Der Südkoreaner Lee Duck-hee ist der erste gehörlose Spieler, der ein Hauptrunden-Spiel auf der Tennis-ATP-Tour gewonnen hat. Der 21-Jährige schlug den Schweizer Henri Laaksonen in der ersten Runde des Turniers in Winston-Salem (North Carolina) am Montag mit 7:6(4),6:1. Lee, der gehörlos auf die Welt kam, trifft nun in der zweiten Runde auf den als Nummer drei gesetzten Polen Hubert Hurkacz.

Eine Leistung, die umso beeindruckender ist, wenn man berücksichtigt, dass ein Spieler im Tennis abgesehen von „Aus“- oder „Netz“-Rufen vor allem vom Geräusch der Schläge des Gegners lebt. Für Lee eine völlig unbekannte Welt. Der Profi aus Jecheon, einst die Nummer drei der Junioren-Weltrangliste, hört den Ball nicht, sondern spürt nur gewisse Vibrationen und muss sich auf Handzeichen der Linien- und Schiedsrichter verlassen.

Schnelle Augen, besondere Reflexe

Das Defizit seiner Gehörlosigkeit hat der Südkoreaner mit einem schnellen Auge und besonderen Reflexen wettgemacht. „Meine Augen ersetzen meine Ohren. Ich kann den Ball zwar nicht hören, ihn dafür aber gewissermaßen spüren. Mit meinem sehr gut ausgeprägten Sehvermögen und Körpergefühl mache ich das Hörhandicap wieder wett. Ich kann über die Körperhaltung meines Gegners viel über seinen nächsten Schlag ablesen. Daher ist für mich meine Gehörlosigkeit mein größter Vorteil gegenüber anderen Spielern", sagt Lee.

Und weiter: "Die Leute haben aufgrund meiner Beeinträchtigung über mich gescherzt. Sie haben gesagt, ich soll nicht spielen. Meine Freunde und Familie haben mich dabei aber unterstützt. Ich wollte es allen beweisen, dass ich es schaffen kann", sagte Lee nach seinem Sieg.

Für den ehemaligen Weltranglisten-Ersten Andy Murray endete das Turnier in Winston-Salem bereits. Der Brite verlor auch das zweite Einzel seit dem Comeback. Der 32-Jährige unterlag dem Amerikaner Tennys Sandgren mit 6:7(8),5:7. Murray hatte sich im Jänner einer Hüftoperation unterzogen. In der vergangenen Woche trat der dreifache Sieger von Grand-Slam-Turnieren beim Masters 1000 in Cincinnati erstmals wieder im Einzel an und verlor gegen den Franzosen Richard Gasquet. Den Verzicht auf die US Open hatte Murray schon vor einigen Tagen bekanntgegeben.