Sie sind seit November Trainer des Weltranglisten-Elften Gael Monfils. Wie ist es zu der Zusammenarbeit gekommen?
GÜNTER BRESNIK: Sein Manager hat mich angerufen, ich habe mich dann mit Gael auf Teneriffa getroffen und wir haben unsere Vorstellungen ausgetauscht. Es ist eine sehr reizvolle Aufgabe. Aber man kann frühestens in einem halben Jahr sagen, ob es passt und ob es ihm taugt.
Bei den Australian Open sind Sie aber nicht dabei.
BRESNIK: Ich habe Gael gesagt, dass ich mir eine 14-tägige Quarantäne in meinem Alter nicht mehr antue. Ich bin prinzipiell nur für das Training abseits der Turniere verantwortlich. Erstens sind Turnierbetreuung vor Ort sowieso für die Würste, weil man da eh kaum was ändern kann. Und zweitens ist heute dank des Internets über TV und Telefon alles machbar.
Monfils ist 34 Jahre alt – was kann er von Ihnen noch lernen?
BRESNIK: Die Leute in der Tennisszene halten mich in gewissen Belangen für einen Garanten – und das wollen die Spieler. Gael ist der fitteste Spieler auf der Tour, hat Spielwitz und eine große Auffassungsgabe. Für all diese Attribute hat er zu wenig gewonnen. Das weiß er und will es jetzt ändern.
Schmeichelt es, wenn jemand wie Monfils bei Ihnen anfragt?
BRESNIK: Ich brauche keine Genugtuung, ich weiß seit 25 Jahren, was ich kann. Dominic Thiem ist auf meinem Mist gewachsen, ohne mich würde es ihn nicht geben. Außerdem hatte ich in den letzten zwei Jahren mehrere Angebote. Aber Gael taugt mir.
Richard Ruckelshausen wird Monfils in Australien betreuen und Frankreich im ATP Cup auch gegen Österreich als Kapitän anführen. Wer ist er?
BRESNIK: Ein Wiener und ehemals guter Tennisspieler, der Touringcoach werden will. Ich habe ihn einmal kennengelernt und ihm jetzt diese Chance gegeben. Für ihn sind die nächsten Wochen dort unten ein Quantensprung in seiner Laufbahn als Coach. Und ich hoffe, dass diese Zusammenarbeit keine einmalige Sache ist.
Finden Sie es richtig, dass die Australian Open trotz Pandemie auf Biegen und Brechen durchgezogen werden?
BRESNIK: Die Wichtigkeit des Sports relativiert sich, wenn es um Gesundheit und Existenzen geht. Aber es ist super, wenn die Spieler ihren Sport ausüben und Geld verdienen können. Und alles abzusagen, wäre auch schwierig. Und ich denke, dass für die Leute Sport im Fernsehen derzeit sehr hilfreich ist. Dadurch vergeht für sie die Zeit schneller und sie gestaltet sich auch angenehmer.
Ist der Streit zwischen Ihnen und Thiem beigelegt?
BRESNIK: Die Richterin hat gesagt, wir sollen nochmals das Gespräch suchen, es wird irgendwann nach den Australian Open stattfinden. Ich weiß, dass ich seit 20 Jahren für alle der Ungustl bin, aber ich habe überhaupt kein Interesse an einer gerichtlichen Lösung. Doch Verträge sollten eingehalten werden. Ich bin bei Dominic erfolgsbeteiligt und finde, dass ich jeden Cent, den ich kriege, mehr als verdiene.