Da sich Dominic Thiem zeitgleich in Übersee auf seine Titelverteidigung in Indian Wells vorbereitet, muss Österreich am 6. und 7. März in Premstätten im Tennis-Länderkampf gegen Uruguay ohne seine Nummer eins bestehen. Trotzdem stehen die Chancen in der Schwarzl-Halle gut, mit einem Sieg über die Südamerikaner ein Ticket für das Davis-Cup-Finalturnier im November in Madrid zu lösen.
Österreich gegen Uruguay – das gab es im Davis Cup erst einmal, nämlich in der Weltgruppen-Relegation 1994, als Thomas Muster und Co. in Montevideo mit 3:2 gewinnen konnten. Mit von der Partie war damals auch Edi Lanz. Der Grazer feierte damals in der Mannschaft der Österreicher sein Debüt als Teamarzt. Und dieses hätte kaum aufregender ausfallen können ...
„Ich glaube, es war im Spiel zwischen Muster und Marcelo Filippini. Gegenüber dem Schiedsrichterstuhl befand sich eine große Betontribüne, auf der auch die gesamte Prominenz der Gastgeber Platz genommen hatte. Plötzlich sah ich, dass dort einer der Gäste vornübergekippt war. Ich sprang sofort auf, unterbrach das Match und lief hinüber“, erinnert sich Lanz an die dramatischen Szenen zurück. „Ich habe sofort einen Herzalarm auf dem Platz durchgeführt, dann kam die Rettung mit einem Defibrillator. Der Mann hat es damals überlebt – zumindest bis zu unserer Abreise“, erzählt Lanz, der durch seine Hilfe auch einiges an Ruhm erlangte. „Auf dem Platz erhielt ich mehr Applaus als Muster nach seinem Sieg. Die Veranstalter und später auch eine Delegation im Hotel haben sich bedankt und mir Geschenke überreicht.“
Zum Schmunzeln regen hingegen die Erlebnisse in Montevideo mit dem 2008 leider viel zu früh verstorbenen Horst Skoff an. „Als er im Training stark schwitzte und sich ein frisches T-Shirt anziehen wollte, schoss eine Fotografin ein Bild von seinem nackten Oberkörper. Weil er zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht wirklich gut austrainiert war, schrie er sie an: ,Wenn du das Foto veröffentlichst, dann verklage ich dich‘“, erzählt Lanz mit einem Grinsen.
Aber bereits zuvor hatte Skoff für Gelächter gesorgt: „Als er trainierte, habe ich ganz oben auf der Tribüne gerade Gilli Schaller massiert. Als Skoff uns erblickte, schrie er: ,Was macht ihr zwei Deppen denn da?‘“ Das Problem wäre nur gewesen, dass auf den Rängen auch zwei Frauen mit Deutschkenntnissen gesessen seien – und die fühlten sich damals vom Kärntner angesprochen. „Wir wollten eigentlich nur ein bisschen zuschauen“, hätten die beiden verdattert hervorgestottert.
Skoff kam damals nur im Doppel zum Einsatz – und zwar an der Seite von Alexander Antonitsch. Und der jetzige Kitzbühel-Turnierdirektor wäre beinahe über eine Dopingfalle gestolpert. Lanz: „In der Umkleidekabine griff Alex plötzlich in seine Tennistasche und zog einen Schnupfenspray heraus. Ich fragte ihn, was das sei und woher er es hätte. Darauf erklärte er, er hätte es bei einem anderen Turnier von einem Arzt gegen seine Verkühlung erhalten. Darauf habe ich es ihm aus der Hand gerissen.“ Die Erklärung: „Zwar hatte er von dem Arzt eine Ausnahmegenehmigung bekommen, doch galt die nur für das eine Turnier. Beim Davis Cup wäre es hingegen als Dopingmittel gewertet worden“, betont der Steirer.
Im Jahr 2014 zog sich der Orthopäde Lanz von seiner Tätigkeit als ÖTV-Teamarzt zurück. Doch ohne Lanz geht es im heimischen Tennis nicht. So hat Ulrich die Tätigkeit seines Vaters übernommen. Ob der Sohn in ferner Zukunft auch so viel über den Davis Cup am kommenden Wochenende zwischen Österreich und Uruguay zu erzählen haben wird?