Sie haben beim Masters-1000-Event in Miami für Aufsehen gesorgt und auch schon davor ihr Riesentalent bewiesen: Die beiden kanadischen Jungstars Felix Auger-Aliassime und Denis Shapovalov erreichten in Florida jeweils das Halbfinale, nun hat Wien-Turnierdirektor Herwig Straka die Jungstars für das Erste Bank Open im Oktober in der Stadthalle verpflichtet.
Während Straka noch auf der Jagd nach Novak Djokovic ist, hat sich jene auf einen zweiten Superstar erübrigt. Rafael Nadal soll genau für die Woche des mit 2,443 Mio. Euro dotierten ATP500-Turniers seine Hochzeit mit Langzeitfreundin Maria angesetzt haben. Auch die Verpflichtung der serbischen Nummer eins der Welt wird schwierig, weil Djokovic diese Turnierwoche normalerweise gerne auslässt.
Dafür hat der steirische Turnierboss u.a. Zusagen von Dominic Thiem ("Ich werde immer in Wien spielen"), Vorjahresfinalist Kei Nishikori und vom australischen "Enfant terrible" Nick Kyrgios. Weitere Namen werden folgen.
Besonderes Augenmerk liegt möglicherweise auf zwei jungen Männern aus Kanada, vor allem wenn sie ihren begonnenen Aufstieg bis zum Wien-Termin vom 21. bis 27. Oktober fortsetzen. Der erst 18-jährige Felix Auger-Aliassime und sein zwei Jahre älterer Landsmann und Kumpel Denis Shapovalov werden in der Stadthalle am Start sein. Shapovalov überhaupt erstmals, Auger-Aliassime hat dank einer Wildcard 2018 schon Wiener Luft geschnuppert.
"Ich habe es sehr genossen. Aber ich habe auch in der Gegend schon Juniorenturniere gespielt", erinnerte sich Auger-Aliassime bei einem Pressetermin in Monte Carlo. Mit seinem Vorjahrs-Abschneiden (5:7 im dritten Satz gegen Marton Fucsovics/HUN) ist er unzufrieden, aber der Montrealer gab ein Versprechen ab. "Dieses Jahr werde ich ein ganz anderer Spieler sein und hoffentlich kann ich viele Spiele gewinnen."
Seinen rasanten Aufstieg hat Auger-Aliassime zuletzt in Miami eindrucksvoll untermauert. Am 31.12.2018 noch Nummer 108 ist er nun schon ATP-33. und damit jüngster Spieler in den Top 50. "Ich habe mich sehr verbessert in den letzten 6 bis 12 Monaten", konstatierte der 1,93-m-Mann, dessen Vater aus Togo stammt. "Ich habe sehr gut gespielt, aber nicht über meine Verhältnisse. Es hat mir sehr viel Selbstvertrauen gebracht."
Geholfen hat da auch sein erstes Finale auf der ATP Tour in Rio de Janeiro Ende Februar. "Ja, seit Südamerika ist alles sehr schnell gegangen. Und dennoch war alles Schritt für Schritt, denn ich habe viel gearbeitet." Im Ranking selbst sei der Aufstieg 2019 schneller als erwartet gegangen. "Aber ich habe es auch verdient und ich glaube, ich habe auch Möglichkeiten, noch weiter nach oben zu kommen", sagte Auger-Aliassime.
Mit seinem Ziel bis Jahresende hält er sich bescheiden zurück, auch wenn ihm manche gar schon die Top Ten zutrauen. "Vielleicht nahe an der Nummer 20 oder Top 25?" Von Druck von außen und hohen Erwartungen will er sich nicht beeinflussen lassen. "Ich habe schon große Erwartungen an mich selbst, also versuche ich nicht zu sehr auf andere zu hören. Ich bin sehr streng mit mir." Die Familie gibt ihm jedenfalls die richtige Balance, wie er meint. Der Vater ist selbst Tennis-Coach, die Mutter kommt nicht aus dem Sport.
Warum das kanadische Tennis jetzt so boomt? "Es gibt keine geheime Formel. Es ist einfach nur Arbeit, alle Coaches sind sehr leidenschaftlich. Tennis Canada hat sehr viel in die Spieler investiert, sie glauben an uns und das kann man fühlen und es motiviert", verriet er dann doch ein mögliches Rezept. Neben ihm und Shapovalov hat bei den Damen zuletzt auch die ebenfalls erst 18-jährige Bianca Andreescu den Sprung in die Top 25 geschafft.
Der zwei Jahre ältere Shapovalov war Auger-Aliassime durchaus eine große Hilfe. "Er war mir voraus und hat die großen Events vor mir gespielt. Er hat mir gesagt, es zu genießen und mir meine Zeit zu nehmen. Er war immer sehr nett und unterstützend", sagte der Teenager, der sich einst auch eine Karriere als Künstler hätte vorstellen können. "Ich höre immer gern Musik und ich kann zu Hause auch Piano spielen. Es ist auf jeden Fall gut, aus dem Sport rauszukommen und etwas anderes zu tun."
Shapovalov gilt schon etwas länger als eines der ganz großen Talente auf der Tour. "Es ist wirklich sehr gut für unser Land. Es ist toll, das Leute wie Felix und Bianca gut spielen. Sie sind tolle Charaktere", sagte Shapovalov am Dienstag in Monte Carlo, einen Tag nach seinem 20. Geburtstag, an dem er ein Erstrunden-Aus gegen Jan-Lennard Struff erlitten hat. "Ich war nach Miami noch ein bisschen rostig, aber es ist nie schön, an seinem Geburtstag zu verlieren", gestand "Shapo", der später noch mit Auger-Aliassime gegen Dominic Thiem und Jürgen Melzer im Doppel antrat.
Auf sein erstes Wien-Antreten freut sich der Weltranglisten-20. "Ich war vor ein paar Jahren in Wien und habe in Günters (Bresnik, Anm.) Akademie auch ein bisschen mit Dominic trainiert", bezog sich Shapovalov auf einen Südstadt-Trip. "Leider habe ich mich dort damals verknöchelt. Ich wollte eigentlich die Qualifikation für Wien spielen, hoffentlich wird es das nächste Mal besser gehen."
Von sich und seinem Freund Felix erwartet er viel, kein Grund dem verpassten Finalduell auf großer Bühne in Miami nachzutrauern. "Ich bin sicher, es wird in der Zukunft passieren. Ich glaube, dass wir beide eine große Zukunft vor uns haben. Felix ist so ein Profi, er wird sehr viel gewinnen und hoffentlich gilt das auch für mich."