Für Dominic Thiem heißt es weiter „bitte warten“ – zumindest, wenn es um den Titel bei den ATP Finals geht. Denn wie bereits im Vorjahr zog der Österreicher auch diesmal im Endspiel der inoffiziellen Weltmeisterschaft in London den Kürzeren. So musste sich der Weltranglistendritte dem Russen Daniil Medwedew knapp mit 6:4, 6:7, 4:6 geschlagen geben. Nach seinen bisherigen herausragenden Leistungen in der O2-Arena, wo er bei den Siegen gegen Titelverteidiger Stefanos Tsitsipas, Rafael Nadal und Novak Djokovic glänzte, ist diese Niederlage für Österreichs „Sportler des Jahres“ ein schmerzlicher Rückschlag.
„Natürlich ist es bitter, weil ich mich gut und fit gefühlt habe und voll auf Sieg eingestellt war. Aber so ist das eben bei so großen Turnieren – da reicht manchmal auch eine sehr gute Leistung nicht, weil der andere eben noch besser war“, resümierte Thiem bei der anschließenden Video-Pressekonferenz. Dabei wirkte der 27-Jährige aber überraschenderweise nicht so deprimiert, wie man es erwarten hätte können. „Ich bin relativ entspannt, weil es trotzdem ein tolles Turnier und auch ein tolles Jahr von mir war. Und ich habe heute nochmals bis zum Ende gefightet, alles gegeben und kann mir eigentlich nicht viel vorwerfen. Daniil ist ein würdiger Sieger: Er hat in der Gruppenphase keinen Satz abgegeben und die Nummern zwei und drei geschlagen.“
Anschließend nahm sich Thiem noch die Zeit, um in den Rückspiegel zu blicken. „2020 war interessant. Für mich ist es mit dem Finale in Melbourne toll losgegangen. Dann hat Corona die ganze Welt irgendwie zum Stillstand gebracht. Trotzdem konnten wir bald wieder unseren Job ausüben – und da waren wir definitiv in einer sehr privilegierten Situation, für die wir auch sehr dankbar sind“, sagte der Niederösterreicher.
"Ich habe mir meinen Lebenstraum erfüllt"
Und weiter: „Sportlich gesehen war es für mich herausragend. Mit dem ersten Grand-Slam-Titel habe ich mir meinen Lebenstraum erfüllt. Deshalb wird dieses Jahr immer einen großen Platz in meinem Herzen haben. Ich hoffe nur, dass wir die Pandemie nun bald in den Griff bekommen und die Menschen, die es viel schwerer haben als wir, wieder ihr normales Leben führen können.“
Für Thiem geht es nun heute zurück in die Heimat. „Eigentlich wollte ich Urlaub machen und nach Island und Schweden fliegen. Doch das geht jetzt wegen der derzeitigen Bestimmungen nicht. Jetzt muss ich einmal abwarten und schauen, wie sich die Situation in Australien entwickelt. Dann schau ich weiter.“ In „Down Under“ sollte Anfang Jänner die neue Saison mit dem ATP Cup starten. „Da lässt sich derzeit aber noch nichts Genaues sagen. Und daher weiß ich auch nicht, wann ich runterfliege und wann und wo ich meine Vorbereitung starte.“
Viele Titelanwärter im kommenden Jahr
Fest steht für den Weltranglistendritten allerdings, dass 2021 wieder ein „superspannendes Tennisjahr“ wird. „Natürlich will ich im Ranking weiter nach oben, aber an der Spitze ist es extrem eng. Djokovic und Nadal sind nach wie vor extrem stark, Federer kommt zurück und die anderen drängen nach. 2021 können sechs, sieben Spieler um die großen Titel spielen.“