Die älteren Semester werden sich noch erinnern: Gabriela Sabatini war nicht nur ein Blickfang, sondern vor allem eine Spielerin von Weltklasseformat. Allerdings hatte die Südamerikanerin, die mit druckvollen Schlägen, durchgezogener, einhändiger Rückhand und Netzattacken gar nicht ladylike stark an das Tennis der männlichen Kollegschaft erinnerte, stets einen Makel: Steffi Graf.

Das Duell der beiden prägte das Damentennis Ende der 80er- bis hinein in die Mitte der 90er-Jahre. Doch servierte das Kräftemessen am Ende in meist dasselbe Siegegesicht – nämlich jenes der 22-fachen Grand-Slam-Triumphatorin Graf. Insgesamt 40 Mal wetzten die beiden die Tennisklingen, nur elf Mal behielt Sabatini die Oberhand. Die Gräfin setzte sich zu allem Übel meist bei den Grand Slams gegen ihre Widersacherin durch: Sieben Mal in einem Halbfinale und zwei Mal in einem Endspiel.

Weil Ausnahmen aber bekanntlich die Regel bestätigen, durfte auch die zweifache argentinische Sportlerin des Jahres mit einem Finalsieg über ihre Erzrivalin eine Major-Trophäe gen Himmel strecken. Das war 1990, als sie in Flushing Meadows der „Gräfin“ endlich einmal den Garaus machen konnte. Was für eine Genugtuung für Sabatini, die als introvertierter Mensch lange Zeit unter dem Rampenlicht litt und einmal gestand: „Die Angst, bei Siegerehrungen sprechen zu müssen, hat mich einige Erfolge gekostet.“

1996 legte die ehemalige Weltranglistendritte nach einer hartnäckigen Bauchmuskelverletzung und 27 gewonnenen Einzeltiteln mit nur 26 Jahren ihr Arbeitsgerät endgültig zur Seite. Wenig später nützte die gewiefte Geschäftsfrau ihren Ruhm aber dennoch, um ein Parfum, das ihren Namen trägt, auf den Markt zu bringen. Und das mit bis beachtlichem Erfolg.

Heute lebt die Südamerikanerin die meiste Zeit über nahe Zürich, hat aber auch Wohnsitze in Buenos Aires und Miami. Dem Tennis kehrte Sabatini wie Graf nach ihrem Rücktritt ohne Wiederkehr als Trainerin oder TV-Kommentatorin endgültig den Rücken. Dafür zeigt sie mit einer ins Leben gerufenen Stiftung im Kampf gegen den Brustkrebs ein großes Herz.