Nach dem unerwartet abrupten Ende einer starken Saison will Roger Federer seinen zweiten Frühling verlängern. Schon vor dem zweiwöchigen Familienurlaub dachte der 36-jährige Tennis-Star an die neue Saison und die nächsten Erfolge in Australien. "Ich kann es nicht abwarten, dort wieder zu spielen", sagte Federer nach der verpassten Titelchance bei den ATP-Finals.
Anfang Dezember wird Federer wieder mit dem Training beginnen. Ende desselben Monats tritt die langjährige Nummer eins in Perth beim Hopman Cup an, um die Form für die Mission Titelverteidigung bei den Australian Open zu finden. In Melbourne hatte im vergangenen Jahr seine grandiose Comeback-Story ihren Anfang genommen.
Nach dem Australian-Open- und Wimbledon-Triumph sowie dem verletzungsbedingten Aus für seinen Rivalen Rafael Nadal war Federer am Samstag in London völlig unerwartet, aber verdient im Halbfinale am Belgier David Goffin, dem Bezwinger von Dominic Thiem, gescheitert.
"Ziemlich enttäuscht"
Eigentlich wollte der Schweizer sein erfolgreiches Jahr mit seinem siebenten WM-Titel krönen. "Ziemlich enttäuscht" sei er, gab er zu. Doch angesäuert wirkte der Grand-Slam-Rekord-Champion nicht. Geduldig und ruhig erklärte er, dass Goffin einfach der Bessere gewesen sei. "Ich freue mich für ihn. Er ist ein großartiger Kerl."
Siegerposen von Federer gab es in diesem Jahr trotz der Samstag-Niederlage reichlich. Wohl kaum einer hätte ihm vor dem Saisonstart zugetraut, in diesem Maße zu glänzen. "Ich bin so glücklich, dass ich auf diesem Level vom Beginn bis zum Ende gespielt habe. Es war großartig. Ich habe diesen Prozess genossen", sagte der vierfache Vater.
Sieben Turniere gewonnen
Sieben Turniere gewann er in dieser Saison, mehr als jeder andere. Federer beendet 2017 als Nummer zwei der Welt hinter Nadal. In der Weltranglisten-Geschichte war nie ein Spieler, der das geschafft hat, älter als er. Von 57 Partien verlor er nur fünf. Vor dem Australian-Open-Triumph hatte er seit Wimbledon 2012 keinen Grand-Slam-Titel mehr gewonnen. Und das alles nach einem verkorksten, von Verletzungspausen geprägten Jahr 2016 und einem vorzeitigen Saison-Aus ohne Titel.
Die Grundlage dieses Comebacks ist kein Geheimnis. Federer hat akzeptiert, dass er im reifen Tennis-Alter seine Kräfte gezielt einsetzen muss. "Ich kann nicht mehr 25 Turniere spielen - also ich kann es, aber wir wissen alle, was das Resultat wäre", sagte der Rekordmann. Nach den Verletzungsproblemen im Vorjahr trat Federer 2017 bei deutlich weniger Turnieren an, die Sandplatzphase ließ er sogar komplett aus.
Vielleicht verzichtet der Routinier 2018 nicht so konsequent wie in dieser Saison auf seine Einsätze, weil er nach einem gesunden Jahr stabiler ist. Über die Option, wieder auf Sand dabei zu sein, denke er nach. "Für nächstes Jahr kommt alles auf den Tisch. Natürlich hoffe ich, zu spielen."
Aber zunächst stehen jetzt zwei Wochen Familienurlaub an, mit seiner Frau Mirka, den Zwillingsmädchen Myla und Charlene und den Buben Leo und Lenny. "Das brauchen wir am Saisonende. Nicht nur ich, auch meine Frau und meine Kinder", erzählte Federer. "Wir lieben das."