Dominic Thiem war in 99 Minuten über den Deutschen Dominik Koepfer hinweggebraust und zeigte dabei das bisher beste Tennis der noch jungen Saison. Nun geht es für den US-Open-Sieger am Freitag gegen den polarisierenden Lokalmatador Nick Kyrgios, Fünfsatzsieger gegen den Franzosen Ugo Humbert (Nr. 29).
Thiem zog nach dem 6:4, 6:0, 6:2 über Koepfer sehr zufrieden Resümee. "Ich habe erstmals hier in Australien ein richtig gutes Timing gefunden. Ich habe wieder gewusst, wo ich retournieren muss und die Position am Platz um einiges verbessert", meinte der 17-fache Turniersieger. Die Generalprobe beim ATP Cup war ja für Thiem nicht wie erwünscht gelaufen.
Im Gegensatz zum Vorjahr, als er gegen Alex Bolt (AUS) in Runde zwei nach 1:2-Satzrückstand erst in fünf Sätzen weitergekommen war, steht Thiem ohne Satzverlust in Runde drei. "Sicher ist es immer wichtig bei einem Grand Slam, so gut es geht die Kräfte zu sparen. Aber es kann auch sein, dass man sich an einem Tag nicht so gut spürt wie heute, dann muss man sowieso über die Distanz gehen", erklärte Thiem.
Und als einer der fittesten Spieler auf der Tour, der am Mittwoch wieder mit enormer Beweglichkeit und Geschwindigkeit überzeugte, braucht er sich vor langen Matches nicht zu fürchten. "Dafür macht man ja das ganze Fitnesstraining in der Vorbereitung. Ich hoffe, dass es am Freitag so weitergeht", hofft Thiem, der bereits sein 28. Grand-Slam-Turnier bestreitet.
Nun geht es für ihn wohl gegen seinen bisher stärksten Gegner im Turnierverlauf. Kyrgios ist zudem die Zuschauer-Unterstützung sicher. Am Mittwoch waren in Summe offiziell 19.900 auf die Anlage gekommen, mehr als an den beiden ersten Hauptbewerbstagen. Für ihren Landmann harrten sie in der "John Cain Arena" bis nach 23.00 Uhr Ortszeit aus, ehe Kyrgios nach 3:25 Stunden Spielzeit weiterkam. 0:1 und 1:2 in Sätzen war er zurückgelegen, in Satz vier hatte er als Rückschläger zwei Matchbälle abgewehrt.
Im Endeffekt drehte der 25-Jährige die Partie auch mit dem Rückenwind der Anfeuerungen von den Rängen des zum Teil unsportlichen Publikums, am Ende stand ein 5:7, 6:4, 3:6, 7:6(2),6:4-Erfolg. Gegen Thiem geht es nun ziemlich sicher erneut in der Nightsession und damit zu einer für die Tennis-Fans in Europa freundlicheren Zeit, da am Vormittag. "Ehrlich, ich weiß nicht, wie ich das noch gemacht habe", sagte Kyrgios noch auf dem Court. "Das war eines der verrücktesten Matches, die ich je gewonnen habe."
Thiem hatte sich eine enge Partie zwischen Kyrgios und Humbert erwartet, und wurde in diesem Punkt bestätigt. "Er ist natürlich ein Gegner, den man in keiner Phase vom Turnier braucht", ließ der Weltranglistendritte wissen. "Wenn er will, er einen guten Tag hat, kann er gegen jeden Gegner auf der Welt gewinnen. Er ist immer richtig unangenehm, weil er halt so gut serviert und auch mit dem Publikum im Rücken immer gut spielt in Australien."
Wichtig sei es, solide zu bleiben, die ganze Zeit dranzubleiben und auch einmal zu akzeptieren, wenn Kyrgios richtig gut spiele. Die Beobachtung der Kyrgios-Partie gegen Humbert hatte Thiem natürlich auf seinem Plan, um sich dann eine "hoffentlich gute Taktik" zurechtzulegen. Kyrgios wollte noch nicht zu sehr auf das Duell mit Thiem schauen. "Er ist einer der weltbesten Spieler", meinte er. "Aber ich konzentriere mich einmal auf das Doppel morgen mit (Thanasi, Anm.) Kokkinakis."
Da geht es dann übrigens auch gegen einen Österreicher, nämlich Julian Knowle bei dessen Comeback. Der Vorarlberger tritt an der Seite des Südafrikaners Lloyd Harris an. Auch der Steirer Oliver Marach und der Vorarlberger Philipp Oswald bestreiten am Donnerstag jeweils ihre erste Doppel-Runde.
Wie schon gegen den Kasachen Michail Kukuschkin in Runde eins und Koepfer wird Kyrgios für Thiem übrigens Neuland sein, zumindest fast. Erst einmal hat er gegen den aktuellen Weltranglisten-47. gespielt, da musste der Australier aber im Nizza-Achtelfinale 2015 bei 4:3 aufgeben. Thiem gewann dann dort übrigens bis zum Titelgewinn weiter, es war sein erster von mittlerweile 17.