Peng Shuai machte die Vorwürfe Dienstag-Nacht auf ihrem verifizierten Weibo-Account, dem chinesischen Pendant zu Twitter, öffentlich. Die frühere Weltranglisten-Erste im Tennis-Doppel schrieb demnach, Zhang Gaoli habe sie vor einigen Jahren zum Sex gezwungen, ehe sie zustimmte, eine jahrelange Affäre mit ihm zu beginnen. Der im November 1946 geborene Zhang war zwischen 2012 und 2017 Mitglied des Ständigen Ausschusses des Politbüros, der obersten Führungsebene der Kommunistischen Partei. Peng (35) schrieb auch, dass sie für ihre Vorwürfe keine Beweise vorlegen könne. "Ich weiß, dass ich nicht alles klar sagen kann und dass es keinen Sinn hat, es zu sagen. Aber ich will es trotzdem sagen." Kommentar-Anfragen von internationalen Medien blieben bisher unbeantwortet. Auch Zhang und diverse politische Stellen äußersten sich bisher nicht.
Obwohl das Posting innerhalb weniger Minuten nach Veröffentlichung wieder gelöscht wurde, kursierten in Chinas engmaschig kontrolliertem Internet Screenshots, etwa in diversen WeChat- und iMessage-Gruppen. Am Mittwoch schien die Internet-Suche nach ihrem Namen blockiert zu sein, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Laut der "New York Times" erhielt man in China zwischenzeitlich sogar auf das Wort "Tennis" keine Treffer. Es sei auch deshalb bisher nicht gelungen, die Echtheit des Postings zu verifizieren, erklärte etwa die "Washington Post".
"Die Behörden haben bereits früher Regierungsbeamte wegen sexuellen Fehlverhaltens angeklagt, oft in Verbindung mit Korruptionsermittlungen. Nie zuvor wurde jedoch öffentlich ein Vorwurf des sexuellen Fehlverhaltens gegen einen so hochrangigen politischen Führer wie Herrn Zhang erhoben", schrieb am Mittwoch die "New York Times".
Peng gewann mit Wimbledon (2013) und den French Open (2014) zwei Grand-Slam-Turniere. Seither gehört sie zu den größten Sportstars in China.