Wenn jemand in Expertenkreisen zu den größten Nachwuchstalenten im Tenniszirkus zählt, hat das in der Regel seine Berechtigung. Die Rede ist von Jurij Rodionov. Der Niederösterreicher fordert nach seinem Fünfsatz-Krimi gegen Jeremy Chardy heute in der zweiten Runde der French Open den Slowaken Norbert Gombos (2. Spiel nach 11 Uhr). „Im Nachhinein gesehen war ich extrem froh, dass keine Zuschauer dabei waren, denn die hätten Chardy in den entscheidenden Momenten definitiv richtig gepusht. Da hatte ich Glück“, sagt Rodionov erleichtert.
Die Chancen auf seinen zweiten Sieg auf der ATP-Tour stehen für den Major-Debütanten nicht schlecht. „Ich bin ziemlich entspannt, muss ich zugeben. In den letzten Tagen habe ich mich mit meinem Körper beschäftigt, damit er wieder auf Hochtouren kommt. Das Eisbad darf nach solchen anstrengenden Matches nie fehlen“, erzählt der Linkshänder, dem die widrigen Bedingungen in Paris nichts anhaben können. „Ich nehme es so, wie es kommt, es geht jedem Spieler gleich. Diejenigen, die sich am besten drauf einstellen, haben letztlich Vorteile“, sagt der Schützling von Javier Frana, der zugibt, dass Sand alles andere als sein Lieblingsbelag ist. „Ich bevorzuge jeden anderen Untergrund“, gesteht er mit einem breiten Grinsen und verrät, was ihn in der Tat ausmacht.
„Meine größte Stärke ist ganz klar meine Verbissenheit.
"Oftmals bin ich noch zu wankelmütig"
Der 1,91-Meter-Mann, der in Nürnberg geboren ist und mit zwei Jahren nach Österreich kam, macht trotz seines Höhenflugs keinen Hehl daraus, dass ihm seine fehlende Konstanz noch hin und wieder im Weg steht. „Mein Ziel muss es künftig sein, dass ich mein bestes Tennis jeden Tag aufs Neue abrufen kann. Oftmals bin ich noch zu wankelmütig.“
Ein starkes Service, solide Grundschläge sowie sein Ehrgeiz machen den 21-Jährigen zu einem jungen, unberechenbaren Spieler, der in der Zeit des Corona-Lockdowns ins Trainingszentrum nach Alt-Erlaa zu Wolfgang Thiem wechselte. „Das war die beste Entscheidung. Ich habe hier die idealen Trainingspartner und nur so wird man selbst jeden Tag besser.“
Seinen Gegner, die Nummer 106 der Welt, hat der Matzener durchleuchtet. Seine größte Schwäche? „Seine Beweglichkeit. Die Grundschläge sowie das Service sind stabil. Deshalb werde ich versuchen, ihn auf die Reise zu schicken. Wenn das klappt, trau ich mir einen Sieg zu. Sich einen konkreten Matchplan zu gestalten, ist schwierig, weil man nie weiß, was auf einen zukommt. Ich werd probieren, gleich die Oberhand zu bekommen“, sagt Rodionov, der gestern eine Einheit mit Stan Wawrinka absolvierte.
Österreichs Superstar Dominic Thiem trifft heute im 2. Spiel nach 11 Uhr auf Jack Sock (USA). Gegen den Qualifikanten hat der US-Open-Champion eine 3:1-Bilanz stehen.