Der Siegeszug von Rafael Nadal bei den Tennis-French-Open in Paris ist im Halbfinale zu Ende gegangen. Nach 33 gewonnenen Matches in Serie in Roland Garros musste sich der Rekordsieger dem serbischen Weltranglistenersten Novak Djokovic in einem hochklassigen Duell mit 6:3,3:6,6:7(4),2:6 geschlagen geben. Es war nach insgesamt 105 Siegen erst die dritte Niederlage des Spaniers im wichtigsten Sandplatz-Turnier.
Djokovic spielt in seinem sechsten Paris-Finale am Sonntag (15.00 Uhr) gegen Stefanos Tsitsipas (5) um den zweiten Titel nach 2016. Der Grieche war zuvor gegen den Deutschen Alexander Zverev (6) mit 6:3,6:3,4:6,4:6,6:3 erstmals in das Endspiel eines Grand-Slam-Turniers eingezogen.
Bilanzen
1:7 hatte die Bilanz von Djokovic gegen Nadal in Paris vor dem aktuellen Turnier gelautet, im Vorjahr hatte der Mallorquiner den Serben bei seinem 13. Titel im Finale mit 6:0,6:2,7:5 regelrecht gedemütigt. Doch am Freitag lieferte Djokovic dem "König von Paris" ein dramatisches Duell und ging nach 4:11 Stunden als Sieger vom Court. 30:28 lautet nun die Gesamtbilanz für den Serben. 2015 hatte er Nadal im Viertelfinale in drei Sätzen besiegt.
Dabei schien Nadal zu Beginn an seine Dominanz anzuschließen. Er führte 5:0, ehe der "Djoker" nach 35 Minuten erstmals anschrieb. Doch in der Folge entwickelte sich ein großer Kampf der zwei 34-Jährigen. Den ersten Satz holte Nadal erst mit seiner siebenten Chance, Djokovic nahm seinem Gegner danach zum 4:2 das Service ab und stellte den Gleichstand her. Die Fans, die diesmal über die Sperrstunde hinaus im Stadion bleiben durften, erlebten weiterhin ein grandioses Match mit Zauberschlägen auf beiden Seiten.
Der dritte Durchgang ging nach je zwei Aufschlagverlusten erst im Tiebreak an Djokovic, der bei 5:6 einen Satzball mit einem Stopp abgewehrt hatte. Im vierten Satz führte Nadal mit 2:0, schaffte dann aber offenbar etwas gehandicapt kein Game mehr. Ein Break des Wahl-Monegassen zum 4:2 bedeutete die Vorentscheidung.
Privileg
Es sei ein Privileg, gegen "Rafa" in diesem unglaublichen Match
gespielt zu haben, sagte Djokovic. "Das war sicher das größte Match,
das ich je in Paris gespielt habe", erklärte der Gewinner von 18
Grand-Slam-Titeln und hob die Stimmung dank der wieder zugelassenen
Fans hervor. "Die Unterstützung für beide Spieler war großartig."
Nadal habe ihm alles abverlangt, betonte der Sieger. "Wenn man gegen Rafa auf seinem Court gewinnen will, muss man sein bestes Tennis spielen. Diesen Abend war es wirklich mein bestes Tennis. Ich glaube, es ist schwierig, Worte zu finden über den Druck, hier gegen ihn zu spielen. Das ist etwas Außergewöhnliches in unserem Sport."
Traum in Erfüllung
Der 22-jährige Tsitsipas rang Zverev in fünf Sätzen nieder. Im Entscheidungsdurchgang lag Tsitsipas im ersten Game mit 0:40 zurück, schaffte aber die 1:0-Führung. "Das hat mich am Leben gehalten. Auch das Publikum war da, das hat mir Energie gegeben", sagte der Grieche beim Siegerinterview auf dem Court Philippe-Chatrier. Mit einem Break zum 3:1 legte er den Grundstein für den Erfolg. Der 24-jährige Deutsche konnte bei 2:5 zwar noch vier Matchbälle abwehren, in der Folge servierte die Nummer fünf des Turniers allerdings aus und beendete die Partie nach 3:37 Stunden.
"Ich komme aus einem ganz kleinen Ort, als kleiner Junge war es immer mein Traum, hier zu spielen in so einem großen Stadion im Finale. Ich hätte nie gedacht, dass dieser Traum wahr wird", sagte Tsitsipas. Den Erfolg vor 5.000 Zuschauern konnte er daher gar nicht hoch genug einschätzen. "Es bedeutet mir so viel, es war das wichtigste Match meiner gesamten Karriere", betonte der siebenfache ATP-Turniersieger nach einem "sehr emotionalen" Spiel.
Griechische Meilensteine
Tsitsipas, der im Vorfeld des Sandplatz-Klassikers bereits die Turniere in Monte Carlo und Lyon gewonnen hatte, setzte mehrere Karriere-Meilensteine. So ist er jetzt auch der erste Grieche im Endspiel eines Major-Events. "Ich bin sehr glücklich, dass Griechenland auf der Tennis-Weltkarte jetzt groß drauf ist. Maria und ich haben einen sehr guten Job gemacht", verlautete der Paris-Finalist. Maria Sakkari hatte am Donnerstag erst im Halbfinale gegen die Tschechin Barbora Krejcikova nur hauchdünn mit 5:7,6:4,7:9 den Kürzeren gezogen.
Tsitsipas tritt im Endspiel als jüngster Finalist seit Nadal 2008 (22 Jahre) an. Unabhängig vom Ausgang wird er sich in der neuen Weltrangliste am Montag am dann fünftplatzierten Dominic Thiem vorbei auf Rang vier verbessern.