Dominic Thiem hat sich in Runde drei der US Open neuerlich gesteigert und steht nach einem 6:2,6:2,3:6,6:3-Sieg über Marin Cilic im Achtelfinale. Nun will der 27-jährige Niederösterreicher gegen Kanadas Jungstar Felix Auger-Aliassime am Montag die nächste Hürde nehmen. Thiem ist gegen den 20-Jährigen klarer Favorit. Wird er dieser Rolle gerecht, steht er in seinem zweiten US-Open-Viertelfinale.
Seinen größten Vorteil sieht der Weltranglisten-Dritte aber in seiner Routine. "Er ist ein großartiger Spieler, hat keine wirklichen Schwächen. Die einzige Sache, die ihm fehlt, ist die Erfahrung. Es ist nicht meine erst zweite Woche bei einem Slam, aber es ist seine", erklärte Thiem am Sonntag kurz nach Mitternacht Ortszeit zu seinem nächsten Gegner, dem er "unglaubliches Star-Potenzial" bescheinigt.
"Thiem ist zu einer Macht in der Tennis-Welt geworden"
Der sieben Jahre jüngere Auger-Aliassime hatte sich schon zuvor nach einem glatten Dreisatz-Sieg über Corentin Moutet (FRA) zu Thiem geäußert. "Dominic ist jedes Jahr stärker geworden. Schritt für Schritt ist er bei diesen Turnieren weiter gekommen und ist wirklich zu einer Macht in der Tennis-Welt geworden", so der Weltranglisten-21. Für ihn selbst ist es ein Test gegen einen der Besten der Welt.
Thiem selbst glaubt, dass er sich weiter steigern muss. "Sicher will ich natürlich die Fehleranzahl wieder reduzieren und generell mein Spiel verbessern. Aber bin auf einem guten Weg, weil es in den ersten drei Matches jeweils immer eine Steigerung gegeben hat", bilanzierte er die erste Woche in Flushing Meadows.
Vierte Woche in der Bubble
Flushing Meadows und das Spielerhotel, das sind die einzigen Aufenthaltsorte für die Tennis-Spieler. Thiem geht in der wegen des Coronavirus kreierten "Bubble" nun schon in die vierte Woche. Unter dieser Eintönigkeit leiden so manche Spieler, doch Thiem ist jetzt voll im Wettkampfmodus. "Das Adrenalin ist erst jetzt richtig hoch. Das wird jetzt sogar besser in der Bubble, weil jetzt einfach nicht mehr so viel Zeit zum Nachdenken ist, weil der Grand-Slam-Modus da ist", erklärte er. Match-Tag, dann Trainings- und Behandlungs-Tag, dann wieder Match. Da seien die ersten beiden Wochen schwieriger gewesen.
Sollte es in der Zukunft wieder so eine Situation geben, könne man überlegen, zum Beispiel Cincinnati auszulassen. "Weil man dann vor allem mental frischer ins Grand-Slam-Turnier starten würde. Das habe ich nicht wissen können am Anfang."
Thiem war am Samstag schon relativ früh auf der Anlage gewesen, hatte sich auch Teile des Spiels von Serena Williams angesehen. In seiner Suite direkt im Arthur Ashe Stadium hat er zumindest den gleichen Komfort wie im Hotel. "Es ist natürlich eine einmalige Chance, Live-Tennis zu schauen - egal wen jetzt." Die Busfahrt vom Hotel benötige doch zwischen 45 Minuten bis zu einer Stunde, das Essen auf der Anlage sei gut. "Da macht es nicht so viel aus, wie bei anderen Turnieren, wenn man ein bisserl früher da ist", erklärte der Lichtenwörther.
Gute Aussichten im möglichen Viertelfinale
Auch wenn kein Favorit seine nächsten Gegner kleinredet und eine Nummer zwei zumindest bis ins Endspiel wohl immer Titelanwärter bleibt: Die Turnierentwicklung sieht für Thiem gut aus: Setzt er sich gegen Auger-Aliassime durch, trifft er entweder auf Raonic-Bezwinger Vasek Pospisil (ebenfalls aus Kanada) oder Alex de Minaur (AUS-21). Für ein Major-Viertelfinale ein gutes Los. Im Halbfinale könnte es zum Kracher mit Vorjahresfinalist Daniil Medwedew (RUS-3) kommen, der bisher ohne Satzverlust geblieben ist.
Thiem, der in New York nur von Coach Nicolas Massu, Physio Alex Stober sowie Lucas Leitner, einem Freund seit Kindheitstagen, begleitet wird, weiß, dass er sich weiter steigern muss. "Ich stehe noch nicht bei 100 Prozent. Ich muss mein Level weiter steigern, wenn ich tiefer ins Turnier vordringen will, besonders jetzt gegen Felix", sagte Thiem mit Mund-Nasen-Schutz ins Mikrofon in die gespenstisch leere Arena. "Normalerweise gelingt mir das bei Grand Slams. Heute war es ein guter Sieg gegen einen großen Champion, das sollte mir einen Boost geben."