Eine Verewigung im Goldenen Buch der Stadt Graz – das erlebt man nicht alle Tage. Auch Michail Gorbatschow wurde diese Ehre zuteil. Wie fühlt man sich dabei?
OLIVER MARACH: Es ist schon etwas Besonderes. Vor allem, weil ich leider nur noch so selten in Graz bin. Ich lebe ja bereits seit 13 Jahren in Panama, aber es ist immer wieder schön, nach Hause zu kommen.
Ihre Frau und die beiden Töchter sind diesmal auch dabei.
MARACH: Ja, das ist mir sehr wichtig, weil ich sie viel zu selten sehe. Eigentlich hätte gestern in Panama wieder die Schule begonnen, aber die Direktorin ist Tennisfanatikerin und ein Djokovic-Fan. Ich bringe ihr immer wieder Autogramme mit, dann bekommen die Kinder auch frei (lacht).
Am Freitag und Samstag geht es in der Schwarzl-Halle in Premstätten gegen Uruguay um ein Ticket für das Davis-Cup-Finalturnier. Wie schätzen Sie Österreichs Chancen ein?
MARACH: Wir haben eine große Aufgabe vor uns. Jeder sagt, wir sind Favoriten, aber im Davis Cup kann immer viel passieren. Uruguay hat mit Pablo Cuevas einen sehr guten Einzelspieler, der auch im Doppel stark ist. Aber der Platz kommt uns zugute.
Ihr Ergebnistipp?
MARACH: Ein 3:0 wäre cool. Ich weiß noch nicht, wer neben Dennis (Anm. Novak) das zweite Einzel spielt, aber Jurij (Anm. Rodionov) hat zuletzt viel Selbstvertrauen getankt. Dennis ist im ersten Match Favorit. Wenn Jurij es schafft, gegen Cuevas zu überraschen, könnten wir den Sack zumachen.
Sie werden im Doppel an der Seite Ihres ehemalige Partners Jürgen Melzer antreten.
MARACH: Wir kennen uns in- und auswendig, sind nur getrennte Wege gegangen, weil die Erfolge ausgeblieben sind. Aber es war klar, dass wir Davis Cup und bei Olympia zusammenspielen werden.
Könnte das Doppel zum Zünglein an der Waage werden?
MARACH: Möglicherweise. Wie gesagt, Cuevas hat bereit einen Doppel-Grand-Slam geholt. Ariel Behar kenne ich nicht so gut, aber er hat eine unorthodoxe Spielweise, schlägt Vorhand und Rückhand beidhändig. Nach der Papierform sind wir Favoriten, aber in dieser Rolle haben wir noch nie extrem gut gespielt. Deshalb will ich es extrem konzentriert angehen.
Ist ein Heim-Davis-Cup mehr Motivation oder mehr Belastung?
MARACH: Beim letzten Davis Cup in Graz gegen Australien habe ich nicht gut ausgesehen, da war ich sehr nervös. Ich hoffe, ich habe daraus gelernt. Beim letzten Mal habe ich davor aber auch zu viel trainiert – da hätte ich besser auf meinen Körper hören sollen. Außerdem spiele ich diesmal wieder auf meiner gewohnten, also der Vorteil-Seite. Ich freue mich schon extrem.
Der Belag ist zügig, die Bälle springen nicht so hoch weg – kommt das Ihrem Spiel entgegen?
MARACH: Ja, ich mag das, weil es mir beim Return zugute kommt. Wenn jemand wie Cuevas beim Service einen guten Kick hat, tue ich mir beim Return mit der Rückhand schon schwer. Daher kommt mir der Belag entgegen.
Sie hatten zuletzt Handgelenks- und Schulterprobleme und haben sich von Ihrem Arzt in Deutschland mit Spritzen behandeln lassen. Ihre Karriere wurde von vielen Verletzungen begleitet – gehört das zu einer Spitzensportkarriere dazu?
MARACH: Leistungssport ist nicht gesund, ich werde mein restliches Leben Probleme mit meinem Kreuz und der Schulter haben. Ich bin es gewohnt, unter Schmerzen zu spielen und nehme viele Schmerztabletten. Aber man muss wissen, wo das Limit ist. Und ich kann es mittlerweile gut einschätzen, ob ich bei einer Verletzung noch weiterspielen kann oder aufhören muss. Aber ich war bis auf Hamburg 2008 nie länger als ein, zwei Monate von der Tour weg. Andere Spieler wie Andreas Haider-Maurer, Jürgen Melzer oder Alex Peya waren bzw. sind über ein Jahr weg. So gesehen bin ich eh noch gesegnet.
5000 Fans fasst die Schwarzl-Halle, 3000 Tickets sind bislang verkauft. Wie wichtig wär es, dass die Halle trotz der Angst vor dem Coronavirus gut gefüllt ist?
MARACH: Ich finde, das wird von den Medien viel zu viel gepusht. An einer normalen Grippe sterben zigtausend Menschen mehr. Wenn man ein relativ gesundes Immunsystem hat, ist es halb so schlimm. Interessant wird, wie sich das Virus auf die Tour auswirkt. Chinesische Spieler können nicht mehr ausreisen – deren Karrieren stehen auf dem Spiel. Werden auch in Europa größere Turniere abgesagt, kann es für alle problematisch werden. Wie reagiert die ATP mit dem Ranking? Was passiert mit Spielern, die nicht zu Turnieren anreisen können? Gibt es dann ein Protected Ranking?
Haben Sie als Grazer beim Davis Cup Heimschläfergenehmigung?
MARACH: Nein, ich bin mit der Familie im Spielerhotel, weil wir zuhause nur ein Zimmer zur Verfügung haben (lacht).