Erst zehn Matches hat Sir Andy Murray auf der heurigen ATP-Tour bestritten, bei der Wimbledon-Generalprobe in Queen's verlor der Schotte in der zweiten Runde gegen Matteo Berrettini glatt in zwei Sätzen. Heute kehrt der 34-Jährige an die Stätte seiner größten Erfolge zurück: 2012 holte Murray mit einem glatten Dreisatzerfolg über Roger Federer olympisches Gold in London, im Jahr darauf und 2016 konnte er sich auf dem "Heiligen Rasen" zum König krönen.
Erstmals seit 2017 betritt Murray heute im Einzel wieder das fein gemähte Gras von Wimbledon, wenn er ab 17.45 auf dem Center Court gegen den Georgier Nikolos Bassilaschwili zu seinem Arbeitsgerät greift. Es wird eine höchst emotionale Rückkehr des dreifachen Grand-Slam-Triumphators, der im vergangenen Jahrzehnt neben Stand Wawrinka den großen Drei Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic noch am ehesten Paroli bieten konnte.
2017 setzten die Hüftprobleme ein
Im November 2016 schaffte es der 42-fache Turniersieger sogar auf Platz eins der Weltrangliste. Und wer weiß, was nicht noch alles möglich gewesen wäre, hätte den Davis-Cup-Triumphator 2015 nicht plötzlich der eigene Körper ausgebremst. So klagte Murray bereits in Wimbledon 2017 über Hüftprobleme, im Herbst musste er schließlich die Saison vorzeitig beenden.
Es war der Startschuss eines langen Leidensweges, von dem sich der Überlebende des Schulmassakers von Dunblane (1996) nie mehr so richtig erholen sollte. Nach einer Operation im Frühjahr 2018 kehrte Murray nur sporadisch auf die Tour zurück und kündigte bei den Australian Open 2019 seinen Rücktritt an. Nach einer weiteren Operation gab er dann den Rücktritt von seinem Rücktritt bekannt, hatte aber weiter immer wieder mit Hüftproblemen zu kämpfen.
Freude auf die große Bühne
Auch in der heurigen Saison stellte Murray sein Körper vor eine harte Prüfung, so setzte ihn eine Leistenverletzung für drei Monate außer Gefecht. "Natürlich hätte ich mich gerne besser auf Wimbledon vorbereiten wollen, aber jetzt freue ich mich, wieder vor Publikum auf so einer tollen Bühne spielen zu können und Druck zu verspüren", sagte der Brite bei der Online-Pressekonferenz und betonte zugleich: "Wenn mein Körper hält, kann ich mit den Jungs mitspielen."
Wie weit die Reise für Murray tatsächlich in Wimbledon gehen kann, bleibt abzuwarten. Doch für den Topstar zählt einzig, wieder dabeisein zu können. "Nach all dem, was ich durchgemacht habe, nehme ich nichts mehr als selbstverständlich, sondern schätze jeden Moment." Einen weiteren dieser Momente will die aktuelle Nummer 119 der Weltrangliste bei den Olympischen Spielen in Tokio genießen. Nach seinen Triumphen 2012 und 2016 wird Murray als doppelter Titelverteidiger anreisen. "Ich habe keine Angst vor dem, was auf mich wartet, sondern will das alles nur genießen." Und schon alleine dafür hat sich der jahrelang Kampf des Sir Andy Murray gelohnt.