Zum dritten Mal ist Alexander Zverev beim Erste Bank Open in Wien dabei. Doch im Gegensatz zu 2014, als er als 17-Jähriger in der dritten Qualifikationsrunde ausgeschieden ist, und 2017 (krank im Viertelfinale an Jo-Wilfried Tsonga gescheitert), stellte sich am Samstag ein gereifter Spieler beim Zoom-Medientermin zur Verfügung. Der Olympiasieg bei den Spielen in Tokio hat den nunmehr 24-jährigen Hamburger ganz großes Selbstvertrauen gegeben.
"Ich glaube an die Ziele jetzt extrem mehr, muss ich ehrlich sagen. Davor war es wirklich immer nur sowas, man träumt davon usw. auch wenn man ein Topspieler ist", meinte Zverev. "Aber man kann nichts Größeres gewinnen als eine Goldmedaille bei Olympia. Nun weiß ich, dass ich auch bei jedem anderen Turnier eine Chance habe." Der große Triumph in Japan wird ihn sein Leben lang begleiten, meint Zverev.
Ein besonderes Gefühl ein Leben lang
"Jedes Mal, wenn ich nach Hause komme und die Goldmedaille sehe, ist es immer noch ein sehr besonderes Gefühl und ich denke, das wird mein ganzes Leben lang so bleiben." Er habe sein ganzes Leben lang dafür gearbeitet. "Die Goldmedaille ist nicht aus Gold gemacht, sondern aus vielen verschiedenen anderen Dingen."
Seine Rückkehr nach Wien wurde vielleicht auch durch die Absage in Basel möglich, auch weil er dort einen mehrjährigen Vertrag unterschrieben hatte. "Ich bin froh, dass ich in Wien zurück bin. Wien gefällt mir als Stadt extrem. Ich mag die Stadthalle auch und hoffe, dass ich hier gutes Tennis zeigen kann."
Nein zum Davis Cup
Es wird jedenfalls definitiv sein einziger Österreich-Trip 2021 sein, denn das Davis-Cup-Finalturnier in Innsbruck, wo das ÖTV-Team neben Serbien auch auf Deutschland trifft, lässt er aus. Zu einer Meinungsumkehr kann ihn so schnell nichts bringen. "Das Format muss geändert werden und dabei bleibe ich. Ich bin jemand, der sich schon sein Wort hält. Ich möchte den Davis Cup gewinnen, aber ich möchte den echten Davis Cup gewinnen und nicht ein von jemanden ausgemachtes Turnier."
Auch zum Dauer-Thema Corona-Impfung nahm sich Zverev kein Blatt vor den Mund - zumindest nicht, was ihn selbst betrifft. Denn was andere tun, dazu hat er nur eine Meinung: "Jeder hat das Recht, das für sich selbst zu entscheiden. Ich weiß nur, dass in Australien die Regeln so sind, dass Nicht-Geimpfte wahrscheinlich gar nicht spielen dürfen, so wie ich es verstanden habe. Ich habe das Problem nicht", ließ Zverev seinen Geimpften-Status durchblicken, fügte aber gleich hinzu: "Aber ich bin auch nicht jemand, der öffentlich darüber redet. Ich bin der Meinung, es ist ein privates Thema und es jeder für sich entscheiden darf."
Mit Fans etwas Besonderes
Zwar hat auch Zverev registriert, dass die Corona-Fallzahlen nun in vielen Regionen wieder nach oben schnellen. Dennoch sei das Tennis und die Sportwelt in den vergangenen Monaten wieder "ein bisschen zurück zur Normalität" gegangen. "Es war teilweise schwer, in den Bubbles zu sein. Das haben wir seit ein paar Monaten nicht mehr gehabt und ich habe Riesenspaß, Tennis zu spielen. In New York habe ich gegen (Novak) Djokovic vor 23.000 Menschen gespielt, das war schon was Besonderes wieder. Das haben wir auch alle vermisst."
Vermissen werden österreichische Fans wohl auch Jürgen Melzer, der in Wien nun auch im Doppel seinen endgültigen Abschied vom aktiven Sport feiert. Und Melzer hat sich Zverev für dieses Adieu angelacht. "Er hat mir irgendwann eine SMS geschickt und mich gefragt und ich habe sofort gesagt, 'ja mache ich liebend gern mit dir. Es ist dein letztes Turnier in Österreich, in Wien, in deiner Heimat - ich werde alles dafür geben, dass wir hoffentlich das Turnier hier gewinnen können'. Das wäre, glaube ich, ein schöner Abschied."