Hand aufs Herz: Auch wenn man ein eingefleischter Roger-Federer- oder Rafael-Nadal-Fan ist – was Novak Djokovic in der bisherigen Saison auf den Tennisplätzen dieser Welt abgeliefert hat, verdient den allerhöchsten Respekt. Mit seinen Siegen bei den Australian- und French Open sowie in Wimbledon hat der Serbe die Anzahl seiner Grand-Slam-Titel auf 20 in die Höhe geschraubt und ließ ihn mit seinen beiden Erzrivalen gleichgezogen. Damit aber nicht genug, kann sich der „Djoker“ doch nun bei den US Open zum Besten unter den Allerbesten küren.
Nach einem 4:6, 6:2, 6:4, 4:6, 6:2-Halbfinalsieg über Alexander Zverev steht der 34-Jährige zum sechsten Mal im Endspiel von Flushing Meadows. Dreimal (2011, 2015 und 2018) konnte er das Turnier bisher gewinnen – gelingt ihm heute (22 Uhr, Eurosport & ServusTV live) gegen Daniil Medwedew der vierte Coup, würde Djokovic mit seiner 21. Major-Trophäe nicht nur zum alleinigen Rekordhalter avancieren, sondern zugleich den ersten Grand Slam im Herren-Tennis seit Rod Laver vor 52 Jahren fixieren.
Djokovic führt im "Head to head" 5:3
Die Vorzeichen stehen auf alle Fälle gut, führt „Nole“ im Head to head“ mit Medwedew doch mit 5:3. Das letzte Duell gab es heuer in Melbourne, da setzte sich Djokovic im Finale glatt in drei Sätzen durch. Allerdings präsentiert sich der Russe, der mit einem 6:4, 7:5, 6:2 über den Kanadier Felix Auger-Aliassime in sein zweites New-York-Endspiel nach 2019 eingezogen ist, bei den heurigen US Open extrem stark. So gab Medwedew im bisherigen Turnierverlauf nur einen einzigen Satz ab. Ob der an Nummer zwei gesetzte Moskowiter reif für seine erste Grand-Slam-Krone ist und damit die Nachfolge von Dominic Thiem antreten würde, bleibt abzuwarten.
Klarer Favorit ist auf alle Fälle Djokovic. Auch, wenn sich natürlich die Frage stellt, wie der Weltranglistenerste mit der Drucksituation umgehen kann. Immerhin steht für den Superstar im heutigen Finale die Tennis-Unsterblichkeit auf dem Spiel. Die Routine sollte ihm helfen, war der 85-fache Turniersieger in seiner herausragenden Karriere doch schon öfter mit so einer oder zumindest so einer ähnlichen Situation konfrontiert. Trotzdem gab Djokovic in der Pressekonferenz unmissverständlich zu Protokoll: "Das Endspiel gegen Medwedew das Wichtigste in meiner Karriere ist.“
Schlüssel zum Erfolg in Paris
Der Schlüssel, mit dem er sich die Tür zur Chance auf den Grand Slam geöffnet hat, war definitiv der Triumph bei den heurigen French Open. Dort konnte Djokovic den Pariser Seriensieger Nadal (13 Titel) im Semifinale in vier Sätzen knacken, ehe er sich im Endspiel mit einem Fünfsatzsieg über Stefanos Tsitsipas die Trophäe (seine Zweite an der Seine nach 2016) sicherte.
Dass Djokovic heute die Möglichkeit auf einen historischen Triumph hat, verdankt er neben seinen spielerischen Qualitäten aber auch seinem Alter. So war es nur eine Frage der Zeit, bis der 34-Jährige seine beiden Konkurrenten Federer (40 Jahre) und Nadal (35) überflügeln würde. Beide Tennis-Titanen plagen sich seit geraumer Zeit mit Verletzungen und mussten die Saison vorzeitig beenden. So fehlte der in die Jahre gekommene Federer aufgrund von Knieoperationen heuer in Australien und New York, der immer wieder verletzte Nadal musste neben den US Open auch in Wimbledon passen. Im Gegensatz dazu blieb Djokovic bis auf eine Ellbogenoperation (2018) in seiner Karriere weitgehend von schweren Verletzungen verschont.