Nachdem Lorenzo Musetti seinen Landsmann Marco Cecchinato in der dritten French-Open-Runde nach 3:07-Stunden im fünften Satz in die Knie gezwungen hatte, ließ sich der erst 19-Jährige rücklinks in den Pariser Sand fallen und jubelte über seinen bis dato größten Erfolg. So steht der Teenager aus Carrara als erst sechster Spieler seit dem Jahr 2000 gleich bei seinem Grand-Slam-Debüt im Achtelfinale und heftet sich damit an die Fersen seines gleichaltrigen Freundes Jannik Sinner. Denn auch der Südtiroler, der es im Vorjahr in Roland Garros bis in die Runde der letzten Acht geschafft hatte, marschierte mit einem Dreisatz-Erfolg über Mikael Ymer ins Achtelfinale des bedeutendsten Sandplatz-Turniers des Jahres.

Damit bestätigten die beiden italienischen Jungstars das, was ihnen schon länger prognostiziert wird – nämlich eine große Laufbahn. Und Musetti machte in der anschließenden Online-Pressekonferenz auch kein Hehl daraus, dass er das ganz ähnlich sieht: „Jannik und ich sind die Zukunft des italienischen Tennis und auch des gesamten Tennissports“, sagte der aktuell Weltranglisten-76. mit einem typisch italienisch verschmitzten Lächeln.

Wie weit diese Zukunft noch entfernt ist, wird man am Montag sehen, wenn Musetti den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic im Generationenduell fordert. „Ich habe gerade die erste Fünfsatzpartie meines Lebens gespielt, bin etwas müde und will das Erreichte genießen. Und dann konzentriere ich mich auf die Partie gegen Djokovic. Das wird toll, weil ich seit meiner Kindheit von solchen Matches geträumt habe. Und jetzt geht dieser Traum hier in Erfüllung.“

Auf alle Fälle sei er schon jetzt stolz darauf, wie Freund Sinner nun auch die ersten großen Erfolge feiern zu können. „Jannik und ich kennen uns seit unserer Kindheit und sind jedes Wochenende gemeinsam auf irgendeinem Tennisplatz gestanden. Ich war sehr stolz auf ihn, als er letztes Jahr hier in Roland Garros ins Viertelfinale gekommen ist und von allen Rafael Nadal am meisten fordern konnte.“ So konnte der Rotschopf aus Innichen gegen den Spanier, der auf dem Weg zu seinem 13. Paris-Titel keinen einzigen Satz abgab, immerhin einen Satzball notieren. Trotzdem musste sich Sinner Superstar Nadal schlussendlich mit 6:7, 4:6, 1:6 geschlagen geben.

Acht Monate später kommt es nun an selber Stelle am Montag im Pariser Achtelfinale zur Revanche. Ob die „Maschine“ (Nadal-Coach Carlos Moya: „Musetti ist auf dem Platz ein Künstler, Sinner eine Maschine“) dem König der French Open im dritten Aufeinandertreffen möglicherweise erstmals ein Bein stellen kann? „Es wird wieder ein völlig anderes Match werden. Aber es ist überhaupt super, dass Lorenzo und ich solche Matches bekommen. Da können wir nur lernen.“

Für den Toskaner Musetti hat der Südtiroler Sinner, der in der Weltrangliste bereits auf Position 19 steht, nur Lob über: „Er kann alles mit dem Ball und hat mehr Optionen und ist auch talentierter als ich. Aber wir sind zwei unterschiedliche Typen auf dem Platz und haben auch unterschiedliche Spielstile. Ich freue mich auf alle Fälle sehr für ihn.“