Nach seiner Trennung von Dominic Thiem wurden die Auftritte von Günter Bresnik auf der internationalen Tennis-Bühne rar. Dieser Tage macht der Top-Trainer jedoch eine Ausnahme und gibt sich in Wimbledon, wo seine beiden Schützlinge Dennis Novak und Gael Monfils ihrer Arbeit nachgehen, ein Stelldichein. Mit dem Leben in der Tennis-Blase hat der Wiener kein Problem: „Man kann sich ja trotzdem frei bewegen. Und am Abend sitzen im Hotel alle zusammen und schauen Fußball-EM.“
Nach dem Match zwischen Frankreich und der Schweiz ging es für Novak aber gleich in die Federn, ist Österreichs einziger Vertreter beim heurigen Grand-Slam-Spektakel an der Church Road doch heute gegen den Amerikaner Steve Johnson an der Reihe. Zum neunten Mal steht der Wiener Neustädter im Hauptfeld eines Majors, bis dato konnte der 27-Jährige nur zwei Partien gewinnen. Beide, als er 2018 auf dem „Heiligen Rasen“ überraschend bis in die dritte Runde vorgestoßen war.
"Gewisse Defizite sind da"
Der erhoffte Durchbruch ist Österreichs Nummer zwei, derzeit auf Position 122 im ATP-Computer, noch nicht gelungen. Dennis Novak, das ewige Talent? „Warum er nicht mehr gewinnt, ist mir selbst ein Rätsel“, sagt Bresnik, der Novak nach dessen „Ausflug“ zu Wolfgang Thiem seit Mitte April dieses Jahres wieder trainiert. „Natürlich sind gewisse Defizite da, er ist bei keinem seiner Schläge und auch nicht körperlich am Limit. Dabei ist er ein Spieler mit wenig Einschränkungen und kann sehr schnell spielen. Wenn es bei ihm läuft, kann er für jeden sehr unangenehm werden“, sagt Bresnik, der hofft, dass der erwartete Nachwuchs im Hause Novak bei seinem Schützling auch einen sportlichen Schritt nach vorne auslösen könnte.
Denn bis dato lief es bei Novak in dieser Saison bescheiden. Ein Halbfinale beim Challenger in Heilbronn war das Höchste an Erfolgsgefühlen. Aber: Die Auslosung in Wimbledon meinte es laut seinem Betreuer mit Novak nicht schlecht, Auftaktgegner Johnson sei auch schon in die Jahre gekommen. Und dass sich der Österreicher, für den Bresnik noch einen Touring-Coach sucht, an der Church Road möglicherweise in einen Rausch spielt, darf nicht ausgeschlossen werden.
"Die Erwartungen sind eben extrem hoch"
Positive Worte findet Bresnik für Dominic Thiem, der wegen einer Handgelenksverletzung in Wimbledon fehlt. „Er hat heuer nicht so schlecht gespielt, die Erwartungen sind eben extrem hoch.“ Und zur Verletzung: „Das ist für einen Spieler natürlich das Unangenehmste, was passieren kann. Dem ist man hilflos ausgeliefert. Außerdem ist es zum wohl ungünstigsten Zeitpunkt passiert.“