Der Niederösterreicher Dennis Novak hat am Dienstag in Melbourne eine große Chance auf seinen erstmaligen Einzug in die zweite Runde der Tennis-Australian-Open vergeben. Der 26-Jährige verlor gegen den als Nummer 31 gesetzten Polen Hubert Hurkacz nach 3:05 Stunden trotz 2:0-Satzführung 7:6(4),6:1,2:6,3:6,4:6. Novak bleibt damit bei zwei Grand-Slam-Matchsiegen, beide erreicht 2018 in Wimbledon.
Den dritten hatte Österreichs Nummer zwei aber durchaus auf dem Schläger. Bei guten Bedingungen und schönem Wetter dominierte Novak seinen Gegner in den ersten beiden Sätzen. Obwohl er einem starken Aufschläger gegenüberstand, agierte der ohne Satzverlust aus der Qualifikation gekommene Außenseiter beim Service weitaus souveräner. Hurkacz hingegen wirkte da unsicher und instabil.
Hatte Novak bei 5:5 den einzigen Breakball in Satz eins vergeben, nutzte er seine Chance im Tiebreak. Nach einem Minibreak zum 5:3 verwertete er seinen zweiten Satzball und legte in Durchgang zwei mit einem Break zum 2:0 nach. Der durch drei Siege beim ATP Cup - u.a. gegen Dominic Thiem - in die Gesetztenliste gekommene Hurkacz war mit der Empfehlung eines vorwöchigen Adelaide-Halbfinales angereist, war nun aber stark angeschlagen.
Sein Gegner wirkte - womöglich auch durch seinen neuen Top-100-Status - motiviert, legte mit einem Break zum 5:1 nach und servierte den Satz mit einem Ass aus. "Die ersten zwei Sätze waren sehr, sehr gut. Da gibt es nichts zum Aussetzen", meinte Novak nach der Partie über die Anfangsphase. Dann war es allerdings mit der Herrlichkeit Novaks weitgehend getan.
"Extreme Probleme mit der Sonne"
Hurkacz fand im dritten Durchgang zu seinem Aufschlag und damit seiner stärksten Waffe, breakte Novak zum 2:0. "Ich habe da extreme Probleme mit der Sonne gehabt", begründete Novak danach. "Da bin ich dann ein bisschen hinterhergelaufen. Er hat dann besser angefangen zu servieren. Ich habe versucht, wieder ranzukommen. Aber das war schwer bei seinem Aufschlag." Es folgte ein weiteres Break zum 6:2, eines zum 3:1 entschied Satz vier.
Nachdem Hurkacz Novak in der Entscheidung den Aufschlag zum 2:1 abgenommen hatte, sprach nicht mehr viel für den Weltranglisten-99. Doch auch durch fehlerhaftes Spiel des 22-jährigen Favoriten gelang das Rebreak zum 4:4, und plötzlich war Novaks Körpersprache eine andere. Er erarbeitete sich zwei Spielbälle auf das 5:4, vergab sie aber und kassierte das Break. Novak ließ noch eine Rebreak-Chance aus, womit das Match entschieden war.
Novak: "Daran gilt es anzuschließen"
"Es war bitter, dass ich das Game verliere zum 5:4", erklärte Novak. "Es ist auf zwei, drei Punkte darauf angekommen." Er sei natürlich enttäuscht, da es eine große Chance für ihn gewesen sei. "Aber man darf nicht vergessen, dass er (Hurkacz, Anm.) die Nummer 31 ist, das Jahr sehr stark begonnen hat. Ich glaube, es war trotzdem eine sehr, sehr gute Leistung, auf die ich aufbauen kann. Daran gilt es anzuschließen."
Diese Analyse wird durch die Match-Statistik belegt. Über die fünf Sätze war Novak im Service ebenbürtig, am Netz effizienter, kam auf weniger unerzwungene Fehler und mehr Winner. Bei den Breakbällen hatte aber Hurkacz mehr Durchschlagskraft. So brachte das Daumendrücken auf Court 14 u.a. durch Novaks Betreuer Wolfgang Thiem und Julian Knowle sowie von Thiem-Manager Herwig Straka nicht den gewünschten Effekt.
Knowle litt mit seinem Schützling mit. "Es tut mir wirklich leid", sagte der Vorarlberger gegenüber ServusTV. "Über zwei Sätze hat er sensationelle Bälle gespielt - aggressiv, aktiv. Anfang dritter Satz ist er ein bisschen zu passiv geworden, das hat sich dann leider durchgezogen. Matches auf diesem Niveau fehlen ihm aber noch. Wenn er dieses Niveau gewöhnt wird, können wir positiv in die Zukunft schauen."
Auf seine Zeit in Australien blickt Novak jedenfalls recht zufrieden zurück. "Ich bin das erste Mal in die Top 100 eingezogen, habe gegen viele gute Spieler viele enge, gute Matches gespielt. Das gibt mir die Gewissheit, dass ich mit solchen Leuten mitspielen kann." Seine nächsten Stationen werden die Indoor-Turniere im Februar in Montpellier und Rotterdam sein. Danach könnte es noch vor dem Davis Cup gegen Uruguay nach Dubai gehen.