Da Dominic Thiems Entourage bei den US Open aufgrund der Coronakrise auf drei Begleitpersonen limitiert war, begleiteten nur Trainer Nicolas Massu, Physio Alex Stober sowie Freund Lucas Leitner, der auch für den Social-Media-Bereich verantwortlich ist, den Lichtenwörther nach New York. Manager Herwig Straka verfolgte das US-Open-Endspiel hingegen zu Hause in Graz vor dem Fernseher. „Es war ein sehr aufwühlendes Match. Vor allem, weil der Start so unerwartet war: Sascha spielte extrem gut, Dominic war hingegen wie gelähmt. Aber auf alle Fälle war die Partie episch und wird in die Geschichtsbücher eingehen“, sagte der – unausgeschlafene – Steirer, der nach dem verwandelten Matchball noch lange nicht ins Bett kam: „Ich musste mit Rolex und Adidas noch Kampagnen abstimmen – die mussten für den US-amerikanischen Markt gleich raus.“
Apropos Sponsoren: Der Triumph im „Big Apple“ schlägt sich natürlich auch in Thiems Marktwert nieder. „Als Grand-Slam-Sieger spielst du da schon in einer ganz anderen Liga. Die Partner sind natürlich extrem stolz, Rolex will nun mit Dominic eine weltweite Kampagne starten“, betont Straka. Ob bereits andere Großkonzerne angeklopft haben? „Die Vermarktung ist ein aktives Geschäft, wir werden auf mögliche künftige Partner zugehen.“
Hinsichtlich des sportlichen Werts streicht Straka hervor, dass wohl nur wenige geglaubt hätten, dass Thiem seinen ersten Grand-Slam-Titel auf Hartplatz und nicht auf Sand holen würde. Ebenso hervorstechend: „Die mentale Belastung aufgrund der Coronablase war in den vergangenen Wochen in New York für alle Spieler extrem hoch, aber Dominic hat das sehr gut weggesteckt.“ Dass die Turnier-Entscheidung ohne die „großen drei“ gefallen sei (Rafael Nadal und Roger Federer traten nicht an, Novak Djokovic wurde im Achtelfinale disqualifiziert), würde den Wert des Erfolges nicht schmälern: „Wenn beim Skifahren im Slalom im ersten Durchgang ein paar Favoriten ausscheiden, ist am Ende der Sieger trotzdem Olympiasieger“, zieht der Grazer einen passenden Vergleich.
Von einer Wachablöse der „großen drei“ will Straka jedoch noch nicht sprechen, doch ginge es natürlich immer mehr in diese Richtung. „Die Big 3 haben in der Vergangenheit davon gelebt, dass sie sich die Titel immer untereinander ausgemacht haben. Nun haben aber auch Dominic, Zverev und Daniil Medwedew schon ein paar Mal ein Halbfinale oder Finale erreicht und die nötige Erfahrung gesammelt, um dort künftig auch zu bestehen.“ Solange sie noch spielen, wird man sich aus Sicht der ATP natürlich weiter auf Nadal, Federer und Djokovic fokussieren. Aber: „Das US-Open-Finale hat gezeigt, dass der Tennissport auch nach ihnen spektakulär bleiben wird“, betont Straka, der auch als ATP-Board-Direktor fungiert.
Nach seinem Triumph in Flushing Meadows wird der 27-Jährige neben Rom auch auf ein Antreten in Hamburg verzichten. „Die ganzen vier Wochen in der ‘Bubble’ mit vielen anstrengenden Matches plus den ganzen Emotionen, dem ganzen Druck und dem verrückten Finale. Von dem her wäre es nicht gescheit, in Hamburg zu spielen“, gab Thiem selbst Einblick. Er habe dabei abgewogen zwischen Matchpraxis und körperlich und geistig voll fit nach Paris zu kommen. „Da ist Zweites eindeutig wichtiger“, betonte der Ranglistendritte. Der Klassiker in Paris startet am 27. September – und auch dort zählt er zum engsten Favoritenkreis.
Nach der Rückkehr in die Heimat gönnt sich Thiem ein paar Tage Pause, zum Wochenende hin will er das Training auf Sand aufnehmen. Am Mittwoch kommender Woche werde wahrscheinlich die Anreise nach Paris erfolgen. „Sand ist immer wie nach Hause kommen. Ich kann so locker drauflosspielen bei einem Grand Slam wie seit ewiger Zeit nicht mehr“, freut sich Thiem.
Die nötige Unterstützung wird der nun 17-fache Turniersieger dabei von seinem Betreuerstab erhalten. „Im gesamten Team läuft es seit eineinhalb Jahren in eine sehr gute Richtung. Für Dominic ist es extrem wichtig, dass er vertraute Leute um sich hat. Von dem her passt es sehr gut und es gibt auch keinen Grund, diesbezüglich etwas zu ändern“, sagt der Manager.