Die Tennis-US-Open werden trotz der bereits erfolgten Absagen von Top-Spielern sowie des noch zu erwartenden Spielverzichts anderer Asse wohl stattfinden. "Die US Open haben gesagt, sie ziehen es durch", sagt Herwig Straka. Laut dem ATP-Board-Mitglied wollen 90 bis 95 Prozent der Aktiven auch sehr wohl spielen. Es geht aber um die Rahmenbedingungen.
Und da stehen seit dieser Woche verstärkt die Quarantäne-Regeln bei der Rückkehr aus den Staaten im Fokus. Würde Dominic Thiem in New York früh ausscheiden und daher in der zweiten US-Open-Woche zur Titelverteidigung nach Kitzbühel kommen, würde ein negativer Corona-Test reichen. Bei einer Weiterreise nach einem erfolgreichen Major-Auftritt nach Rom zur Vorbereitung auf das dortige Masters-1000-Turnier sehe es aber anders aus.
Italiener legen sich quer
"Es ist noch immer nicht schriftlich bestätigt, dass die Spieler ohne Quarantäne in Rom einreisen dürfen", erklärte Straka. "Die Italiener, das Gesundheitsministerium, weigern sich." Die ATP wie auch der italienische Tennisverband versuchen, direkt auf die italienische Regierung einzuwirken. Der Manager kann den Widerstand nicht ganz nachvollziehen. "In Wahrheit sind die Spieler in Amerika gar nie im Land. Die sind im Hotel und auf der Anlage. Und sie haben jeden zweiten oder dritten Tag einen Test."
Die Top 20 der Tennis-Weltrangliste der Herren haben diese Woche in einer Videokonferenz mit dem US-Tennisverband (USTA) und der ATP Quarantänefreiheit bei der Weiterreise von New York nach Europa gefordert, andernfalls würden sie auf ein Antreten in Flushing Meadows verzichten. Ob die Forderung erfüllt wird, liegt aber eben in der Hand der betroffenen Regierungen. Straka wies auch darauf hin, dass es aber natürlich nicht nur die Top 20 betrifft, sondern auch dahinter klassierte Akteure.
Thiem: "Wenn es losgeht, bin ich bereit"
Für Thiem soll es nächste Woche in den "Big Apple" gehen, sollte die Quarantäne-Frage geklärt sein. Der Weltranglistendritte sieht die Situation locker, nachdem er seinen Turniersiegen bei der Berliner Exhibition einen Urlaub sowie Training in der Steiermark folgen hatte lassen. "Ich war zu Hause, habe es genossen", berichtete Thiem über die vergangenen Tage. "Wenn es los geht, bin ich bereit. Und wenn es noch dauert, ist noch ein bisschen eine Zeit zum zu Hause bleiben. Ich sehe das relativ neutral."
Der Australian-Open-Finalist vom Jahresbeginn hofft freilich, dass es auch in seinem Sport bald wieder losgeht: "Tennis zählt sicher zu den ganz großen Sportarten weltweit. Und die anderen wie Formel 1 und Basketball haben alle wieder angefangen. Deswegen wird es auch Zeit, dass das Tennis da nachzieht." Sollten alle Unklarheiten beseitigt sein und er damit in die USA reisen, würde er natürlich auch das ab 22. August ebenso in New York stattfindende Masters-1000-Turnier von Cincinnati bestreiten.
Hohe Erwartungen
Nach der Absage des spanischen Weltranglistenzweiten und Titelverteidigers Rafael Nadal würde Thiem bei den US Open nach derzeitigem Stand hinter dem Serben Novak Djokovic als Nummer zwei gesetzt sein. Der Papierform nach wäre also eine Neuauflage des Australian-Open-Endspiels am wahrscheinlichsten. "Die Erwartungen sind sicher hoch", ist sich Thiem dieser Ausgangslage bewusst, auch angesichts seiner zuletzt gezeigten guten Form.
Es werde aber interessant werden, da es komplett anders als sonst ablaufen werde. "Keine Zuschauer, ein ganz, ganz kleines Team nur, sonst nur im Hotel. Es wird eine ganz, ganz neue Erfahrung einfach für uns alle", meinte der zweifache French-Open-Finalist. "Man muss auch ganz ehrlich sagen, es werden sicher einige der Topspieler absagen. Das heißt, ein eventuelles weit Kommen bei diesem Turnier wäre sicher weniger wert als normal, als es in Australien war. Trotzdem, ich freue mich darauf."
Straffer Turnierplan
Für Thiem stünde der Plan mit "Cincinnati", US Open, eventuell Kitzbühel, Rom und French Open bis in die zweite Oktober-Hälfte. Für die verbleibenden Wochen danach bis Saisonschluss ist das Erste Bank Open ab 26. Oktober in der Wiener Stadthalle eines der schon fixierten Turniere. In der Woche davor wird Thiem laut Straka kein Turnier spielen, um sich auf die Heim-Titelverteidigung vorzubereiten. Danach soll u.a. das Pariser Indoor-Event sowie ab 15. November die Londoner ATP-Finals stattfinden.