Er hat sich dieses Jahr mit 43 noch einmal in die Top 50 der Tennis-Doppel-Weltrangliste zurückgekämpft. Doch nun muss sich Julian Knowle nach einer schweren Verletzung im linken Ellbogen vergangene Woche in St. Petersburg die Zukunftsfrage stellen. Der Vorarlberger wird am Mittwoch in Pforzheim operiert und danach für wohl sechs Monate ausfallen. Eine Rückkehr auf die ATP-Tour wird schwierig.
Passiert ist das Malheur im Doppel an der Seite von Alexander Peya. "Ich habe mir während der Partie die Sehne am linken Oberarm und das Innenband im Ellbogen abgerissen", schilderte ein niedergeschlagener Knowle am Montagr. Er habe dann gleich gewusst, dass es etwas Ärgeres sei, aber irgendwie noch geschafft, das Match fertig zu spielen.
Welt zusammengebrochen
Nach einem MRI am vergangenen Donnerstag sowie Absprache mit dem deutschen Ellbogen-Spezialisten Boris Hollinger, bei dem u.a. auch Jürgen Melzer in Behandlung ist, ist ein Eingriff unvermeidbar. "Da ist für mich ein bisserl eine Welt zusammengebrochen. Jetzt, nach dem Jahr, in dem ich mich wieder nach oben gekämpft habe", sagte Knowle. In Baastad hatte er im Juli seinen ersten ATP-Doppeltitel nach drei Jahren geholt und gezeigt, dass er trotz fortgeschrittenen Alters immer noch vorne mitspielen kann. Beim ATP-500-Turnier in Hamburg und danach in Kitzbühel erreichte der aktuelle Weltranglisten-51. und zweitbeste ÖTV-Doppelspieler noch zwei Halbfinali.
"In den nächsten 12 Monaten wäre ich bei fast allen großen Turnieren wieder im Hauptbewerb gewesen", meinte Knowle. Ob diese Verletzung das Ende seiner langen Karriere mit 19 Turniersiegen mit den Höhepunkten US-Open-Sieg sowie Doppel-Masters-Finale (beides 2007) bedeutet, darauf will sich Knowle noch nicht festlegen. "Dazu ist es für mich noch zu früh. Aber ich bin 43 einhalb. Ich werde mir auf jeden Fall das 'protected ranking' geben lassen. Aber mit 44 und sechs Monaten Pause wird es schwierig, noch einmal einen Anlauf zu machen."
Noch nicht ausgesorgt
Zumal es mit zunehmendem Alter ohnehin immer schwieriger geworden ist, auch Partner auf der Tour zu finden. Neun Monate lang kann er neun Turniere spielen mit dem geschützten Ranking. "Ich muss auch sehen, was in der Zwischenzeit passiert, was sich auftut." Der Vorarlberger mit Wohnsitz Wien hat in seiner Karriere nicht so viel verdient, dass er nun nichts mehr tun muss, erzählte er. "Ich muss ja auch eine Familie ernähren", so Knowle, der Vater eines Buben und eines Mädchens ist.
"Für mich war es ein Riesenschlag, weil es von einer Sekunde auf die andere passiert ist." Vor einem Jahr hätte er damit noch leichter umgehen können, aber nun ist es besonders bitter für ihn. "Ich habe die geilste Phase meiner Karriere gehabt, weil ich mich noch einmal zurückgespielt habe. Das war für mich eine Riesenbefriedigung."
Knowle wird nun einmal die Operation abwarten und sehen, wie es weitergeht. Kurios ist, dass er erst vor Kurzem u.a. gemeinsam mit Jürgen Melzer und Peya beim Fußball-Schlager Austria Wien gegen AC Milan war und man da über Melzers Zukunft gesprochen hat. Der ehemalige Weltranglisten-Achte überlegt ja derzeit selbst, ob er sich am linken Ellbogen operieren lassen soll oder nicht. "Dass ich jetzt vor ihm eine OP am Ellbogen habe, das überrascht uns alle", meinte Knowle bitter.