Nach hinten muss Dominic Thiem dieser Tage in der Weltrangliste seinen Blick nicht richten. Als Nummer fünf hat der Österreicher aktuell 970 Punkte Vorsprung auf seinen ersten Verfolger Kevin Anderson, der zudem die Sandplatzsaison verletzungsbedingt auslassen muss. Viel entscheidender ist für den Lichtenwörther schon die Aussicht nach vorne: Auf die Nummer vier, Alexander Zverev, fehlen Thiem derzeit 480 Punkte; auf die Nummer drei, Roger Federer, 505 Zähler.
Warum das von Belang ist? Sollte der Niederösterreicher einen der beiden noch rechtzeitig abfangen können, wäre er bei den French Open in Paris unter den Top vier gesetzt und würde erst im Halbfinale auf einen der beiden Tennis-Titanen Rafael Nadal oder Novak Djokovic treffen.
Federer abzufangen, wird für Thiem schwierig. Da der Schweizer seit drei Jahren bei keinem Sandplatzturnier mehr angetreten ist, hat er diese Woche in Madrid und dann in Rom (ab 12. Mai) keine Punkte zu verteidigen, kann dafür aber viele Zähler sammeln. Anders verhält es sich da schon bei Zverev. Der 22-Jährige, der in einer formidablen Krise steckt und bei seinen letzten vier Turnier-Auftritten nie über das Viertelfinale hinauskam, marschiert nach seinem letztjährigen Finalsieg gegen Thiem als Titelverteidiger in die „Zauberkiste“ von Madrid. Somit kann Zverev keine Punkte hamstern, bei einem frühen Ausscheiden werden ihm aber entsprechend viele abgezogen. 990 wären es bei einer Auftaktpleite (2. Runde), Thiem könnte hingegen bei einem Turniersieg 400 zusätzliche Zähler auf seinem Konto verbuchen. Ähnlich verhält sich die Situation dann beim Masters in Rom: Zverev muss als Vorjahresfinalist 600 Punkte verteidigen, bei Thiem (der scheiterte 2018 in der „Ewigen Stadt“ bereits in der zweiten Runde) sind es hingegen nur zehn. Unterm Strich also zwei große Chancen für Österreichs Tennis-Ass, noch entscheidenden Boden gutzumachen.
Fakt ist, dass sich Thiem in Madrid, wo er 2017 und 2018 im Endspiel stand, pudelwohl fühlt. Und die Fans lieben den 25-Jährigen, bei dessen ersten Trainingseinheiten jeweils über 1000 Zuschauer dabei waren. Los geht es am Dienstag oder Mittwoch gegen den Sieger aus Pablo Carreno Busta (ESP) gegen Reilly Opelka (USA).