Seine Generalprobe für die am (heutigen) Montag beginnenden US Open in New York ist daneben gegangen, doch Dominic Thiem hat das weggesteckt. Der als Nummer zwei gesetzte Österreicher trifft am Dienstag (2. Spiel nach 17.00 Uhr MESZ/live ServusTV) zum Auftakt seiner siebenten US Open auf den Spanier Jaume Munar. Gelingt ihm ein guter Start ins Turnier, dann ist für ihn alles möglich.
Vor zwei Jahren hat Thiem in Flushing Meadows vielleicht sein bisher bestes Match gespielt: Die Fünfsatz-Niederlage im Viertelfinale gegen Rafael Nadal war bitter, doch sie hat erstmals gezeigt, dass Thiem auch auf Hartplatz ein Major-Titel zuzutrauen ist. Und bei den Australian Open im vergangenen Jänner wäre es dann beinahe auch passiert: Thiem ließ sich von Novak Djokovic aber eine 2:1-Satzführung noch aus der Hand nehmen und verlor im Endspiel von Melbourne noch in fünf Sätzen.
Diese Erinnerungen zählen für Thiem mehr, als jene von vor knapp einer Woche, als er völlig überraschend beim nach New York verlegten Cincinnati-Masters-1000-Event gleich zum Auftakt scheiterte. Nur drei Games gegen Filip Krajinovic: "Solche Matches passieren. Er hat danach fast Raonic (den späteren Finalisten, Anm.) in zwei Sätzen geschlagen. Er spielt im Moment super gut und ich hatte nicht meinen besten Tag", erklärte Thiem.
Er wisse aber um seine Stärken und: "Ich weiß, Dinge können sich sehr schnell ändern. Ich hoffe, ich habe die richtigen Dinge von dem Match gelernt." Allerdings sei es schon komisch, wenn man nach einer Niederlage am gleichen Schauplatz bleibe. "Ja, normalerweise, wenn man verliert, ist man sauer, besteigt das Flugzeug und spielt an einem anderen Platz. Da ist es auch leichter zu vergessen."
Vergessen hat Thiem auch seine drei bisherigen Begegnungen mit Jaume Munar nicht, schon gar nicht jene dieses Jahr in Rio, unmittelbar vor der Corona-Pause. "Die drei Matches gegen ihn waren alle sehr knapp. In Rio war ich Satz und Break hinten, habe fast verloren. Aber es gilt das Gleiche wie vor der Corona-Pause: Es ist jeder Spieler unglaublich gut, der hier im Hauptfeld ist", erklärte der Lichtenwörther, der bei einem Sieg seinen 27. Geburtstag auf dem Platz feiern wird.
"Wenn ich meine beste Leistung abrufe, wenn ich gut spiele, gut fighte und voll drinnen im Match bin, habe ich gute Chancen. Wenn ich nicht voll da bin, wird die Reise relativ schnell vorbei sein", glaubt der dreifache Major-Finalist. "Ich hoffe, dass ich von Dienstag an gut spiele und von Anfang an voll im Turnier drinnen bin. Dann stehen die Chancen gut."
Der erste Prüfstein wartet in Runde drei
Im Falle eines Sieges trifft Thiem am Donnerstag, seinem Geburtstag, entweder auf Bradley Klahn (USA) oder den Inder Sumit Nagal. Gegen beide hat er noch nie gespielt. In Runde drei könnte mit Ex-US-Open-Champion Marin Cilic (CRO-31) der erste echte Prüfstein warten.
Einer Prüfung werden die Spieler aktuell in Sachen Zusammenhalt unterzogen: Novak Djokovic hat sich als Präsident des Spielerrats innerhalb der ATP verabschiedet und will einen eigenen Spielerverband initiieren. Thiem hält davon, ähnlich wie Roger Federer und Rafael Nadal, wenig. "Ich hab es mir nicht durchgelesen. Ich glaube, dass das, was die ATP macht, ziemlich gut ist. Natürlich sind sie nicht perfekt. Wir sind in schwierigen Zeiten wegen der Covid-Krise. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir vereint sind und nicht geteilt."
Befragt wurde Thiem auch zur ungewöhnlichen Abfolge der Grand-Slam-Turniere in New York und Paris und den nur zwei Wochen zwischen dem US-Open-Finale und dem Beginn in Roland Garros. "Es ist eine neue Situation, aber es ist zwischen den Grand Slams in Paris und Wimbledon ähnlich, da hat man auch nur drei Wochen dazwischen."
Erschwerend kommt freilich hinzu, dass diesmal die Zeitdifferenz und der Wechsel der Kontinente dazukommt. Doch vorerst will er sich ganz auf sein erstes Hartplatz-Duell mit Munar (alle bisherigen auf Sand) fokussieren. "Ich bin neugierig. Und natürlich bin ich glücklich, dass das Grand-Slam-Tennis zurück ist."