Dominic Thiem hat zum insgesamt 13. Mal bei einem Grand-Slam-Turnier das Achtelfinale erreicht, zum fünften Mal allein bei den US Open. Mit einer starken Leistung bezwang der Weltranglisten-Dritte am Samstag (Ortszeit) in Runde drei in New York den kroatischen Ex-US-Open-Champ Marin Cilic nach 2:28 Stunden mit 6:2,6:2,3:6,6:3. Im Head-to-Head mit Cilic stellte Thiem damit auf 3:0-Siege.
Am Montag spielt Thiem erstmals gegen den erst 20-jährigen Kanadier Felix Auger-Aliassime um sein zweites Viertelfinale in Flushing Meadows nach 2018. Dieser hatte sich zuvor gegen Franzosen Corentin Moutet klar 6:1,6:0,6:4 durchgesetzt. Sollte Thiem sich gegen den Kanadier durchsetzen, trifft er entweder auf dessen Landsmann Vasek Pospisil oder den Australier Alex de Minaur.
Thiem auch mit etwas Glück
"Im vierten Satz war der Schlüssel, als ich die Breakbälle abgewehrt habe, ein Ball war da auf der Linie. In diesen Matches braucht man eben auch Glück. Ich bin glücklich, dass ich in der vierten Runde stehe", freute sich Thiem noch auf dem Platz des größten Tennis-Stadions der Welt, im Arthur Ashe Stadium. "Im dritten, vierten Satz war es ein sehr gutes, sehr enges Match und es hat nicht viel gefehlt und es wäre in einen fünften gegangen."
Schon jetzt hat Thiem 250.000 Dollar Preisgeld und 180 ATP-Zähler sicher. Doch damit gibt sich der Australian-Open-Finalist dieses Jahres, der als Nummer 3 der Welt wegen der Abwesenheit von Rafael Nadal als 2 gesetzt ist, keinesfalls zufrieden. Der Sieg des dreifachen Major-Finalisten bedeutet nun übrigens auch, dass er kommende Woche beim Heimturnier in Kitzbühel seinen Titel nicht verteidigen wird.
Thiem gelang ein prächtiger Start. Gleich im Auftaktgame nahm er dem US-Open-Sieger 2014 den Aufschlag ab. Im ganzen ersten Satz gab er in der Folge beim Service nur zwei Punkte ab und breakte Cilic zum 5:2 ein weiteres Mal. Nach 32 Minuten stand es 6:2, nur zwölf Minuten später 3:0. Erst zum 1:4 gelang es Cilic, nach sieben verlorenen Games en suite wieder anzuschreiben. Doch nach 63 Minuten hieß es wieder 6:2 für Thiem.
Frühe Breaks als Schlüssel
"Mein Start war natürlich gut, aber er ist auch langsam aus den Startlöchern gekommen. Er hat relativ viele einfache Fehler gemacht, natürlich habe ich gut retourniert, aber im dritten Satz hat sich das Spiel dann komplett gewandelt", analysierte Thiem später. Geholfen habe ihm, dass er Cilic jeweils im ersten Game von den ersten zwei Sätzen gebreakt habe. "Das hat mir natürlich auch geholfen."
Im Gegensatz zu den ersten beiden Sätzen brachte Cilic seinen Aufschlag zu Beginn durch und ging erstmals in Führung. Der Kroate zeigte nun seinen Kampfgeist. Für ihn sprachen eine 32:17-Bilanz in Fünfsatz-Partien und er hatte auch in der ersten Runde gegen Dennis Kudla (USA) einen 0:2-Rückstand noch zum Sieg gedreht. Im sechsten Game des dritten Satzes fand Cilic dann seine ersten Breakchancen gegen Thiem vor: Und Cilic nutzte die dritte zum 4:2. Thiems Aufschlagleistung war nun nicht mehr so gut wie in den ersten beiden Sätzen, zudem unterliefen ihm auch weit mehr unerzwungene Fehler: nur gesamt vier in den ersten zwei Sets, zehn im dritten, 14 im vierten. Bei 5:3 hatte Thiem zwar noch zwei Rebreakchancen, doch Cilic nutzte nach 1:47 Stunden seinen ersten Satzball zum 6:3.
Nach knapp zwei Stunden war die Partie wieder völlig offen. Neben der Leistungssteigerung von Cilic begründete Thiem dies auch mit etwas fehlender Energie. "Ich habe Ende dritter Satz, Anfang vierter einen leichten Energieabfall gehabt, was auch normal ist ohne Fans. Es ist schon eine sehr spezielle Situation da um elf am Abend in dem Riesenstadion komplett alleine zu spielen."
Thiem wehrte bei 2:2 drei Breakbälle ab und schaffte zum 4:2 mit der ersten Chance selbst das Break. Auch beim Stand von 5:3 fand Cilic bei 15:40 noch zwei Breakchancen vor, ehe Thiem dann seinen ersten Matchball verwertete.
Der dreifache Major-Finalist gab zu, dass ihn das Match zwischenzeitlich schon an jene bittere Niederlage gegen Juan Martin Del Potro bei den US Open 2017 erinnert hat. Damals hatte Thiem den kränkelnden Argentinier in den ersten zwei Sätzen überrollt, ehe Del Potro noch in fünf Sätzen siegte.
"Es hat schon gewisse Parallelen gegeben heute. Cilic war jetzt nicht krank wie Del Potro damals, aber er hat auch die ersten zwei Sätze relativ schlecht gespielt, dann auf einmal sein Level extrem angehoben", erinnerte sich Thiem und lieferte die Begründung dafür gleich nach. "Was Del Potro und Cilic schon gemeinsam haben, ist dieses absolute Sieger-Gen in sich. Ein Cilic glaubt immer an den Sieg, das haben ganz wenige Spieler." Darum sei es auch bis zum Schluss sehr gefährlich geblieben. "Deshalb bin ich froh, dass es da kein Deja vu gegeben hat."
Erfahrung als Vorteil für Thiem
Gegen seinen nächsten Gegner hat er nun den Vorteil der Erfahrung: Felix Auger-Aliassime ist erst 20, ist im ATP-Ranking schon 21. und steht aber zum ersten Mal bei einem Major im Achtelfinale. "Ich freue mich immer, das erste Mal gegen so einen kommenden Superstar zu spielen. Er hat alles, was es dazu braucht, unglaubliches Star-Potenzial", lobte Thiem den Youngster. "Er hat keine wirkliche Schwäche, ist ein unglaublicher Athlet und hat auch richtig gut gespielt. Ich habe seine ersten drei Matches eigentlich alle gesehen hier."