Seit Beginn der Coronapandemie wird oft und kontrovers darüber diskutiert, ob sich die fehlenden Zuseher und die damit einhergehenden leeren Sportstadien negativ auf die Leistungen der Athleten auswirken. Dass dem nicht zwangsläufig so sein muss, stellten Dominic Thiem und Rafael Nadal Dienstagnachmittag über zweieinhalb Stunden eindrucksvoll unter Beweis. Unfassbare Ballwechsel mit einer ungeheuren Intensität hätten die unter normalen Umständen ausverkaufte O2 Arena in London zum Kochen gebracht - so wurde den TV-Zusehern Spektakel und Krimi in einem geboten.
Von Beginn an zeigten sich die beiden Kontrahenten vor allem bei den eigenen Aufschlagspielen höchst konzentriert, ohne einen einzigen Breakball ging es ins Tiebreak. Und dort zeigte der Österreicher, dass er sich auf seine Nervenstärke verlassen kann: Nach Abwehr zweier Satzbälle nutzte der 27-Jährige seine erste Möglichkeit zum Gewinn des ersten Durchgangs.
In Satz zwei steckte der Lichtenwörther gegen die Nummer zwei der Welt den Aufsschlagsverlust zum 3:4 postwendend weg, ließ sich auch durch drei vergebene Matchbälle beim Stand von 5:4 nicht aus dem Konzept bringen und sicherte sich mit dem gegen Nadal fünften gewonnenen Tiebreak in Folge den sechsten Sieg im 15. Duell mit dem Spanier.
Da Titelverteidiger Stefanos Tsitsipas (GRE) im Abendspiel Andrej Rublew (RUS) mit 6:1,4:6,7:6(8:6) besiegen konnte, ist dem Lichtenwörther bereits nach zwei Spielen die neuerliche Halbfinal-Teilnahme nicht mehr zu nehmen. Somit ist das abschließende Duell mit Wien-Sieger Rublew zumindest aus der Sicht von Thiem nicht mehr von großer Bedeutung.
"Das war heute sicher eines meiner besten Spiele, die ich jemals gespielt habe, auch wenn ich den ersten Satz vielleicht etwas glücklich gewonnen habe", jubelte die Nummer drei der Welt noch auf dem Platz. Bereits im Vorfeld des Duells zwischen Tsitsipas und Rublew meinte Thiem: "Ich werde heute Abend sicher Stefanos die Daumen drücken, auch wenn ich Andrej liebe, aber ohne Druck in die dritte Partie zu gehen, wäre sicher ein Vorteil."
Angesprochen auf das leere Stadion zeigte sich Österreichs frischgebackener Sportler des Jahres mitfühlend: "In vielen Ländern, so auch in Österreich, gibt es gerade einen harten Lockdown. Wenn wir Sportler mit solchen Leistungen Freude und Abwechslung bereiten können, freut mich das natürlich."
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