In der in den nächsten Tagen beginnenden Tennis-Saison gibt es etliche Unbekannte. Bei den Herren kehren einige Asse nach Verletzungspausen auf die Tour zurück und wollen dem Beispiel von Rafael Nadal und Roger Federer folgen. Die beiden haben heuer nach Comebacks die Szene dominiert. Jüngere wie Dominic Thiem haben aber bereits in den Top Ten Position bezogen oder wollen von dahinter angreifen.

Thiem hat als Weltranglisten-Fünfter eine gute Position. Nach einem durchwachsenem Herbst hat der Niederösterreicher im dreiwöchigen Dezember-Camp auf Teneriffa alles getan, um die Voraussetzungen für den nächsten Schritt nach vor zu schaffen. "Wir haben am Material etwas herumgetüftelt und sehr, sehr viel Fitness gemacht", ließ der 24-Jährige kurz vor Weihnachten bei einem Pressegespräch in Wien wissen. "Ich bin sehr, sehr zufrieden mit der Saisonvorbereitung."

Natürlich spitzt Thiem auf die Saison auf Sand, seine große Stärke. Hier stehen die ersten Turniere im Februar auf dem Programm. Sein Coach Günter Bresnik verschwendet daran aber noch keinen Gedanken. "Für mich liegt der Schwerpunkt immer in der Gegenwart", stellte er klar. "Das Wichtigste war daher, Dominic auf Hartplatz vorzubereiten." Da geht es für ihn nach der Anreise am Christtag am Freitag bei einem Einladungsturnier in Abu Dhabi gegen Top-Gegner los.

Auftakt in Doha

Um seine ersten Punkte 2018 spielt Thiem nächste Woche in Doha, zwei Wochen danach beginnen in Melbourne die Australian Open. Dort wird auf Hartplatz gespielt, darauf und auf Rasen will der Lichtenwörther seine Leistungen verbessern. "Auf den anderen Belägen wieder besser spielen, das ist mein Ziel", sagte Thiem der APA - Austria Presse Agentur. "Am liebsten aber spiele ich auf Sand. Da will ich voll angreifen."

In Abu Dhabi und Doha wird Thiem vom Spanier Galo Blanco betreut. Bresnik wird in der Woche vor den Australian Open anreisen, in der Thiem in Melbourne die Kyooyong-Exhibition spielen wird. Thiem will sich 2018 primär in den Top Ten halten, in die er erstmals im Juni 2016 vorgestoßen ist. Er lässt aber erkennen, dass ihn sonst nur der Nummer-1-Status interessiert. "Ob ich jetzt vier oder fünf oder neun bin, ist mir ziemlich egal. Die eins zählt, die ist derzeit aber sehr, sehr weit weg."

Und die hält Rafael Nadal. Der Spanier geht mit 1.040 Punkten Vorsprung auf Verfolger Roger Federer ins neue Jahr. Gegen Saisonende haben dem 31-Jährigen aber Knieprobleme zu schaffen gemacht, und er sagte nun auch für Abu Dhabi ab. Der 36-jährige Federer hingegen scheint bereit, erstmals seit November 2012 die Ranking-Spitze einzunehmen. Für Nadal wie Federer steht dabei schon in Melbourne viel auf dem Spiel, sind sie doch Finalist und Sieger der Australian Open 2017.

Das Sextett dahinter ist in seinen Zwanzigern und noch nicht von größeren Wehwehchen geplagt. ATP-Finals-Sieger Grigor Dimitrow (BUL/26 Jahre), Alexander Zverev (GER/20), Thiem (24), Marin Cilic (CRO/29), ATP-Finals-Finalist David Goffin (BEL/27) und der zuletzt stark aufgetretene Jack Sock (USA/25) rangieren innerhalb von 2.000 Zählern. Sie haben das Rüstzeug, den Rückstand auf die Top Zwei zu verringern. Ebenso verhält es sich mit dem elftplatzierten Juan Martin del Potro (ARG/29).

Die Verletzten der zweiten Saisonhälfte 2017 nehmen vor dem neuen Anlauf die Rankings 9 (Stan Wawrinka/SUI), 12 (Novak Djokovic/SRB), 16 (Andy Murray/GBR), 19 (Tomas Berdych/CZE), 21 (Nick Kyrgios/AUS), 22 (Kei Nishikori/JPN) und 24 (Milos Raonic/CAN) ein. Die vier Erstgenannten haben ihren Dreißiger schon hinter sich. Nadal und Federer haben aber eben heuer bewiesen, dass das keine Einschränkung auf dem Weg nach oben sein muss.

Bresnik traut grundsätzlich nur Djokovic einen ähnlichen Lauf zu. "Man muss abwarten, wie die gesundheitsmäßig alle beisammen sind", wollte er sich auf keine Prognosen einlassen. "Es gibt viele Fragezeichen. Bevor die nicht alle ein, zwei Turniere gespielt haben, wird man nichts sagen können." Der 56-Jährige rechnet auch mit Lucas Pouille (FRA/23) und hat auf Teneriffa Andrej Rublew (20) beobachtet: "Der spielt außergewöhnlich gut." Der Russe beginnt ebenfalls in Abu Dhabi.