Mit einem sogar nach eigenen Worten "magischen" Auftritt hat Roger Federer am Donnerstagabend überraschend den Schlager der Gruppe "Björn Borg" bei den ATP Finals in London gewonnen und das Halbfinale erreicht. Der 38-jährige Schweizer besiegte im Duell der Tennis-Allzeitgrößen den favorisierten Serben Novak Djokovic unerwartet glatt mit 6:4,6:3.
"Großartige Atmosphäre, großartiger Gegner hier in London in der O2. Ich habe den Abend sehr genossen, ich habe unglaublich gespielt. Es mir gelungen abzuliefern, es war magisch", jubelte Federer nach einer nach den ersten beiden Gruppenspielen nicht für möglich gehaltenen Steigerung. Eine Steigerung, die von den 17.500 Fans mit frenetischem Applaus begleitet wurde und die zu einem sehr großen Anteil, keinesfalls neutral, einmal mehr hinter Federer standen.
Seit 2015 hatte Federer fünf Matches en suite gegen Djokovic verloren. Zuletzt das epische Wimbledon-Finale, das der Schweizer vergangenen Juli nach zwei vergebenen Matchbällen mit 12:13 im fünften Satz noch aus der Hand gab. Was er diesmal anders gemacht hat? "Ich habe den Matchball verwertet", scherzte er. "Es war in Wimbledon so knapp, es war ein Privileg, dieses Finale gegen Djokovic zu spielen. Man versucht es, beim nächsten Mal besser zu machen. Ich könnte derzeit nicht glücklicher sein", freute sich Federer.
Federer gewann im 49. Duell mit dem "Djoker" zum 23. Mal. Für Djokovic bitter, war er doch noch auf der Jagd nach dem Nummer-1-Ranking per Jahresende. Dies hat nun Rafael Nadal unabhängig vom weiteren Abschneiden des Spaniers sicher.
Der Drucksituation zeigte sich Federer jedenfalls besser gewachsen als Djokovic. "Man spielt immer besser, wenn das Turnier länger geht. In der ersten Runde ist es nicht so leicht und da war Dominic Thiem überlegen in unserer Gruppe. Er hat uns beide in diese Situation gebracht, dass nur der Gewinner weiterkommt."
Damit schloss Federer die Vorrundenphase als Zweiter hinter Gruppensieger Thiem ab. Thiem bekommt es am Samstag im Halbfinale mit dem Zweiten der Gruppe Andre Agassi zu tun, Federer mit dem Sieger. Die Gegner werden erst am späten Freitagabend feststehen, da es derart eng ist, dass alle vier Spieler noch Aufstiegschancen haben.
Federer wird sich wie Thiem wohl gemütlich zurückgelegt ansehen, gegen wen er am Samstag antreten wird. "Ich hatte noch keine Pläne für das Wochenende. Hoffentlich kann ich einen Schritt weitermachen als vergangenes Jahr", erinnerte er an das gegen den späteren Turniersieger Alexander Zverev verlorene Halbfinale.