Rafael Nadal hat am Sonntag mit einer Machtdemonstration Tennis-Geschichte geschrieben. Der 34-jährige Spanier sicherte sich seinen bereits 13. French-Open-Titel und ließ dem Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic (33) im Finale keine Chance. Nadal besiegte den Serben nach 2:41 Stunden mit 6:0,6:2,75 ab. Er zog damit auch in der Ewigen-Besten-Liste mit dem Herren-Rekordmann Roger Federer (SUI) mit nun ebenfalls 20 Major-Siegen gleich.
Für Nadal war es im 102. Match in Roland Garros auch der 100. Sieg. Er kassierte einen dieses Jahr wegen der Coronakrise reduzierten Siegerscheck in Höhe von 1,6 Mio. Euro. Djokovic bleibt aber weiter die Nummer eins im ATP-Ranking, Nadal hat weiter 725 Zähler Vorsprung auf Thiem. Zudem war es Nadals insgesamt 999. Sieg in einem Einzel auf der Tour (bei 201 Niederlagen).
Doch all diese Zahlenspiele interessierten Nadal an diesem Tag gar nicht so sehr. Auch nicht, dass er nun auf einer Stufe mit Roger Federer steht. "Hier zu gewinnen, bedeutet mir alles. Ehrlich gesagt, denke ich heute nicht an den 20. Major-Sieg oder mit Roger gleichzuziehen. Für mich ist es heute nur ein Roland-Garros-Sieg, dieses Turnier bedeutet alles für mich", erklärte Nadal.
Im Head-to-Head mit Djokovic verkürzte Nadal damit auf 27:29. Es war das insgesamt neunte Major-Finale der beiden, Nadal hat nun das fünfte gewonnen. Djokovic hält weiter bei 17 Major-Titeln bzw. einem French-Open-Sieg (2016). Der Serbe steht nun bei 27 Grand-Slam-Finali (Bilanz: 17:10), Nadal bei 28 (20:8).
Nadal zeigte unter geschlossenem Dach von Beginn an seine ganz außergewöhnliche Klasse gerade auf Sand bei den French Open - in seinem "Wohnzimmer": Das Resultat des ersten Satzes spricht Bände, auch wenn es für ein 6:0 ganze 45 Minuten gedauert hat. Nadal startete mit dem ersten Breakball zum 1:0, holte ein weiteres zum 3:0 und wehrte dann im vierten Game drei Chancen von Djokovic zum ersten Rebreak ab. Vor allem das vierte und fünfte Spiel waren sehr umkämpft. Schon den ersten Satzball nutzte der Mallorquiner zum 6:0. Das war in bisher 55 Duellen einem der Beiden erst einmal gelungen (Nadal 2019 im Rom-Finale beim 6:0,4:6,6:1).
Auch im zweiten Durchgang ging es in dieser Manier weiter, wobei Nadal schon nach 1:20 Stunden dank zweier Breaks 4:1 führte. Eine Viertelstunde später hatte der Spanier, dessen Intensität auf dem Platz mit 34 immer noch seinesgleichen sucht, auch diesen Satz in der Tasche. Im dritten Satz gelang es Djokovic, sich doch noch in dieses Match zu verbeißen und sich ein wenig aus den Schlingen Nadals zu befreien. Ein Rebreak zum 3:3 führte zum Gefühlsausbruch und der "Djoker" hielt bis zum 5:5 mit. Doch dann durchbrach Nadal neuerlich den Aufschlag seines Gegners und nutzte den ersten Matchball. Ein dankbarer Kniefall und ein breites Grinsen nach all der Anspannung - Nadal hatte es wieder einmal geschafft.
Für Djokovic endete damit eine fast perfekte Serie in diesem Jahr: Der Australian-Open-Sieger kam mit einer 37:1-Bilanz an Siegen in das Finalmatch. Die einzige Niederlage war der Disqualifikation im Achtelfinale von Flushing Meadows geschuldet. Djokovic hat neben Melbourne 2020 trotz der langen Spielpause wegen der Coronakrise auch die Titel in Dubai, Cincinnati und zuletzt Rom gewonnen.
"Heute hast du gezeigt, warum du der König des Sandes bist. Ich habe es auf der eigenen Haut spüren müssen", meinte Djokovic sportlich. Sowohl der Serbe als auch der Spanier bedankten sich bei den Organisatoren, dass es in der Coronakrise überhaupt möglich ist, dieses Turnier auszutragen.
Nadal wandte sich gar an die Weltbevölkerung. "Ich möchte eine Nachricht an jeden auf der Welt senden: Wir haben eine der schwierigsten Zeiten, an die wir uns erinnern können, im Kampf gegen dieses Virus. Macht weiter, bleibt positiv und alles Gute, wir werden dieses Virus schlagen." Für Roland Garros wünschte sich der Mallorquiner, dass man 2021 im Mai/Juni zurückkehren könne und auf dem nun mit einem Dach versehenen Court Philippe Chatrier auch wieder vor voller Zuschauerkulisse gespielt werden könne.
Nadal gewann das Turnier damit übrigens ebenso ohne Satzverlust wie sein Pendant bei den Damen, die erst 19-jährige Polin Iga Swiatek.