"Ich habe heute das erste Mal wieder zehn Minuten Tennis gespielt", strahlte Dominic Thiem über beide Ohren in Richtung Presse, die er ins Landhotel Eichingerbauer am Mondsee geladen hatte. Vor zwei Wochen schlug Österreichs Tennis-Ass in Oberösterreich seine Zelte auf, weil im nahen Thalgau das Red Bull Trainingszentrum APC (Athlete Performance Center) liegt. "Dort steht mir eine ideale Infrastruktur zur Verfügung, um mich bestmöglich auf mein Comeback vorzubereiten."
Seit rund zwei Wochen trägt der Lichtenwörther, der sich Ende Juni auf Mallorca eine Handgelenksverletzung (Einriss der Sehnenscheide und Kapsel) zugezogen hatte, auch keine Schiene mehr. "Ich muss mich Schritt für Schritt zurückkämpfen. Heute waren es zehn Minuten schlagen mit einem Softball, morgen vielleicht schon 15." Am 21. oder 22. Oktober fliegt Thiem nochmals zu seinem behandelnden Arzt Frederik Ferstreken nach Belgien. Wenn es dort bei einer weiteren Untersuchung keine Auffälligkeiten gibt, will er Anfang November "endlich wieder richtig auf die Kugeln draufhauen."
Fakten zum Thema Impfen
Rückkehr Mitte Dezember
Angepeiltes Ziel ist eine Rückkehr auf die Tour Mitte Dezember beim Einladungsturnier in Abu Dhabi. Danach soll es dann nach Australien gehen, wo Mitte Jänner das erste Grand-Slam-Turnier startet. Die dafür verpflichtende Impfung hat Thiem noch nicht. "Eigentlich wollte ich mich mit dem Totimpfstoff Novavax impfen lassen. Wenn sich das nicht ausgeht, dann nehme ich eben einen anderen Impfstoff."
Große Dinge dürfe man sich vom Niederösterreicher in Melbourne aber noch nicht erwarten. Auch, weil es aufgrund der Setzung schwieriger werden würde. Derzeit ist Thiem, der sich in Dubai oder Abu Dhabi auf die Saison vorbereiten will, noch die Nummer acht im Ranking. Da ihm aber noch die Ergebnisse von Indian Wells, Wien und den ATP Finals rausfallen, "werde ich im Jänner um Position 20 liegen", sagt der US-Open-Champion 2020, der sein Protected Ranking nicht in Anspruch nehmen wird. "Würde ich das tun, dürfte ich keine Exhibitions spielen. Doch ich brauche in der Vorbereitung jedes Match."
"Die erste Phase war schlimm"
Zurückblickend auf die vergangenen Monaten sagte der 28-Jährige, "dass vor allem die erste Phase mental schlimm war. Irgendwie habe ich noch auf einen Start bei den US Open gehofft, doch dann gab es immer wieder Rückschläge. Als dann klar war, dass ich die Saison vorzeitig beenden muss, war es etwas leichter. Dann hab ich vier Wochen gar nichts gemacht."
Eine Phase, die für den 17-fachen Turniersieger auch bereits ein kleiner Vorgeschmack auf die Zeit nach seiner Karriere war. "Ich war schon ewig nicht mehr so viele Tage am Stück zu Hause und es war interessant, einen normalen Alltag zu leben. Die Zeit hat mir gezeigt, dass ich keine Probleme haben werde, später ein normales Leben zu führen."
"Noch sieben bis zehn Jahre spielen"
Doch bis dahin ist noch viel Zeit, jetzt ist Thiem wieder hungrig nach Adrenalin, Anspannungen und Glücksgefühle und will noch "sieben bis zehn Jahre" weiterspielen. "Meine erste Karrierehälfte war top, ich hätte mir nie solche tolle sieben Jahre erträumt. Und ich war bis jetzt noch nie schwer verletzt. Aber wenn man zehn, elf Jahre täglich 1000 Mal auf einen Ball draufhaut, ist klar, dass es irgendwann zu einer Verletzung kommt."
Hinsichtlich seines Teams gibt es nichts Neues: Nicolas Massu bleibt sein Trainer, Jez Green und Mike Reinprecht kümmern sich um die Fitness, die spanische Agentur Kosmos um das Management. Nach der Trennung von Alex Stober ("Es sind Fehler passiert, aber ich werde mit ihm noch ein Gespräch suchen") ist Thiem jedoch noch auf der Suche nach einem neuen Physiotherapeut.