Mit „einer meiner besten Partien“ seines bisherigen Tennislebens hat Stefanos Tsitsipas in Melbourne den Traum vom Traumfinale platzen lassen. So holte der Grieche in einem 4:05-Stunden dauernden Krimi gegen Rafael Nadal einen Zweisatzrückstand auf und warf den Superstar mit einem 3:6, 2:6, 7:6, 6:4, 7:5-Sieg vorzeitig aus dem Turnier. Im Halbfinale am Freitag trifft Tsitsipas auf Daniil Medwedew, der seinen russischen Landsmann Andrej Rublew mit einem 7:5, 6:3, 6:2 die Grenzen aufzeigte und damit auch Dominic Thiem als Nummer drei der Weltrangliste ablösen wird.
Das erste Halbfinale geht bereits heute über die Bühne: Sensationsmann Aslan Karatsew fordert ab 9.30 Uhr (ServusTV live) Novak Djokovic, der seinen neunten Titel in Australien anpeilt. Im Vorfeld der Partie hatten der Serbe und auch Alexander Zverev aufgrund der Corona-Pandemie große Bedenken am weiteren Saisonverlauf geäußert. So betonte der „Djoker“, dass die 14-tägige Quarantäne vor dem Turnierstart die körperliche Fitness der Spieler stark beeinflusst hätte. „Ich habe mit vielen Spielern geredet und sie sagen, sie wollen die Saison nicht fortsetzen, wenn man sich vor den meisten Turnieren vorher in Quarantäne begeben muss.“ Ebenfalls belastend sei, dass man nur zwei Begleitpersonen haben dürfe. „Für Spieler, die ihre Familien nicht mitnehmen können, ist das extrem schwer.“
"Man kann den Turnieren nicht verbieten, stattzufinden"
Zverev ließ unterdessen mit dem Vorschlag aufhorchen, wie in Australien mehrere Turniere an einem Ort auszutragen. Damit stößt er aber bei der ATP auf taube Ohren. „In Melbourne hat das funktioniert, weil Tennis Australia Veranstalter sämtlicher Turniere war. Doch bei Turnieren in Europa geht das nicht. Sie sind selbstständig und man kann ihnen nicht verbieten, stattzufinden. Das ist eine rechtliche Frage, außerdem geht es da um viel Geld. Da unterscheidet sich die ATP von einer NBA oder Champions League“, betont Thiem-Manager Herwig Straka in seiner Funktion als ATP-Board-Direktor.
Dass Handlungsbedarf besteht, ist dem Grazer natürlich bewusst. „Die eingeschränkte Vorbereitung durch die Quarantäne hat bei vielen Spielern Spuren hinterlassen – physisch und psychisch.“ Aber: „Ich habe von vielen gehört, dass sie trotzdem spielen wollen. Immerhin brauchen sie die Punkte und das Preisgeld. Obwohl wir in dieser Hinsicht versuchen wollen, den Spielern ein wenig den Druck zu nehmen.“
Thiem schlägt in Doha wieder auf
Nach derzeitigem Stand läuft die Saison nach den Australian Open normal weiter, Thiem greift in Doha (ab 8. März) wieder ins Geschehen ein. Straka zum Achtelfinal-Aus seines Schützlings: „Auch Dominic hat unter den Gegebenheiten in Melbourne gelitten, da ist einfach alles zusammengekommen.“