Für Jürgen Melzer und seinen französischen Partner Edouard Roger-Vasselin hat es am Sonntag im Endspiel der mit 5,7 Mio. Dollar dotierten ATP Finals in London kein Happy End gegeben. Die Überraschungs-Finalisten verloren gegen die niederländisch-kroatische Paarung Wesley Koolhof/Nikola Mektic mit 2:6,6:3,5:10. Damit wurde es nichts aus dem ersten Doppel-Triumph beim Masters für einen Österreicher. 2007 hatte auch Julian Knowle (mit Simon Aspelin/SWE) das Endspiel erreicht.
Obwohl Melzer dieses Saisonfinish mit dem St. Petersburg-Titel, dem Sofia-Finale und nun dem Endspiel beim Masters der besten acht Doppel der Saison unterschrieben hätte: "Nichtsdestotrotz tut es jetzt gerade schon weh, weil es doch relativ knapp war. Im Endeffekt fehlen fünf Punkte. Das Finale ist von Anfang an ein bisschen krumm gelaufen. Da wäre mehr drinnen gewesen", erklärte Melzer in der Zoom-Video-Pressekonferenz.
Melzer hängt Ende Jänner nach den Australian Open seinen Schläger fast ganz an den Nagel, spielt vielleicht noch bei den French Open und in Wimbledon ein Genussprojekt. Schwieriger aufzuhören ist es für ihn aber trotz seiner nach wie vor guten Form nicht. "Ich habe gewusst, dass ich noch ein Jahr spielen kann. Für mich hat einfach die Chance, diesen Job zu machen überwogen und deshalb - no regrets."
Froh ist Melzer wie sein Doppelpartner Roger-Vasselin auch, endlich raus aus der Sicherheits-"Bubble" wegen Corona zu kommen. "Die letzten Wochen waren sicher extrem schwer, auch für uns beide, weil wir eben von unserer Familie weg waren. Wir haben beide Kinder. Wir haben jede Woche gespielt, um hier dabeizusein", schilderte Melzer und atmete durch: "Das Ganze fällt jetzt weg und es steckt uns niemand ein Staberl in die Nase." Die Strapatzen hätten sich eben aber auch ausgezahlt.
Die ÖTV-Funktion als Sportdirektor anzunehmen war letztlich auch eine Entscheidung für seine Familie. Der Vater eines Sohnes, der mit Ex-Schwimmstar Fabienne Melzer-Nadarajah verheiratet ist, freut sich auf viel Zeit zu Hause. Für ein ambitioniertes Profijahr müsse man 30 Wochen im Jahr unterwegs sein. "Ich werde 40 nächstes Jahr, irgendwann ist es dann auch gut gewesen, ich mache das seit 21 Jahren."
Vermissen wird Melzer neben dem Adrenalin auf dem Platz auch die Leute. "Generell werde ich die Leute vermissen, das war meine zweite Familie in den letzten 20 Jahren. Ich habe viele coole Freundschaften abgeschlossen, auch das ganze Personal. Die werden mir fehlen."