Vor zwei Wochen verlor sie in der ersten Runde eines drittklassigen Tennis-Turniers im australischen Playford gegen die Griechin Valentini Grammatikopoulu. Bei den Australian Open wurde sie nach dem größten Coup ihrer sehr jungen Karriere von ihrer Mutter ermahnt, vernünftig zu essen und nicht ständig auf ihr Handy zu starren. Die 15-jährige Marta Kostjuk ist in Melbourne aktuell in aller Munde.
Mit einem 6:3,7:5-Erfolg gegen die Australierin Olivia Rogowska zog die Ukrainerin am Mittwoch beim ersten Grand-Slam-Event des Jahres bereits in die dritte Runde ein. Ihr "Teenager-Traum" wurde somit fortgeschrieben, wie die Australian-Open-Veranstalter eilig dichteten. Kostjuk ist die jüngste Spielerin seit der Schweizerin Martina Hingis vor 22 Jahren, die die dritte Runde in Melbourne erreichte. Nimmt man alle vier-Grand-Slam-Turniere her, ist sie die jüngste Akteurin in der dritten Runde seit Mirjana Lucic bei den US Open 1997.
"Glücklich, einfach glücklich", sagte die in Kiew geborene Kostjuk auf die erste Frage auf dem Platz, wie sie sich fühle. Auf der folgenden Pressekonferenz im größten aller Interviewsäle wurde ihr kurz mulmig. "Das ist unheimlich", entfuhr es Kostjuk, als sie in so viele Journalisten-Gesichter blickte wie nie zuvor. Die blonden Haare zum Pferdeschwanz gebunden, die Fingernägel rosa lackiert, Silberschmuck am linken Handgelenk und Kettchen mit Kreuz um den Hals plauderte die Teenagerin drauflos, als seien Auftritte auf den größten Tennis-Bühnen der Welt schon längst Routine für sie.
Nur wegen der Mama
Mit dem Tennisspielen hatte sie nur angefangen, weil sie so oft wie möglich ihre Mutter, die frühere Profispielerin Talina Beiko, sehen wollte. Irgendwann entschied sich Kostjuk gegen eine Karriere als Turnerin und für die Laufbahn auf der Tennis-Tour. Die Schularbeiten erledigt sie unterwegs, bei ihren seltenen Besuchen in der ukrainischen Heimat muss sie Tests schreiben.
Bei den Herren schaut sie vor allem Novak Djokovic gerne zu. "Ich wollte ihn heiraten. Ich glaube auch, er weiß es, weil in einer serbischen Zeitung stand: 'Ukrainische Tennisspielerin will Novak heiraten'", erzählte sie in einem WTA-Interview und führte scherzhaft aus: "Es sind 15 Jahre Unterschied zwischen ihm und mir, meine Eltern haben eine Altersdifferenz von 18 Jahren. Also dachte ich, das ist okay. Aber ich habe aufgehört, ihn heiraten zu wollen, als ich 13 war."
Kostjuk hatte vor dem Turnier in diesem Jahr 228 US-Dollar an Preisgeld verdient. Nun ist ihr ein Scheck über 142.500 Australische Dollar (92.658 Euro) bereits sicher. Und der Lauf der Australian-Open-Juniorinnen-Siegerin von 2017 muss noch nicht zu Ende sein. Im Kampf um den Achtelfinaleinzug wartet zwar mit ihrer als Nummer vier gesetzten Landsfrau Elina Switolina eine deutlich höhere Hürde, die 23-Jährige ist allerdings angeschlagen.
Die Nervosität der Gegnerin ausnutzen
"Ich glaube, auch sie wird ein bisschen nervös sein, und das versuche ich auszunutzen", sagte die in Kiew geborene und in Zagreb lebende Kostjuk vor dem Vergleich der Noch-Ranglisten-521. mit der Weltranglisten-Vierten. Mit der Chinesin Peng Shuai (Nummer 25) hat die vom ehemaligen kroatischen Top-Ten-Spieler Ivan Ljubicic gemanagte Qualifikationssiegerin jedenfalls bereits eine Gesetzte auf die Abschussliste gesetzt.
Überraschend das Aus kam für Belinda Bencic. Die Schweizerin, die zum Auftakt sensationell Venus Williams ausgeschaltet hatte, landete mit einem 1:6,3:6 gegen die thailändische Qualifikantin Luksika Kumkhum auf dem Boden der Realität.