Es sind nur maximal tausend Fans, die ihm bei seinem Heimturnier in der Wiener Stadthalle vor Ort die Daumen drücken können, doch Dominic Thiem genießt auch den reduzierten Heimvorteil. Der US-Open-Sieger kämpfte am Freitagnachmittag beim mit 1,551 Mio. Euro dotierten Erste Bank Open gegen Andrej Rublew (RUS-5) beim elften Antreten um sein zweites Wien-Halbfinale. Es werden für ihn für lange Zeit die letzten Matches mit zugelassenen Fans sein.
Sowohl beim Masters-1000-Turnier in Paris-Bercy kommende Woche als auch bei den ATP Finals in London, für die sich Thiem schon lange zum fünften Mal en suite qualifiziert hatte, werden keine Zuschauer erlaubt sein. Und ob es beim Saisonstart 2021 in Australien Fans geben wird, ist derzeit seriös nicht zu beantworten.
Thiem genießt Heimturnier sehr
Nur tausend statt wie im Vorjahr 9000 in der Stadthalle, das ist nicht nur für Thiem ein großer Wermutstropfen gerade bei der tollen Besetzung im Corona-Jahr. Dennoch sorgt auch ein Neuntel der Kapazität für recht gute Stimmung. "Ich genieße es sehr, es ist richtig schön", sagte Thiem nach seinem Viertelfinaleinzug auf APA-Nachfrage. Bei den Turnieren in den USA habe es viereinhalb Wochen gar keine Zuschauer gegeben. "In Paris waren zwar Zuschauer, aber die Stimmung war nicht so gut, weil es ein Freiluft-Turnier ist", erinnerte sich Thiem.
Angesichts stark steigender Fallzahlen in der Coronavirus-Pandemie auch in Österreich schwebt auch über den rot-weiß-roten Sportveranstaltungen ein mögliches Aus für Fans vor Ort. "Das kann natürlich passieren, dass das jetzt vielleicht für einige Zeit wieder die letzte Veranstaltung war mit Zuschauern, was sehr traurig ist", stellte der Weltranglisten-Dritte fest und fügte hinzu, "deshalb versuche ich auch jede Sekunde zu genießen." Dies habe er auch schon in den ersten beiden Partien gemacht.
"Dankbar für jeden Zuseher"
Thiem bedankte sich bei den Zuschauern, die doch bereit sind, große Abstriche zu machen. "Man kann nur sehr dankbar sein für jeden einzelnen, der in die Stadthalle kommt. Es ist natürlich auch für die Zuschauer sicherlich nicht so ein schönes Erlebnis wie in den anderen Jahren, in denen alles normal ist. Wenn man die ganze Zeit mit der Maske sitzen muss, nichts essen, nichts trinken kann. Es ist wirklich sehr speziell für uns, dass da die Leute trotzdem kommen."
Vielleicht ist es gerade in so schwierigen Zeiten besonders schwierig, sich nach all den Jahren der sich wiederholenden Rhythmen eines Sportlerlebens zu motivieren. Thiem geht auf eine diesbezügliche Frage auch ein. "Es ist bei weitem nicht alles immer super-toll. Es gib eigentlich sehr viele Tage, Momente und Wochen, wo einem alles am "Senkel" geht", gesteht Thiem. "Bei Siegen in der Heimat oder wenn man so ganz große Ziele erreicht wie bei den US Open, ist die Freude und die Genugtuung so groß, dass man dann halt die schweren Sachen auf sich nimmt." Die sich immer wieder wiederholenden Abläufe seit langer Zeit machen sich aber auch bei ihm bemerkbar. "Natürlich ist da eine gewisse Abstumpfung da, ich denke, das ist bei jedem so." Dank der vielen auch schönen Momente in seinem Sport finde er da aber "immer wieder eine Balance".