Die Geschichte der US Open reicht bis ins Jahr 1881 zurück, als erstmalig die U.S. National Championships der Herren ausgetragen wurden - sechs Jahre später folgten die Damen. Und obwohl erst am Sonntag mit dem Matchball des Herrenfinales der letzte Vorhang des diesjährigen Events fällt, steht schon jetzt fest, dass die 120. Auflage noch lange in Erinnerung bleiben wird. Sei es durch den Umstand, dass coronabedingt zum ersten Mal ein Grand-Slam-Turnier ohne Zuseher über die Bühne ging, oder dass sich mit Novak Djokovic die Nummer eins der Welt durch eine Unsportlichkeit selbst eliminierte und damit den Weg für einen Premierensieger freimachte. Vielleicht schreibt aber auch Serena Williams (zog mit einem 4:6, 6:3, 6:2-Sieg über Zwetana Pironkowa ins Halbfinale ein) am Samstag Geschichte, indem sie mit ihrem 24. Grand-Slam-Sieg mit Margaret Court gleichzieht.

Eine mögliche Gegnerin von Williams im Endspiel ist Naomi Osaka. Die Japanerin macht in New York aber nicht nur durch ihre bislang souveränen Darbietungen auf dem Platz von sich reden, sondern vor allem durch ihre Auftritte und Outfits in den Stadien: Vor und nach ihren Begegnungen trägt die 22-Jährige Mund-Nase-Masken, auf denen Namen von getöteten Afroamerikanern stehen: Breonna Taylor, Elijah McClain, Ahmaud Arbery, Trayvon Martin oder zuletzt George Floyd. Auf diese Weise will die Tochter eines Haitianers und einer Japanerin ihren Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA erneuern.

Bereits im August beim von Cincinnati nach New York verlegten WTA-Premier-Turnier hatte die Nummer neun der Welt wegen der Proteste im US-Sport erklärt, auf ihr Halbfinale verzichten zu wollen und erzwang so die Absage aller Spiele an jenem Tag. "Noch bevor ich eine Athletin bin, bin ich eine schwarze Frau. Und als eine schwarze Frau habe ich das Gefühl, dass es wichtigere Themen gibt, die sofortige Aufmerksamkeit brauchen, anstatt mich Tennis spielen zu sehen". Mit diesen Worten hatte Osaka ihren angekündigten Verzicht auf Instagram begründet.

Naomi Osaka befindet sich offenbar auf einer Mission: Sieben Masken mit sieben verschiedenen Namen hat sich die erste asiatische Spielerin an der Spitze der Tennisweltrangliste anfertigen lassen - fünf davon hat sie bereits gezeigt. "Ich hoffe, ich komme ins Finale, denn dann habe ich alle Masken getragen", sagte die 22-Jährige, die im Alter von drei Jahren in die USA kam, vor dem Turnier.

Die Chancen stehen auf jeden Fall nicht schlecht, dass Osaka ihre Mission erfüllt: Jedes Mal, wenn sie das Achtelfinale eines Grand Slams überstand, gewann sie das Turnier dann auch. Das war in Melbourne 2019 so - und auch bei US Open im Jahr zuvor.