Am Dienstag hatte sich auf dem Center Court der Wiener Stadthalle zunächst der topgesetzte Tsitsipas gegen den Bulgaren Grigor Dimitrow 7:6(6),6:4 durchgesetzt, der zweitgereihte Zverev folgte mit einem 6:2,7:5 gegen den Serben Filip Krajinovic. Die nächsten Gegner der beiden sind der US-Qualifikant Frances Tiafoe bzw. der Australier Alex de Minaur.
Im Fall von Tsitsipas war es eine gelungene Revanche für die im Vorjahres-Achtelfinale gegen Dimitrow erlittene Niederlage. Sein 30-jähriger Kontrahent schien auch diesmal auf einem guten Weg, war früh einige Male knapp am Break, ließ aber alle Chancen inklusive einer 6:3-Führung im Tiebreak aus. Tsitsipas hingegen nutzte seinen ersten Satzball. Ähnlich der zweite Durchgang, in dem der Weltranglisten-Dritte seinen ersten Breakball nutzte und damit nach 93 Minuten das Match gewann.
"Es war ein hochklassiges Spiel, Grigor ist ein starker Gegner", meinte Tsitsipas danach. "Ich musste alles auf dem Platz lassen, um zu gewinnen." Er habe seinen Plan, die Vorhand-Volleys im Aufsteigen zu nehmen und das Spiel zu diktieren, gut verfolgt. Gegen den über den Serben Dusan Lajovic siegreich gebliebenen Tiafoe hat Tsitsipas auf der Tour eine 2:1-Bilanz, zuletzt besiegte er den 23-Jährigen aus Florida in der ersten Runde der Olympischen Sommerspiele von Tokio.
Der French-Open-Finalist hat bisher sieben ATP-Titel gewonnen, fünf davon auf 250er-Ebene. Dazu kommt jener heuer beim Masters-1000-Event in Monte Carlo. Vor zwei Jahren blieb Tsitsipas bei den ATP-Finals erfolgreich, im Finale gegen Dominic Thiem. Was dem 23-Jährigen aber noch fehlt, ist ein ATP-500-Titel. Denn gleich sieben seiner zehn Finalniederlagen passierten ihm auf dieser Ebene. Seine nächste von noch vier Hürden auf dem Weg zur 500er-Premiere gilt es am Donnerstag zu nehmen.
Alexander Zverev drehte rechtzeitig auf
Zverev hielt sich vor den Augen seiner Freundin Sophia Thomalla mit Krajinovic vorerst nicht lange auf, nach einer guten halben Stunde war der erste Satz in der Tasche. Nach dem 1:1 im zweiten Satz riss aber der Faden beim Olympiasieger, plötzlich sah sich der Hamburger mit einem 2:5-Rückstand konfrontiert. Seinen Unmut darüber verwandelte der Weltranglisten-Vierte freilich in positive Energie, mit fünf Gamegewinnen in Folge hatte er die Partie nach gesamt 82 Minuten in der Tasche.
"Ich dachte, schlechter als da beim 2:5 kann ich nicht mehr spielen", begründete Zverev im "on court"-Interview das Umstellen des mentalen Schalters. "Ab 3:5 habe ich dann wieder viel besser gespielt, ein Match kann sich schnell drehen." Die Unterstützung der Zuschauer genoss der 24-Jährige sichtlich: "Das Publikum gibt die Emotionen, die wir als Sportler brauchen." Gegen den 24-jährigen de Minaur hat dieser seinen einzigen Sieg in fünf Duellen zu Beginn 2020 beim ATP Cup gefeiert.
Den Auftakt am Center Court am Nationalfeiertag hatte Casper Ruud gemacht. Der heuer schon fünffache ATP-Turniersieger setzte sich gegen den Südafrikaner Lloyd Harris nach 105 Minuten 7:5,7:6(2) durch. "Ich bin jetzt fähig, meine Chancen zu nutzen, die meisten wichtigen Punkte sind zu meinen Gunsten ausgegangen", erklärte der Weltranglisten-Achte nach seinem 50. Match-Sieg 2021. Der Kitzbühel-Sieger hat die Chance, wie Dominic Thiem 2019 das Österreich-Titeldoppel zu holen.
Für den im Vorjahr zum Auftakt am Südtiroler Jannik Sinner gescheiterten Ruud war es ebenso der erste Wien-Sieg wie für Auger-Aliassime. Die 21-jährige Nummer sechs des Turniers gab dem Litauer Ricardas Berankis 6:3,6:2 das Nachsehen, trifft nun auf Cameron Norrie. Der britische Indian-Wells-Sieger hatte den Ungarn Marton Fucsovics mit 7:6(4),6:1 im Griff. Ruud, Sinner, Norrie und auch Auger-Aliassime sind Anwärter auf die beiden noch zwei freien Plätze für die ATP-Finals im November.
Die Aktiven des Erste Bank Open dürfen sich über eine Preisgelderhöhung auf zumindest knapp mehr als 1,95 Mio. Euro freuen, die Gesamtdotation beträgt nun etwa 2,09 Mio. Euro. Für den Turniersieger fallen demnach aktuell 275.074 Euro ab. Möglich ist die Änderung durch eine in der Corona-Zeit gültige Ausnahmeregelung, wonach das Preisgeld von der Zuschauerauslastung abhängig gemacht werden kann. 6.000 Zuschauer kamen am Dienstag in die Stadthalle, 1.000 zum Neben-Court am Heumarkt.