Ist Ihre Entscheidung, die Tennis-Zusammenarbeit mit Günter Bresnik zu beenden, in Ihnen gewachsen oder hat es einen speziellen Vorfall gegeben?
DOMINIC THIEM: Es hat keinen Vorfall gegeben. Und mein neuer Trainer Nicolas Massu ist auch nicht der Auslöser. Aber nach 15 Jahren ist es schwierig, die Beziehung immer gut aufrechtzuerhalten. Es hat eben einige Dinge gegeben, die ich mir anders vorgestellt habe.
Stimmt es, dass es bisher zwischen Ihnen und Bresnik noch kein persönliches Gespräch gab?
Das stimmt, aber das wird hundertprozentig kommen. Aber es war für beide emotional schwierig und deshalb ist es besser, wenn man etwas Gras über die Sache wachsen lässt. Ich hatte nach Indian Wells aber auch extrem viel zu tun.
Der Vertrag mit Bresnik ist unbefristet, er bleibt also im Team?
Das sind Sachen, über die ich mir jetzt noch keine Gedanken gemacht habe. Tennismäßig ist die Trennung da, aber ich habe Günter so viel zu verdanken und daher ist das Letzte, was ich will, eine komplette Trennung. Aber jetzt konzentriere ich mich einmal auf die bevorstehenden Turniere. Und dann werden wir über alles reden.
Sollte die Zusammenarbeit mit Massu nicht klappen, kommt für Sie eine Rückkehr zu Bresnik infrage?
Das glaube ich nicht. Wenn es mit Nicolas nicht klappt, wonach es derzeit nicht aussieht, dann gibt es noch genügend andere Trainer. Aber man soll auch niemals nie sagen.
Neu in Ihrem Team ist auch Konditionstrainer Douglas Cordero – gibt es da neue Ansätze für Sie?
Auf alle Fälle. Das Training ist sehr tennisspezifisch und er hat einen großen Anteil am Indian-Wells-Erfolg. Es sind teils andere Übungen. Meine Beinarbeit ist jetzt ökonomischer, die Schritte haben nicht immer gepasst.
Was verbindet Sie abseits des Platzes mit Massu?
Wir reden viel über seine Erfahrungen, die er in seiner aktiven Zeit auf der Tour gemacht hat. Da gibt es spannende Geschichten, die nie ausgehen werden. Wir haben auch alle einen guten Humor, es ist immer eine gute Stimmung. Das ist sehr wichtig.
Fühlen Sie sich nach der Trennung von Bresnik auch in irgendeiner Form befreit?
Ehrlich gesagt fühle ich mich zurzeit auf und abseits des Platzes so gut wie schon lange nicht mehr. Viele Sachen machen wieder viel mehr Spaß. Und deshalb habe ich mit dieser Entscheidung auch alles richtig gemacht. Die Freude ist wieder komplett da, ich genieße wieder das harte Training und die Matches. Das war in den letzten zwei, drei Jahren definitiv nicht immer der Fall. Wenn ich mich so fühle wie jetzt, werden meine Durchhänger auf dem Platz seltener werden.
Hätten Sie den Schritt schon früher machen sollen?
Das weiß ich nicht. Ich bin natürlich auch erwachsener, reifer geworden. Vielleicht hätte ich es vor einiger Zeit nicht so durchgezogen. Aber ich denke schon, dass es der richtige Zeitpunkt war.
Sie haben jetzt viel in Ihrem Team verändert, Ihre Homebase wird aber Österreich bleiben?
Ich will definitiv in Österreich bleiben. Das ist das beste Land, das es gibt für mich. Ich bin eh selten genug zu Hause – das soll nicht noch mehr werden.
Wie gefällt Ihnen das Turnier in Monte Carlo?
Ich komme immer mit einem guten Gefühl hierher. Ich habe mir oft das legendäre Finale zwischen Muster und Becker angesehen und es war schon immer ein Traum von mir, hier auch einmal auf dem Centercourt spielen zu dürfen. Außerdem ist es der Start in die Sandplatzsaison.
Was macht dieses Turnier so speziell?
Die Bedingungen hier können sehr schnell wechseln, von 10 bis 25 Grad ist alles möglich. Und der Blick vom Centercourt auf das Meer ist einmalig auf der Tour. Was mir hier nicht so taugt, ist die Schickimicki-Welt.
Am Mittwoch geht es für Sie gegen Martin Klizan los.
Er ist im „best of three“ immer gefährlich, hat eine der besten Vorhände im Tennis und bewegt sich gut. Es wird eng.
Im Doppel sind Sie bereits heute an der Seite von Jürgen Melzer im Einsatz. Eine einmalige Sache?
Nein, wir wollen öfter zusammenspielen. Auch in Barcelona und Rom. Wir verstehen uns gut und ich kann da viel von ihm lernen.
Sie haben sich für die nächsten zwei Jahre für Kitzbühel und Hamburg verpflichtet. Das ist eher ungewöhnlich.
Das ist eine spezielle Situation, weil nächstes Jahr um diese Zeit Olympia ist und ich dort nicht spielen werde. Mein Plan ist es, 2024 in Paris bei Olympia anzutreten. Da sind die Erfolgschancen am größten.
Alexander Tagger aus Monte Carlo