Zusätzlich spielt er am Wochenende in Berlin auch noch zwei Matches auf Hartplatz. Mit Kitzbühel spielt Dominic Thiem also eine Art "Mini-Grand-Slam". Von der Höhenlage auf Sand in Kitzbühel zu seinem ersten Rasenmatch seit Wimbledon 2019 sei "schon eine große Umstellung", meinte der dreifache Grand-Slam-Finalist am Montag bei einer Pressekonferenz. "Aber ich fühle mich wohl, habe auch sehr viele Matches gespielt und war in Nizza auf Hartplatz, in Österreich auf Sand..."
Als ersten Gegner wünscht er sich den aus seiner Tennispension kurz zurückkehrenden Altstar und mittlerweile Indian-Wells-Turnierboss Tommy Haas. "Ich hab gegen beide noch nie gespielt. Gegen Tommy würde ich schon gern ein echtes Match spielen." Gegen Jannik Sinner werde es noch genügend Tourmatches geben. Thiem spielt gern auf Rasen, seine Erfolge bei den French Open hätte ihm aber in den vergangenen Jahren nicht genügend Vorbereitungszeit gelassen. "Generell spiele ich gut darauf und habe 2016 echt große Erfolge gefeiert mit dem Titel in Stuttgart, dem Halbfinale in Halle."
Richtig ernst soll es freilich Mitte August auf der ATP-Tour werden, doch noch steht hinter den US Open ein großes Fragezeichen. Auch wenn so mancher Spieler sich aktuell gegen ein Antreten entscheiden würde, meint Thiem: "Ich glaube, dass die Entscheidung nicht in unserer Hand liegt, sondern beim amerikanischen Tennisverband, natürlich auch bei der amerikanischen Regierung, dem New Yorker Bürgermeister. Das Ganze steht auf sehr wackeligen Beinen und alles andere als sicher."
Allerdings glaubt der 26-jährige Niederösterreicher, dass es bei grünem Licht zur Austragung auch sicher sei, dorthinzureisen. "Wir werden in einer Riesenbubble (Blase, Anm.) sein, wie man es auch bei der Formel 1 in Spielberg gesehen hat. Wir werden keinen Kontakt zur Außenwelt haben." Eine Entscheidung erwartet er in den nächsten Tagen oder Wochen.
Die vergangenen vier Monate seien eine sehr spezielle Zeit gewesen, nun sehe sein Alltag schon wieder relativ normal aus. Als Australian-Open-Finalist in Topform hätte er seine bisher beste Saison spielen können. Ob er sich durch das Ausbrechen der Coronavirus-Pandemie darum betrogen fühlt? "Überhaupt nicht. Erstens kann man das sowieso nicht ändern, es ist ein Schicksal der Natur, zweitens gibt es auch wichtigere Dinge als Sport und Tennis. Und drittens gibt es auch Spieler, die es um einiges schlimmer erwischt hat als mich. Ich habe sechs, sieben unglaubliche Jahre auf der Tour gehabt. So eine Pause zu haben in einer guten Phase meiner Karriere ist natürlich bitter, aber was sollen Leute sagen, die gerade raufgekommen sind, am Weg nach oben sind und jetzt gestoppt worden sind? Oder Leute, die bald ihre Karriere beenden, die ein halbes Jahr verloren haben?"
In Berlin, wo ein besonders rigoroses Sicherheitskonzept herrscht, fühlt sich Thiem jedenfalls sicher. "Auch letzte Woche in Kitzbühel haben wir alles getan, um es sicher zu halten und Risiken zu vermeiden." Der viel diskutierte, von Novak Djokovic organisierte Adria-Cup seit "natürlich ein Fehler gewesen". "Das kann man auch nicht bestreiten. Dort war plötzlich wieder die Normalität vorhanden. Keiner hat irgendwelche Gesetze gebrochen, aber trotzdem haben wir ein bisschen den Bezug zur Realität verloren dort. Wir haben einfach die ganze Euphorie von den Kindern, den Fans gesehen und uns dazu verleiten lassen, eben diese Abstandsregeln nicht mehr einzuhalten. Das war ein Riesenfehler im Nachhinein." Er hoffe, dass alle aus den Fehlern gelernt haben. Kommentare aus Australien, gemeint ist Nick Kyrgios, seien hingegen "sehr entbehrlich".