wahrnehmung der Menschen entsprechend festgesetzt hat.
Haben Sie sich bereits Gedanken über die Zeit nach Ihrer Tennis-Karriere gemacht?
Ja, ich habe in den USA ein großes Sport-Projekt laufen, wo wir erst vor vier Tagen eine Präsentation hatten. Bevor das aber nicht unter Dach und Fach ist, möchte ich darüber noch nicht mehr verraten.
Sie sind kurz vor dem Karriereende, Jürgen Melzer und Julian Knowle haben bereits aufgehört, Alex Peya wird es auch nur noch schwer zurückschaffen. Muss man sich um Österreichs Doppel-Zukunft sorgen?
Ich denke, wir haben mit Alex Erler und Lukas Miedler ein starkes Doppel für die Zukunft, das heuer auch schon tolle Ergebnisse abgeliefert hat. Ossi (Anm. Oswald) und ich haben bei den Erste Bank Open gegen sie gespielt – da waren schon sehr gute Sachen dabei.