Es war eines dieser Motorengeräusche, die das Herz eines jeden Autofans höherschlagen lassen, als am Sonntagvormittag ein schwarzer Porsche 911 Carrera 4s auf den Parkplatz der ATV Arena in Irdning einbog. Aus dem schicken Boliden kletterte Moritz Thiem. Und nachdem der Legionär des TC Kern vor dem steirischen Bundesliga-Derby gegen Irdning zum Aufwärmen ein paar Bälle weichgeklopft hatte, erklärte der jüngere Bruder von Superstar Dominic: „Domi hat mich vom Hotel zur Anlage fahren lassen. Echt ein cooles Gefühl“, lachte der 20-Jährige, der tags zuvor mit seinem berühmten Bruderherz noch beim Pizza-Verzehr in Graz gesichtet worden war.
Dominic selbst ließ sich ebenfalls kurz in der Irdninger Arena blicken – allerdings nur auf dem Parkplatz, wo er mit seinem Vater Wolfgang das Gepäck in den Porsche lud, ehe das Duo gleich wieder davonbrauste. „Domi muss heute noch nach Deutschland fahren“, erklärte Bruder Moritz. Und so war es nur Mutter Karin, die dem Jüngsten aus dem Familienbund auf die Beine schaute. Allerdings hatte dieser gegen den baumlangen Deutschen Mats Moraing beim 0:6, 2:6 nichts zu melden. Ein Spiegelbild des gesamten Tennis-Derbys: Irdning, das auf den Einsatz von Topspieler Dennis Novak verzichtete, setzte sich am Ende vor den Augen von Ex-Skisprung-Weltmeister Wolfgang Loitzl mit 9:0 durch und gab dabei keinen Satz ab.
Jeder Besucher wurde personalisiert
Auch zur Freude der 200 Zuschauer. Zwar hätte sich das Stelldichein des Großteils der heimischen Tennis-Elite (auch die Melzer-Brüder Jürgen und Gerald sowie Lucas Miedler, Pascal Brunner und U16-Staatsmeister Jan Kobierski waren mit von der Partie) weit mehr Zuschauer verdient, doch mussten sich die Gastgeber an die Corona-Richtlinien halten. Und so war Obmann Christian Ruhdorfer bis am frühen Nachmittag damit beschäftigt, die Namen, Adressen und Telefonnummern jedes einzelnen Besuchers zu notieren, um im Falle eines Corona-Falls entsprechend reagieren zu können.
Das Thema Corona spielt natürlich auch bei Jürgen Melzer derzeit eine tragende Rolle. Der Doppel-Spezialist hebt nächsten Sonntag Richtung New York ab, wo er gemeinsam mit dem Franzosen Edouard Roger-Vasselin das im „Big Apple“ ausgetragene Cincinnati-Masters und die US Open bestreiten wird. „Es wird eine Reise mit gemischten Gefühlen. Man weiß hinsichtlich Corona-Maßnahmen nicht wirklich, was da auf einen zukommt. In Wahrheit geht man jetzt vier Wochen lang alleine essen, trägt die ganze Zeit eine Maske und versucht, Abstand zu halten. Es ist eben eine ganz neue Situation. Andererseits ist da aber auch die Vorfreude, dass es endlich wieder losgeht“, sagt der 39-Jährige, der zugleich auch bestätigt, dass es die von den Spielern geforderte Garantie dafür, nach dem US-Trip nicht in Quarantäne gehen zu müssen, mittlerweile gibt.
Melzer: "Weiß nicht, wie viele US Open ich noch spiele"
Die vielen Absagen für die US Open sind für Melzer nachvollziehbar, „aber nachdem ich nicht weiß, wie viele US Open ich noch spielen werde, möchte ich da dabei sein“, betonte der Altmeister, der in Irdning seine Klasse aufblitzen ließ. Dies bekam Sebastian Kurzmann zu spüren, der sich dem ehemaligen Weltranglisten-Achten mit 0:6, 2:6 beugen musste.
Trotz des glatten Derby-Erfolges hielt sich am Ende des Tennistages die Feierlaune der Irdninger in Grenzen. So verpassten die Steirer, die sich in den vergangenen beiden Jahren jeweils die Bundesliga-Krone aufgesetzt hatten, den Finaleinzug und spielen kommenden Freitag um Platz drei. Mannschaftsführer Erich Reisinger gibt sich aber kämpferisch: Die Mannschaft soll gehalten und der Titel 2021 wieder ins Ennstal geholt werden.