Dominic Thiem hat sich nach einem zweistündigen Training mit Rafael Nadal am Samstag, etwas mehr als 24 Stunden vor seinem ersten Gruppenmatch bei den ATP Finals in London, nochmals zu seinen Aussichten für seine vierten ATP Finals en suite geäußert. Der 26-jährige Weltranglisten-Fünfte wirkte am Tag vor seinem Auftaktmatch gegen Roger Federer fokussierter und auch zuversichtlicher denn je.
In den Katakomben der O2-Arena in einem edel geschmückten Raum, in dem sonst alle Popgrößen der Welt residieren, stellte sich Thiem den Fragen einer kleinen Schar österreichischer Medien. Zuvor hatte sich der heuer fünffache Turniersieger im letzten Training vor Beginn seines letzten Saisonturniers stark und auch aggressiv gezeigt. Werden ihn seine Fans vielleicht so offensiv wie nie zuvor beim Masters erleben? "Ja, das schon, weil es sind sehr schnelle Bedingungen und es geht nur gegen absolute Weltklassespieler. Da ist es sehr wichtig, wer als Erster am Drücker ist, weil es eben schwer bis unmöglich ist, bei den Bedingungen wieder von der Defensive zurück in die Offensive zu kommen", bestätigte Thiem. Darum werde er natürlich schauen, dass derjenige zu sein, der die Punkte und das Match kontrolliert.
"Vor allem Wien hilft sehr"
Drei Hartplatz-Titel in Indian Wells, Peking und zuletzt in der Halle in Wien haben Thiem zusätzliches Selbstvertrauen gegeben. "Vor allem Wien hilft sehr, weil es mit großem Abstand das beste Indoor-Turnier war, das ich je gespielt habe. Deshalb komme ich mit großem Selbstvertrauen hierher, das ist sicher."
Und das wird er vom ersten Match an brauchen, wenn es am Sonntag (21.00 Uhr MEZ/live ServusTV, Sky) gegen den 20-fachen Major-Sieger Roger Federer geht. "Ich habe jetzt gerade wieder kurz beim Training zugeschaut: unglaublich, was er mit dem Ball macht. Wie einfach und wie edel das einfach alles ausschaut", sagte Thiem. "Jedes Spiel gegen ihn ist etwas ganz Besonderes, es ist immer schön, gegen die absoluten Legenden zu spielen."
Nichtsdestotrotz will er nicht in Ehrfurcht erstarren. Muss er auch nicht bei einer 4:2-Bilanz gegen den Schweizer. "Ich habe dieses Jahr zweimal echt gute Leistungen gegen ihn gebracht", erinnerte Thiem an seine Siege im Indian-Wells-Finale und im Viertelfinale von Madrid. "Ich werde schauen, dass ich das hier wieder so umsetze." Dennoch liegt Federer der zügigere Belag in der Halle sehr gut.
Alle möglichen Rekorde hat Federer zu Buche stehen. "Wenn man seine ganze Karriere anschaut, dann sind das Dimensionen einer komplett anderen Art", gestand Thiem. Darum müsse man gegen ihn, aber auch gegen Rafael Nadal oder seinen Gruppengegner Novak Djokovic, "mehr als ein Tennismatch" gewinnen. "Da muss man auch ein bisserl die Legende besiegen. Ich habe es schon einige Male geschafft in der Vergangenheit."
Ziel ist das Halbfinale
Will er sein großes Ziel, erstmals das Halbfinale zu erreichen, verwirklichen, dann muss allein aus seiner Gruppe "Björn Borg" einer der zwei Großen ausscheiden. Nur die Top zwei qualifizieren sich, neben Thiem, Federer und Djokovic ist noch Matteo Berrettini (ITA) im Thiem-Pool. Wer da eher rausfallen könnte? "Es macht keinen großen Unterschied. Natürlich ist Djokovic wahrscheinlich noch der Konstanteste unter den Dreien. Deshalb ist es gegen ihn vielleicht am schwierigsten", so Thiem. Doch sofort bemüht er sich, auch Federer allen Respekt zu zollen. "Auch Federer hat in Basel in souveräner Manier das Turnier gewonnen, und der Belag hier ist prädestiniert für sein Spiel. Berrettini fällt jetzt auch nicht so viel ab."