Ganz spontan – was fällt Ihnen zum Stichwort Corona ein?
HERWIG STRAKA: Ein Bier. Nein, im Ernst: Spontan fällt mir nichts ein, es ist einfach ein Thema, das mich seit geraumer Zeit 24 Stunden am Tag beschäftigt.
Hassen Sie Corona?
STRAKA: Hassen ist der falsche Begriff. Ich sehe die Pandemie vielmehr als Herausforderung. Und das ist auch einer der Hauptgründe, warum wir heuer trotz aller Hürden die Erste Bank Open veranstalten: Wir wollen mit dem Turnier unter den Menschen Zuversicht verbreiten.
Haben Sie im heurigen März, als die erste Coronawelle losbrach, daran geglaubt, dass das Turnier stattfinden kann?
STRAKA: Ich habe immer an eine Austragung geglaubt. Obwohl ich dachte, dass die Zahlen im Herbst nochmals steigen könnten. Dass es jetzt so schlimm ist, hätte ich allerdings nicht erwartet.
Die Infektionen steigen rasant. Kann das noch einen Einfluss auf das Turnier nehmen?
STRAKA: Wenn es in den kommenden Tagen ganz extrem wird, muss man mit allem rechnen. Aber wir machen alles dafür, dass bei der Veranstaltung die Sicherheit riesengroßgeschrieben wird. Wenn ich jedoch durch Wien spaziere und sehe, wie wenig Abstand gehalten und wie sorglos mit den Masken umgegangen wird, wundert mich nichts mehr.
Wie wird die Sicherheit der Spieler gewährleistet?
STRAKA: Die Spieler wurden nach ihrer Ankunft getestet. Sie dürfen sich nur im Hotel der Stadthalle aufhalten. Im Spielerhotel wurden mehrere Stockwerke gebucht, die man nur per Lift und einer Karte erreichen kann. So sind sie quasi von der Außenwelt abgeschnitten.
Laut neuer Verordnung sind in der Halle pro Tag 1000 Besucher zugelassen. Sie haben kürzlich gesagt, das Turnier ohne Zuschauer wäre günstiger.
STRAKA: Es gibt viele Veranstaltungen, die ohne Zuschauer günstiger wären – auch ohne Coronakrise. Die kritische Größe liegt da bei rund 1000 Besuchern. Bei unserem Turnier ist es heuer auf alle Fälle so, dass die Kosten für die Einhaltung der Corona-Maßnahmen die Einnahmen durch den Ticketverkauf übersteigen.
Dennoch bieten Sie heuer ein Turnier mit dem besten Teilnehmerfeld der Geschichte. Wie funktioniert das?
STRAKA: Erstens gab es heuer wenig Turniere und die Spieler sind gierig nach Matches. Zweitens findet diesmal parallel kein Turnier statt. Wir durften also schon lange damit rechnen, dass auch ein Superstar kommen wird. Dass wir nun ein so starkes Feld inklusive des Weltranglistenersten Novak Djokovic haben, ist natürlich eine Genugtuung für die vielen Investitionen.
Trotzdem: Unterm Strich wird das Turnier heuer laut Ihren Angaben tiefrote Zahlen schreiben.
STRAKA: Das stimmt, aber man gibt als Geschäftsmann kein Geld aus, wenn man sich dadurch nicht auch etwas erhofft. Wir bauen mit der Durchführung des Turniers ja auch Beziehungen zu Spielern, Managern, Sponsoren und Fans auf und hoffen, dass es entsprechend geschätzt wird, wenn wir auch in schwierigen Zeiten wie diesen ein Großereignis veranstalten.
Die Haupteinnahmequelle sind heuer die TV-Gelder?
STRAKA: Ja, ohne die Medienrechte wäre das Turnier heuer nicht durchführbar. Obwohl wir uns da etwa im Vergleich zum internationalen Fußball in einem niedrigen Bereich bewegen.