Stillstand in Zeiten der Corona-Pandemie heißt es vor allem für das Profitennis. Wie gehen Ihr Sohn Dominic und die anderen Spieler in Ihrem Team mit der Situation um?
WOLFGANG THIEM: In den ersten beiden Wochen der Krise waren eigentlich alle sehr happy, dass sie endlich einmal ihre Ruhe gehabt haben und der ganze Stress abgefallen ist. Dann ist die Energie zurückgekommen, Dominic ist zweimal am Tag laufen gegangen und hat auch wieder Lust auf Tennis bekommen. Jetzt sind alle wieder im normalen Trainingsbetrieb drinnen. Die am 25. Mai startende Generali Austrian Pro Series hilft, um ein paar Matches zu bekommen.
Glauben Sie, dass die ATP-Tour heuer noch fortgesetzt wird?
THIEM: Der Plan ist, bei einer Absage der US Open stattdessen im Herbst die europäischen Sandplatzturniere zu spielen. Können die auch nicht ausgetragen werden, dann rechne ich mit einer kompletten Absage der Saison. Das würde dann sicher auch das Davis-Cup-Finalturnier im November in Madrid betreffen.
Wie schlimm sind die Folgen für einen Profi wie Dominic, wenn er quasi eine ganze Saison verliert?
THIEM: Finanziell ist es bestimmt ein großer Nachteil. Für Spieler wie Djokovic oder Nadal, die schon öfter Verletzungsphasen gehabt haben, kann es aber ein Vorteil sein, weil sie besser wissen, wie sie mit so einer Situation umgehen müssen. Das Komische ist eben, dass alle fit sind und keiner spielen kann. Und keiner weiß, wann es wieder losgeht.
Den „großen Drei“ spielt die Situation aufgrund ihres vorangeschrittenen Alters wohl nicht so in die Karten, oder?
THIEM: Den Jungen aber auch nicht. Die brauchen Matches. Zum Beispiel Yannik Sinner. Der ist gerade in die Top 100 gekommen. Wenn er jetzt steht, schadet es ihm mehr als einem Djokovic. Wichtig ist, dass man in der Zwangspause zielstrebig bleibt, sonst kann man den Anschluss verpassen. Speziell im körperlichen Bereich. Daher achten wir jetzt darauf, gerade im körperlichen Bereich Schwerpunkte zu setzen, für die ansonsten wenig Zeit ist.
Dominics Trainer Nicolas Massu und Physiotherapeut Alex Stober sind derzeit arbeitslos?
THIEM: Ja, leider. Aber sobald die Grenzen offen sind, stoßen sie zu uns. Das Problem ist, dass sie alle nach Arbeit bezahlt werden und derzeit kein Geld verdienen können.
In welchen Bereich liegt bei Dominic derzeit der Fokus hinsichtlich Technik?
THIEM: Wir haben jetzt sehr viel an der Stabilisierung der Rückhand und an den Übergängen zum Netz gearbeitet.
Wie groß ist derzeit das Trainingspensum?
THIEM: Eine Tennis- und eine Konditionseinheit pro Tag.