Novak Djokovic bleibt der "König von Melbourne". Der 33-jährige Serbe hat am Sonntag auch sein neuntes Endspiel bei den Australian Open gewonnen. Djokovic war im überraschend einseitigen Endspiel gegen den zuletzt 20 Matches ungeschlagenen Russen Daniil Medwedew immer Chef auf dem Platz und siegte nach 1:53 Stunden klar mit 7:5,6:2,6:2. Djokovic untermauerte damit nicht nur seine Nummer-1-Position, sondern hat nun bereits den 18. Major-Titel seiner Karriere gewonnen.
"Es war eine Hochschaubahn-Fahrt für mich in den letzten Wochen", sprach Djokovic auch seinen körperlichen Zustand während des Grand-Slam-Turniers an. Er bedankte sich besonders bei seinem neuen Physiotherapeuten Ulises Badio, der die Verletzung von Djokovic in den Griff bekommen hatte. "Ich bin dir für immer dankbar."
Djokovic gratulierte und dankte auch den Veranstaltern des Turniers unter den äußerst schwierigen Bedingungen wegen der Covid-19-Situation. "Es war nicht leicht, es war sehr herausfordernd auf vielen Ebenen." Und er bedankte sich direkt bei jenem Platz, der ihm die größten Erfolge eingebracht hat. "Ich danke dir Rod Laver Arena, ich liebe dich jedes Jahr mehr."
Anekdote von Medwedew
Finalist Medwedew zeigte sich als guter und humorvoller Verlierer. "Es ist nie leicht, nach einem verlorenen Grand-Slam-Finale zu sprechen. Aber ich gratuliere dir, Novak: 9 Titel in Australien, 18 gesamt, das ist unglaublich. Wahrscheinlich war es nicht dein letzter." Der 25-jährige Russe erzählte eine Geschichte, als er vor Jahren in Monaco "noch als Nummer 500 oder 600 der Welt" mit Djokovic trainieren durfte. "Er war schon Nummer 1 der Welt. Ich hatte gedacht, er wird nicht mit mir sprechen, der Typ war ein Gott für mich. Ich bin dorthin gekommen, war scheu, habe nicht gesprochen, aber er hat mir Fragen gestellt, hat mit mir wie mit einem Freund gesprochen, das hat sich nicht geändert. Du bist ein toller Sportler und eine tolle Person."
Djokovic meinte später dazu, dass Medwedew ihn in den letzten Jahren nicht mehr fürs Training anrufe. "Aber es ist schön, dass du gut über mich denkst. Ich mag Daniil als Person abseits des Platzes. Auf dem Court ist er einer der härtesten Gegner, gegen die ich je gespielt habe. Es ist nur eine Frage der Zeit, bist du selbst einen Grand-Slam-Titel gewinnst. Vielleicht kannst du noch ein paar Jahre warten?", sagte ein launiger Djokovic.
Medwedew überholt Thiem in der Weltrangliste
Djokovic kassierte einen Siegerscheck in Höhe von umgerechnet 1,78 Mio. Euro und erhöhte sein Karriere-Preisgeld nach nunmehr 82 Turniersiegen auf mehr als 148 Millionen US-Dollar. Medwedew tröstete sich mit umgerechnet 971.000 Euro. Er verlor auch sein zweites Grand-Slam-Finale nach jenem bei den US Open 2019, kann sich aber über den erstmaligen Vorstoß in die Top 3 freuen. Er überholt am Montag Dominic Thiem und ist Dritter.
Djokovic machte im Rennen um den "ewigen" Grand-Slam-Rekord bei den Herren auf die beiden voranliegenden Roger Federer (SUI) und Rafael Nadal (ESP) mit je 20 Major-Einzeltiteln wieder Boden gut und hat nun 18 Events der vier Grand-Slam-Turniere gewonnen. Die Hälfte davon allein in Melbourne.
Djokovic zeigte von Beginn weg, dass Medwedew "Gast" in seinem "Wohnzimmer" ist. In seinem neunten Finale bei den Australian Open zog der 33-jährige Serbe gleich einmal nach einem Break auf 3:0 davon. Sein russischer Gegner kämpfte sich mit einem Rebreak zum 2:3 aber in den Satz zurück. Dann hielten beide Finalisten ihre Aufschläge bis zum 6:5 für den "Djoker", dem aber dann mit dem dritten Break- und Satzball nach 42 Minuten der erste Satzgewinn sicher war.
Djokovic hatte das Spiel fortan auch mental im Griff
Satz zwei begann mit Break für Medwedew und sofortigem Rebreak, das Selbstvertrauen des Russen nach 20 Siegen en suite wackelte plötzlich. Djokovic übernahm immer mehr das Kommando und schaffte nach einem Break zum 3:1 die rasche 4:1-Führung. Beim Stand von 5:2 nahm Djokovic seinem Gegner neuerlich den Aufschlag ab und stellte die 2:0-Satzführung her.
Mit dieser Führung im Rücken war für Medwedew, der zuletzt 12:0-Siege gegen Top-Ten-Spieler, darunter auch Djokovic, in Folge gefeiert hatte, nichts mehr zu holen. Der hoch gehandelte Russe, der sich zum insgesamt dritten Grand-Slam-Sieger seiner Heimat nach Jewgenij Kafelnikow und Marat Safin hatte küren wollen, konnte Djokovic nichts mehr entgegensetzen. Der Serbe nutzte gleich seinen ersten Matchball und ließ sich im Triumph auf den Rücken fallen.